Philipp Loll wird sein Geschäft "Palvino" aus familiären Gründen zum Jahresende schließen, hat aber beim XXL-Shopping noch wie gewohnt geöffnet. Foto: Angela Portner
Eppingen. (apo) Kistenweise Nürnberger Lebkuchen stehen bei Marcel Gencgel im Büro. "Die sind für das Krümelmonster", erklärt der Wirtschaftsförderer. Natürlich wird das drollige Kerlchen aus der Sesamstraße die nicht allein essen, sondern nach Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung an die Kinder verteilen. Geboten wird am heutigen Freitagabend jedoch auch für die Erwachsenen eine Menge. Sie können nach der Rede von Oberbürgermeister Klaus Holaschke bis 22 Uhr ausgiebig einkaufen gehen, dazwischen einen Glühwein süffeln oder an den Hütten in der Brettener- und Bahnhofsstraße eine Bratwurst mit Pommes knuspern.
Um der festlichen Stimmung ein schmissiges Krönchen aufzusetzen, spielt auf dem Marktplatz die HM-Bigband aus Sinzheim bis 21 Uhr, und wer danach noch das Tanzbein schwingen möchte, ist beim Benefiz-Konzert im Ahnenkeller sicher gut aufgehoben.
Die Innenstadt ist an diesem Abend für den Verkehr gesperrt. Autos dürfen als kleine Entschädigung "für umme" im Parkhaus warten. Das gilt übrigens auch für die kommenden Adventssamstage: "Ein Bonbon für Kunden, die von auswärts anreisen." Gencgel weiß, dass die Nutzer ganz begeistert von den breiten Einfahrten, Wegen und Stellplätzen sowie von den offen gestalteten Ebenen sind: "An Markttagen ist es fast wie eine kleine Völkerwanderung."
Beim ersten XXL-Shoppping unter weihnachtlichen Lichtbällen soll es aber eher gemütlich zugehen. 25 Händler haben sich dafür nicht nur bei der Dekoration mächtig ins Zeug gelegt, sondern werden ihre Kunden mit Angeboten und kreativen Geschenkideen überraschen. Die größte davon wird sicherlich der "Popup-Store", was so viel wie "temporäre Belegung leer stehender Ladenflächen" bedeutet.
Juliane Ehehalt nutzt die Gelegenheit, um zu testen, ob ihr puristisches Angebot "Schönes für Zuhause & Workshops" gut bei den Kunden ankommt. Zu finden ist "Designhype - Konglomerat" an der Wilhelmstraße beim Biomammut. Wirtschaftsförderer Gencgel würde sich freuen, wenn daraus etwas Längerfristiges erwächst, denn die derzeitigen Leerstände sind, wenn auch kein typisch Eppinger Problem, eine große Herausforderung.
Nachfragen nach kleineren Ladenflächen gibt es einige, doch gerade die kann die Fachwerkstadt derzeit nicht bedienen. Für Flächen zwischen 120 und 250 Quadratmeter in erstklassigen Lagen sucht man dagegen händeringend Mieter.
Dabei habe die Stadt vieles zu bieten. "Wir ziehen mit dem Handel an einem Strang", macht Gencgel deutlich, verweist auf die hohe Aufenthaltsqualität, ausreichend viele und preislich kaum zu toppende Parkplätze (50 Cent für zwei Stunden) und gemeinsame Einkaufsevents. Mit Anzeigenkampagnen in Tageszeitungen, Amtsblättern und ausgewählten Fachmagazinen bleibt man ständig am Ball, um neue Kunden zu akquirieren.
Besonders für die Belebung des Ludwigsplatzes mit Gastronomieangebot und einen Laden im ehemaligen "Haus der Brille", das inzwischen verkauft ist, bräuchte es dringend neue Ideen. Dass die Schülerhilfe in die alte Stadtapotheke gezogen ist, bedauert Gencgel: "Eine Parfümerie hätte dort sicher besser gepasst."
Bei allen Bemühungen, für alle Beteiligen die beste Lösung zu finden, hat jedoch immer der Eigentümer das letzte Wort. Bei Philipp Loll, der sein "Palvino" das letzte Mal am 22. Dezember öffnet, war es dagegen der Familiennachwuchs: "Ich kann nicht gleichzeitig auf drei Hochzeiten tanzen."
Den "Genussladen" mit ansprechendem, edlen Ambiente, einem breiten Angebot an Feinkost, hochwertigen Whiskeys, ausgefallenen Weinen und anderen Spirituosen hat er bisher im Nebenerwerb geführt. Erfolgreich, aber um eine vierköpfige Familie zu ernähren, reiche es leider nicht.
Gern hätte Loll einen Nachfolger, der das Konzept ab Januar oder Februar weiterführt. Leider hat das bisher nicht geklappt. Schade ist das nicht nur für die vielen Stammkunden, sondern auch für die Eppinger, die das Geschäft, das gleichzeitig Kaffee und Bar ist, vermissen werden.