Schnelle Datenleitung nach Elsenz wird gebaut
Bauarbeiten für die schnelle Datenleitung über Rohrbach nach Elsenz haben begonnen - Stadt investiert 850.000 Euro in Daseinsvorsorge

Von Armin Guzy
Eppingen-Elsenz. Hätte ein fleißiger Elsenzer vor acht Jahren seinen Job an den Nagel gehängt, zum Spaten gegriffen, einen 13 Kilometer langen Graben über Rohrbach nach Eppingen gebuddelt und ein leeres Rohr verlegt, wäre er heute Millionär – und Elsenz hätte schnelles Internet. Es war allerdings niemand so vorausschauend, und so wird es wohl noch einige Monate dauern, bis die heiß ersehnte schnelle Datenverbindung per Glasfaserleitung in Betrieb gehen kann. Immerhin: Der symbolische erste Spatenstich wurde gestern gesetzt.
2011 hatte es die ersten Beratungen gegeben, blickte Ortsvorsteher Mike Frank an dem "bedeutenden Tag für Elsenz" auf die lange Leidensgeschichte seiner Mitbürger zurück. Und haderte doch mit den Rahmenbedingungen: 1,8 Millionen Euro wird die Glasfasertrasse voraussichtlich kosten, fast die Hälfte davon trägt die Stadt. Die Gemeinderäte hatten die Investition, wie berichtet, im Juli mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten in den Taschen bewilligt, um den digitalen Versorgungsnotstand im nördlichsten Stadtteil zu lindern. Kein Telekommunikationsunternehmen war bereit gewesen, das brachliegende Gebiet auf eigene Rechnung zu erschließen. "Die Stadt macht es nun möglich", sagte Frank, aber eigentlich kann es nicht sein, dass eine Kommune in Vorleistung tritt, und ein Privatunternehmen dann den Profit macht."
Aktuell sorgen noch Kupfer- und Koaxialkabel für den Zugang ins weltweite Datennetz. Allerdings mit längst untragbaren Übertragungsraten von maximal vier Megabit pro Sekunde – für die meisten Eingesessenen zu wenig, für Zuzugswillige ein K.o.-Kriterium und für Firmen ein gravierender Standortnachteil. Die Klagen sind seit Langem vielstimmig und wurden zuletzt immer lauter. "Die Stadt ist da eigentlich der falsche Ansprechpartner", unterstrich auch Oberbürgermeister Klaus Holaschke, "aber sagen Sie das mal dem Bürger." Auch in anderen Stadtteilen flutschen die Daten noch nicht überall so schnell, wie es sich viele wünschen, aber die Elsenzer ist bisher am schlechtesten dran. Die Not ist so groß, dass sich die Stadt zum Handeln gezwungen sah, wie bereits vor einigen Jahren in Kleingartach.
Holaschke dankte zwar ausdrücklich den beiden Vertreterinnen des Landesministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration, deren Behörde den stattlichen Zuschuss von 950.000 Euro bewilligt hat, kritisierte aber einmal mehr den mit den Ausbaulücken in Deutschland, der oft ungesicherten Finanzierung und den Tücken eines liberalisierten Marktes.
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Wir sind guter Hoffnung, dass das schnelle Internet 2020 ankommt", sagte er. Mit der Firma Schuler aus Mosbach sei ein Unternehmen mit einem sehr gutem Ruf und viel Erfahrung gefunden worden, lobte er schon im Voraus und versicherte, dass die Suche nach einem Netzbetreiber parallel zum Bau der Trasse laufe. Denn die Glasfaser wird zwar gleich ins Leerrohr eingeblasen, aber es braucht noch ein Unternehmen, das sich dann quasi ins gemachte Nest setzt, die Trasse von der Stadt pachtet und die Daten dann auf die Reise nach Elsenz schickt. 1000 Haushalten und rund 140 Firmen können über die Trasse versorgt werden. Holaschke zweifelt nicht daran, dass sich genügend Interessenten finden, damit sich der Betrieb für ein Telekommunikationsunternehmen dann lohnt.
Dass der Ausbaustandard zumindest zu Beginn noch nicht der allerfortschrittlichste sein wird, weil die Glasfaser – außer den den Gewerbegebieten "Streitland" in Elsenz und "Wiesental" in Rohrbach – nicht direkt in die Häuser verlegt wird, nannte Holaschke "den Spatz’ in der Hand". Er sei sich aber sicher, dass sich die Situation schnell weiter verbessern wird, wenn die Leitung erst mal in Betrieb ist.