Der Bürgerbus gehört inzwischen zum Stadtbild, und die Fahrgastzahlen steigen weiter. Foto: Guzy
Eppingen. (guz) Der letzte Monat des für alle Fahrgäste kostenlosen Bürgerbus-Transfers sind angebrochen. Ab Januar kostet jede Fahrt ein Euro, wobei nach wie vor viele Bürger gratis mitfahren dürfen. Zum Ausklang der kostenlosen Probezeit bietet der Bürgerbus-Verein im Rahmen seines regulären Fahrbetriebs noch ein Advents-Shuttle an, um den Bürgern ein entspanntes Einkaufen an den verkaufsoffenen Advents-Samstagen in der Eppinger Innenstadt zu ermöglichen. Wie bereits probehalber im Vorjahr, fährt der Bürgerbus erneut, solange die Geschäfte geöffnet sind. Im Gegensatz zu den sonstigen Werktagen macht das Advents-Shuttle keine Mittagspause: Der Bus fährt von 9.03 bis 16.03 Uhr stündlich.
Dass nach der Zeit des Probebetriebes ein geringer Fahrpreis erhoben werden soll, war von Stadt und Bürgerbusverein bereits bei der Vereinsgründung angekündigt worden. Der Betrieb des regulär zum ÖPNV-Netz gehörenden Bürgerbusses wird von den "Energie- und Verkehrsbetrieben Eppingen" (EVE), also von einem städtischen Eigenbetrieb finanziert. Da die Fahrer ehrenamtlich arbeiten, fallen zwar keine Lohnkosten, aber der Sprit, die Reparaturen und auch der Kauf des Gebrauchtfahrzeugs sollen zumindest zum Teil gegenfinanziert werden. Bislang ist der von vielen als großer Gewinn gesehene Fahrbetrieb ein reines Zuschussgeschäft. Lediglich die Münzen und Scheine, die die Fahrgäste ins Bord-Sparschwein werfen, tragen ein wenig zur Kostendeckung bei.
Aber auch aus rechtlichen Gründen lässt sich der Probebetrieb nicht endlos fortsetzen, weil die EVE dem Finanzamt gegenüber eine "Gewinnerzielungsabsicht" nachweisen muss, um die Vorsteuer abziehen zu können. Ab Januar werden die Fahrgäste daher in der Regel einen Euro bezahlen. Weil das Gebrauchtfahrzeug zwar hygienisch, aber nicht technisch nachgerüstet wurde und daher über kein elektronisches Abrechnungssystem verfügt, sollte man einen Euro parat haben, denn laut Mitteilung des Vereins ist das Geldwechseln corona-bedingt derzeit ausgeschlossen. Was zuviel ist, wir also gespendet.
Erst der neue Bus, zu dessen Kauf der Gemeinderat im Oktober 110.000 Euro freigegeben hat, wird mit einem solchen System ausgestattet sein – und außerdem mit einer Niederflurrampe, die das Einladen eines Rollators oder eines Kinderwagens wesentlich erleichtern soll. Der Ein-Euro-Tarif kennt indes etliche Ausnahmen: So zahlen Jugendliche im Alter von sechs bis 14 Jahren nur die Hälfte; jüngere Kinder, Inhaber einer Verbundkarte, Senioren ab 80 und Menschen mit Handicap fahren weiterhin kostenlos.
Corona-bedingt ist die Probezeit zwar etwas kürzer ausgefallen als geplant, seit 25. Mai haben sich aber trotz der Beschränkungen immerhin rund 2500 Passagiere kostenlos befördern lassen – und gerne auch das "Wink und Fahr"-Prinzip genutzt, denn der Bus lässt sich auf seinen Routen in den 30er-Zonen per Handzeichen stoppen, und auch Aussteigen kann man fast überall auf Zuruf.
Lothar Schlesinger, der Geschäftsführer des Vereins berichtet, dass die täglichen Fahrgastzahlen langsam aber kontinuierlich steigen: "An manchen Tagen befördern wir schon 25 bis 30 Fahrgäste." Und zunehmend nutzen auch jüngere Passagiere das Angebot. "Die Fahrgäste schätzen es sehr, dass sie ohne Auto beispielsweise zum Einkaufen, zum Arzt, ins Rathaus, zur Tagespflege, auf den Markt, auf die Bank, zum Bahnhof, auf den Friedhof oder zur Fußpflege fahren können", resümiert Schlesinger, und auch Vereinsvorsitzender Reinhard Ihle freut sich, dass Bürgerbus "in den Köpfen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger angekommen ist und mittlerweile zum Eppinger Stadtbild gehört".
Nach der aufwendigen Reparatur, bei der der Motor getauscht werden musste, laufe der Bus wieder wie geschmiert. Wenn der bestellte neue da ist, was bereits im kommenden Frühjahr der Fall sein soll, wird der bisherige Bus als Trainings- und Ersatzfahrzeug genutzt werden. Inzwischen werden die Fahrgastzahlen per Strichliste erfasst, um einen Überblick über die Höhe der ab Januar zu erwartenden Einnahmen zu bekommen.
Schlesinger berichtet auch davon, dass viele Fahrgäste nicht nur das ehrenamtliche Engagement der fast 30 Fahrer loben, sondern auch die Unterstützung des Projekts durch Oberbürgermeister Klaus Holaschke und den Gemeinderat. Mittlerweile gebe es außerdem Überlegungen auf mehreren Ebenen, ob und welchen zusätzlichen Beitrag der Bürgerbus-Verein zur Eppinger Gartenschau leisten kann.