Noch liegt die Alte Sparkasse im Dornröschenschlaf. Der Umzug des Eppinger Figurentheater soll dem Gebäudekomplex, den die Stadt vor Kurzem gekauft hat, wachküssen. Voraussichtlich ab Oktober kommt hier das erste Stück auf die (allerdings kleinere) Bühne. Foto: Armin Guzy
Eppingen. (guz) Die Entscheidung ist gefallen, das Eppinger Figurentheater gerettet und das von der Stadt gekaufte Gebäude Alte Sparkasse hat mit dem "Epfi" den ersten Nutzer. Die fast schon bühnenwürdige Dramatik hinter dieser Lösung wurde jetzt bei einem Pressegespräch deutlich: Das Epfi stand zeitweilig tatsächlich vor dem Aus.
Das Ehepaar Zotz dachte ans Aufgeben, nachdem die Stadt den Mietvertrag für die bisherige Spielstätte im "Schwanen" gekündigt hatte, sich auf dem privaten Markt keine finanzierbare Alternative fand und sich dann auch die Pläne für einen raschen Umzug ins ebenfalls städtische Kesselhaus zerschlugen. Und zu alledem lief das Theater Gefahr, ohne Spielstätte Fördermittel des Landes zu verlieren.
Dass die Alte Sparkasse und die mit ihr verbundene "Villa" ein Kompromiss sind und dass auch die Finanzierung längst noch nicht steht, wurde bei dem Gespräch ebenfalls klar. Die Stadt hat 90.000 Euro im Haushalt 2019 eingeplant, um die Sparkasse soweit zu ertüchtigen, dass das Epfi einziehen kann - laut Oberbürgermeister Klaus Holaschke geht es dabei vor allem um Brandschutzmaßnahmen und Installationsarbeiten.
Knapp ein Fünftel der Summe trägt das von Heidi Callewaert-Zotz und ihrem Mann Thomas Zotz als GbR geführte Figurentheater, das damit aber noch keineswegs am Ende der Ausgaben angelangt sein wird. "Was mit dem Theater zu tun hat, finanzieren wir. Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt und suchen nach Partnern", sagte die Theatermacherin.
Dass dem Epfi künftig statt bisher 660 nur noch 500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen und vor allem der Zuschauerraum im ehemaligen Schalterraum um ein Drittel kleiner sein wird, macht den Neubeginn nicht eben leichter. Überdies können wegen der geringeren Bühnenhöhe einige bewährte Stücke wohl nicht mehr aufgeführt werden, und beim Gang zur Toilette werden die Besucher vorerst wohl einen Container im Hof aufsuchen müssen.
Einer massiven Erhöhung der Eintrittspreise, die sich aufdrängen würde, um die geringeren Zuschauerzahlen zu kompensieren, erteilte das Ehepaar Zotz vorerst eine Absage. "Wir gucken, dass es bezahlbar bleibt", sagte Callewaert-Zotz, und das Wort "sparen" stecke im Namen der neuen Spielstätte ja schließlich schon drin. "Wir verkaufen nicht nur Theaterstücke, wir verkaufen auch Atmosphäre", ergänzte ihr Mann. "Und wir nehmen das als Herausforderung an."
2010 hatte das Ehepaar die Spielstätte "Schwanen" bezogen. "Damals war auch der Schwanen eine Interimsspielstätte - die man nun liebgewonnen hat", erinnerte OB Holaschke, schickte aber gleich hinterher, dass die Alte Sparkasse nicht wieder eine Interimslösung für fast ein Jahrzehnt werden soll: Der spätere und dann dauerhafte Umzug ins Kesselhaus ist für beide Seiten die angestrebte Perspektive.
Und warum nicht gleich? Der Zeitfaktor habe für den jetzt gefundenen Kompromiss gesprochen, begründete Zotz, denn eine Lösung, die mit der Zwischenlagerung von Requisiten und Aufbauten und möglicherweise mit einer komplett ausgefallenen Saison einhergegangen wäre, hätte das Epfi nicht tragen können. Die Theatermacher betonten und lobten aber auch die vielseitige Unterstützung und den massiven Einsatz der Verwaltung, um dem Theater eine existenzielle Perspektive zu geben. Die Idee, das Theater in die Alte Sparkasse zu verlegen, hatte Stadtarchitekt Thomas Frey.
Oberbürgermeister Holaschke räumte im Gespräch ein, dass die Verwaltung mit einem sofortigen Umbau des Kesselhauses überfordert gewesen wäre. Aber: "Es stand nie infrage, dass das Epfi für uns eine sehr wertvolle Einrichtung ist, die über Eppingen hinausstrahlt." Als "kulturelles Aushängeschild" mache das Theater auf die Stadt aufmerksam, vor allem beim Festival "Imaginale", bei dem das Epfi das gleiche "Ranking" habe wie Figurentheater aus Mannheim und Stuttgart.
Da der "Schwanen" bis zur Gartenschau im April 2021 zum Besucherzentrum umgebaut werden soll und danach den Eppingern als Bürgertreff dienen soll, war eine spätere Kündigung der Räume kaum möglich. Bis Juli muss der Umzug über die Bühne gegangen sein.
"Künftig haben Sie einen tollen Innenhof", strich Holaschke eine positive Seite der Kompromisslösung heraus, und die Villa sei ein "sehr stattliches Gebäude". Voraussichtlich im Oktober oder November wollen die Zotzes das erste Stück auf die Bühne der neuen Spielstätte bringen. Davor aber ist noch viel Putzen angesagt - auch von Klinken.