Die Nutrias am Elsenzufer sehen drollig aus und waren gerade in den Sommermonaten oft eine Attraktion für Kinder und Erwachsene. Nicht immer ging das glimpflich ab, und auch in der Natur richten die Nager viel Schaden an. Jetzt geht es ihnen an den Kragen. Foto: Angela Portner
Von Angela Portner
Eppingen. Sie sieht echt putzig aus, aber eins steht fest: Die Nutria ist kein Haustier, mit dem es sich mal einfach so kuscheln lässt, sondern ein Wildtier, das durchaus auch mal zubeißen kann. Zudem verursacht sie jede Menge Schäden. Die Uferränder der Elsenz in Richtung Kläranlage hat sie bereits derart untergraben, dass sie abrutschen. In den angrenzenden Rasenflächen sind hier und da bereits tiefe Löcher entstanden. Am problematischsten aber ist, dass es in der Vergangenheit immer wieder zu Verletzungen durch Bisse gekommen ist, weil man die Tiere gefüttert hat. Doch gerade das und die idealen Lebensbedingungen haben zu einer gefährlichen Population geführt, der die Stadt jetzt Einhalt gebieten muss.
Jagdrecht ist Ländersache und in Baden-Württemberg gilt das auch für die großen Nager, die ohne Schwanz bis zu 65 Zentimeter lang und bis zu zehn Kilogramm schwer werden können. Um Nutrias zu fangen, braucht man einen Jagdschein. Bei den wesentlich kleineren Bisamratten reicht ein eintägiger Kurs bei der Jagdbehörde. Da die Schonzeit von März bis August reicht, kann man erst später anfangen, sie in die Fallen zu locken. Allerdings gehen die Tiere dem Betrug nicht immer auf den Leim. Deswegen sind derzeit gleich mehrere Jäger damit beschäftigt, ihnen den Garaus zu machen. Jeder legt nachts zwischen vier bis fünf Lebendfallen aus Holz aus. Am Morgen kommt der "tierische Inhalt" dann quicklebendig in eine Abfangfalle und abseits der Wohngebiete vor die Flinte.
Die Nutria, auch Biberratte oder Schweifbiber genannt, gehört zu den Wühlmäusen und ist eine in Südamerika und Mitteleuropa angesiedelte Nagetierart. Die Vegetarier lieben Fließgewässer mit einer gesunden Ufervegetation und vielen Wasserpflanzen. Da sie unermüdlich alles untergraben, können sie schlimmstenfalls sogar den Hochwasserschutz gefährden. Gleiches gilt auch für die Bisamratten. Bereits jetzt zeigt die Elsenz abgebrochene Uferböschungen. Wenn man sie weiter schalten und walten lässt, dann unterhöhlen sie irgendwann angrenzende Wiesen und Fußwege.
Dass sich so viele von ihnen entschlossen haben, ihre Familiengründung in die Elsenz zu verlagern, war sicher keine böse Absicht. Die Tiere sind schlau. Sie wissen, dass sie hier eine ruhige Kugel schieben dürfen, denn natürliche Feinde haben sie nicht. Selbst ein Fuchs würde bei den riesigen Tieren den Kürzeren ziehen. Schaulustige nehmen sie für das paradiesische Leben gern in Kauf. Schnell haben sie gemerkt, dass der neugierige Menschenauflauf auch seine guten Seiten hat. Für ein paar schrumplige Karotten lassen sie sogar ihre drollige Kinderschar aus dem Wasser klettern. Bis zu zweimal im Jahr gebären sie bis zu 13 Nachkommen.
Die müssen sie natürlich beschützen. Wenn es brenzlig zu werden scheint, schnappen sie mit ihren roten Hauern auch gern mal zu. Manchmal warnen sie davor mit einem Fauchen. Spätestens dann sollte man nicht den Helden spielen, sondern die Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen. Hunde sollten an die Leine genommen werden, Menschen ausreichend Abstand halten und die Tiere keinesfalls füttern. Grundsätzlich gilt für alle Wildtiere, dass sie Krankheiten übertragen können. Nach körperlichen Kontakt sollte man deswegen die Hände gründlich waschen. Ein Biss muss immer ärztlich versorgt werden.