Brigitte Kohnz (links) ist eine der drei Geschäftsführer von „Telepower“. Die Firma betreut in ihren Callcentern seit wenigen Wochen auch Impf-Hotlines und will nicht nur dafür neue Arbeitsplätze schaffen. Foto: Angela Portner
Von Armin Guzy
Eppingen. Die Corona-Pandemie vernichtet, aber sie schafft auch Arbeitsplätze. Zumindest nominell auch in Eppingen: Weil über sein Callcenter Termine für die Impfung gegen das Corona-Virus vergeben werden, sucht der unter anderem in der Fachwerkstadt ansässige Kommunikationsdienstleister "Telepower" gleich ein ganzes Dutzend Mitarbeiter. Allerdings werden die Termine hier nicht für Baden-Württemberg, sondern unter anderem fü einen Landkreis in Bayern gebucht. Mitgeschäftsführerin Brigitte Kohnz bedauert das; man hätte gerne auch im eigenen Bundesland geholfen.
Außer in Eppingen, ist das vor 20 Jahren in Sternenfels gegründete Unternehmen auch in Landau, Pirmasens und am Hauptsitz Pforzheim vertreten. Und es gehört zu den vergleichsweise wenigen, die in der und durch die Krise wachsen. 25 bis 30 Mitarbeiter haben in dem großen, zweigeteilten Gebäude in der Otto-Hahn-Straße auf 300 Quadratmetern ihren Arbeitsplatz. Allerdings oft nur auf dem Papier – nicht nur weil die Arbeit auch gut von zu Hause aus funktioniert, sondern derzeit auch aus Abstands- und Hygienegründen.
Zum bisherigen Team sollen nun zunächst zwölf geeignete Personen hinzukommen, je nach Auslastung der Hotlines aber auch mehr, wie Kohnz sagt: "Es ist klar, dass wir ein solches Projekt nicht alleine mit unserer Stammbelegschaft schultern können."
Wie viele von den neuen Mitarbeitern dann Eppingen zugeteilt werden, ist noch nicht klar, denn auch die anderen drei Standorte sind mit der Thematik befasst. Und theoretisch könnte man die Anrufe auch halbtags von Timbuktu aus entgegennehmen. Kommunikation ist schließlich längst nicht mehr standortgebunden, solange die technischen Voraussetzungen erfüllt sind.
So kommt es auch, dass beispielsweise Anrufer aus einem bayerischen Landkreis, der hier nicht genannt werden soll, über "Telepower" in Eppingen einen Termin für eines der bayerischen Impfzentren vereinbaren können, wenn sie die dortige Hotline-Nummer wählen. Und auch durchkommen, denn das war anfangs etwas schwierig, weil so viele Gespräche reinkamen, dass die Mitarbeiter davon zunächst überrollt wurden. Dank eines dreitägigen "Kraftakts" sei die Erreichbarkeit laut Kohnz aber inzwischen "ganz gut gelöst". "Dafür wurde und wird uns auch ständig großes Lob gezollt", sagt sie.
Die Software wird von der bayerischen Landesregierung gestellt, die auch zahlreiche Vorgaben macht. Die notwendigen Schulungen seien problemlos gelaufen, sagt Kohnz, auch weil die Firma viele erfahrene Mitarbeiter habe, die sich schnell in neuen Systemen zurechtfänden – auch auf dem Computerbildschirm ist Maske schließlich nicht gleich Maske.
Auch beim Sozialministerium in Stuttgart ist das Unternehmen bekannt, kam jedoch diesmal nicht zum Zuge: "Telepower" hat für Baden-Württemberg beispielsweise bei der Pflege-Hotline mitgearbeitet und zählt viele Kommunen, Tourismusunternehmen und namhafte Firmen zu seinen Auftraggebern, darunter auch Online-Versandhändler, für die von Eppingen aus unter anderem Reklamationen abgewickelt werden – in Corona-Zeiten ebenfalls ein Wachstumsmarkt: "Wir gehören sicher nicht zu den Corona-Verlierern", deutet Kohnz verhalten und ohne Schadenfreude ihre Zufriedenheit mit der Geschäftsentwicklung an. "Der Trend geht zu Online", sagt sie, und das ist auch der Grund, warum sie glaubt, dass viele der nun neu geschaffenen Arbeitsplätze auch nach Corona erhalten bleiben. Auf die Pandemie-Zeit befristete Verträge würden jedenfalls nicht geschlossen, sagt Kohnz.
Sie verschweigt aber auch nicht, dass die Schichtarbeit an der Impfhotline fordernd ist. Zügige Kommunikation, wie sie sonst meist von anderen Auftraggebern gefordert wird, sei gerade bei den vorwiegend älteren Anrufern oft nicht machbar. "Das geht nicht nach der Stoppuhr", sagt Kohnz, "das braucht Konzentration, immer ein Lächeln in der Stimme und ist anstrengend." Zumal auch Rückrufe und Abstimmungen nötig sind, wenn beispielsweise zunächst kein passender Termin gefunden werden kann.
Auch aus diesem Grund müssen die Mitarbeiter eine spezielle Schulung und verschiedene Tests durchlaufen, werden auf den Datenschutz verpflichtet und auch regelmäßig kontrolliert. Dass ein Mitarbeiter beispielsweise eigenmächtig für einen Verwandten einen der begehrten Impftermin ins System schmuggeln könnte, schließt Kohnz daher aus: "Das würde auffallen." Vieles laufe automatisiert, die Anrufer würden registriert, und ein Qualitätsmanagement wache darüber, dass in Eppingen mit bayerischen Impfterminen nichts schief geht. Nur: Für mehr Serum und Termine kann auch die Hotline nicht sorgen. Auch das findet Kohnz "schade".