Tierische Landschaftsgestaltung: Vor Adelshofen hat sich eine Biberfamilie niedergelassen und im entstandenen Weiher ein kleines Naturparadies für Artenvielfalt geschaffen. Foto: Angela Portner
Von Angela Portner
Eppingen-Adelshofen. Der Biber ist Spezialist für den ökologischen Wohnungsbau. Vor anderthalb Jahren hat er durch Dammbau einen kleinen See angestaut und sich mit seiner Familie dort niedergelassen. Seitdem tobt dort das Kleintierleben: Fische, Vögel, Frösche, Eidechsen und Insekten haben das Biotop für sich entdeckt. Im Frühjahr und Sommer tummeln sich hier Libellen und Schmetterlinge. Doch andernorts ist so mancher Landwirt verärgert, dass der drollige Geselle nach nunmehr fast 150 Jahren wieder ins Ländle einmarschiert oder besser abgetaucht ist. Bibermanager Uwe Genzwürker vom Landratsamt Heilbronn aber weiß: "Wir müssen lernen, miteinander zu leben."
Nicht immer geht das so harmonisch ab wie hier. Die Adelshofer Biberfamilie scheint nicht auf Krawall gebürstet zu sein. Vorausschauend hat sie sich für den richtigen Platz entschieden: Feuchtwiese mit angrenzender Zuckerrübennachspeise statt groß angelegte Landwirtschaft und viel heimische Natur. Die nachtaktiven Vegetarier ernähren sich von weichen Baumrinden und jungen Ästen. Saftige Gräser und Wildkräuter sind ein richtiges Festmahl.
Erst wenn diese Nahrungsquelle im Herbst versiegt, sägen die Nager mit ihren kräftigen Zähnen an den dickeren Stämmen. "Er setzt sie auf Stock", sagt Genzwürker und fügt hinzu, dass der tierische Landschaftsgärtner niemals seinen eigenen Lebensraum zerstören würde. Den entstandenen "Baumschnitt" räumt er auch selbst wieder auf und nutzt ihn als Baumaterial zur Geländegestaltung. Derzeit dient es aber vor allem als schwimmende "Feuchtkonserve", um die Familie über den Winter zu bringen.
Dass mehrere Familien in dem Weiher leben, bezweifelt Genzwürker. Biber gehen eine lebenslange Partnerschaft ein und dulden keine Konkurrenz. Selbst die eigenen Nachkommen müssen nach der Geschlechtsreife weiterziehen. Da die Nager ihr Revier mit allen Mitteln verteidigen, gäbe es am Ende voraussichtlich sogar Tote. Der Kampf ums eigene Land und der Straßenverkehr sind die häufigsten Todesursachen. Geht es durch widrige Umstände auch der Bibermutter an den Kragen und der Nachwuchs ist noch zu jung, um allein zurechtzukommen, dann könne das Revier sogar verwaisen.
Biber stehen unter nationalem und internationalem Naturschutz. So wichtig Genzwürker das Interesse an der Natur findet, spricht er sich auch deutlich gegen den "Bibertourismus" aus, der in den Sommermonaten stattgefunden hat: "Die Tiere haben ein Ruherecht." Das schließt selbstverständlich auch die Beschädigung der Dämme oder gar der unter Wasser liegenden Burg mit ein. Mit ihrer Arbeit tragen die Tiere zur Renaturierung unserer Fließgewässer bei, was letztlich auch dem Hochwasserschutz zugutekommt. Aus den absterbenden Bäumen wird Totholz, das Lebensraum für viele Arten bietet. Vögel, Schlangen, Kröten und andere Lurchtiere siedeln sich an. Fische finden Schutz zwischen den Ästen im Wasser, Spechte bauen in den Stämmen ihre Höhlen und jede Menge Insektenarten kehren zurück.
Doch nicht immer ist die Anwesenheit der Biber so unproblematisch wie in Adelshofen. Manchmal müssen Landwirte wegen Überflutungen durch Dammbau auf Anbauflächen verzichten. Das führt häufig zu Unmut bei den Betroffenen, denn eine Entschädigung vom Land erhalten sie nicht. "Sie umzusiedeln ist schwierig", weiß der Bibermanager, der sich bei Konflikten um Lösungen bemüht, mit denen beide Seiten leben können. Oft reichen dafür schon kleinere Maßnahmen wie das Einsetzen von Maschendraht zum Schutz der Ernte oder die Anlage eines Schutzstreifens zwischen Ufer und Acker. Wichtig ist, den Biber und seinen Lebensraum genau zu beobachten: "Er kann natürlich nicht machen, was er will."
In vielen Fällen lässt sich der Biber die menschlichen Eingriffe in seinem Lebensraum nicht gefallen und hat alles schnell wieder nach seinem eigenen Gusto umgestaltet. Gegen den Einbau der sechs Meter langen Dammdrainage in seinem Revier hatte der tierische Bauherr aber wohl nichts einzuwenden. Mittels eines Kontrollschachtes kann man nun den Wasserstand kontrollieren und eingreifen, bevor angrenzende Flächen übernässt werden. Gleichzeitig sichert man so dem Biber mindestens 80 Zentimeter Wohlfühltiefe.