Wer ab Montag nach 19 Uhr am Eppinger Bahnhof ankommt, hat gute Chancen, mit einem Bus in die Stadtteile zu fahren. Denn das Angebot wird erweitert, sodass der ÖPNV die Routen nun bis 22.30 Uhr beziehungsweise bis 23.30 Uhr bedient. Foto: Angela Portner
Von Angela Portner
Eppingen. Am kommenden Montag ist es endlich soweit: In den Abendstunden werden zusätzliche Busse vom Bahnhof in die Stadtteile fahren. Bisher war die Anbindung eher bescheiden. Nach 19 Uhr ging nichts mehr. Besonders für Stadtbahnfahrer eine Herausforderung, denn um nach Hause zu kommen, mussten sie eine Abholung organisieren oder ein Taxi nehmen. Wer sich das nicht leisten konnte, fand vielleicht mit etwas Glück einen hilfsbereiten Fahrer, der ihn mitnahm. Wer nicht, der brauchte gutes Schuhwerk und reichlich Kondition.
Der Ruf nach einer Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs kommt vor allem von den Bürgern der Stadtteile. Arztbesuche, Lebensmitteleinkauf und der Weg zur Arbeit können ohne Auto kaum geschultert werden. Bereits seit mehreren Jahren ist die Stadtverwaltung deshalb im Gesprächen mit dem Landratsamt und dem Heilbronner Nahverkehr. Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember sollte es soweit sein. Dass es jetzt doch noch ein paar Tage länger gedauert hat, war angesichts von Ausgangsbeschränkungen und Feiertagen sicherlich kein Problem. Noch dazu hätte gerade jetzt wohl kaum ein Bürger damit gerechnet.
Ab nächster Woche stehen am Eppinger Bahnhof dann erstmals zwei Kleinbusse bereit, die die Stadtteile im Stundentakt anfahren. Ein Bus wird die Route Nord mit Rohrbach, Elsenz und Adelshofen als Ringverkehr bedienen. Das zweite Fahrzeug wird sternförmig die südlichen Ortsteile Mühlbach und Kleingartach anbinden. Beide Routen werden von Sonntag bis Donnerstag zwischen 20 und 22.30 Uhr angesteuert. Freitags und samstags fahren die Busse zusätzlich noch um 23.30 Uhr. Die Kosten für das zusätzliche Nahverkehrsangebot trägt der Landkreis Heilbronn.
Abgedeckt wird die Beförderung durch die Firma "Taxi Grau". Das Familienunternehmen musste dafür kurzfristig einen weiteren Kleinbus kaufen. Platz ist jeweils für acht Personen. Die Abstandsbeschränkungen wegen Corona gelten für den Personenverkehr nicht, erklärt Benjamin Grau. Doch er und seine Mutter Anke sehen das Angebot aus ihrer langjährigen Erfahrung eher kritisch: "Wir werden wohl oft leer fahren." Die wenigen Fahrgäste hätte man auch mit einem größeren Auto bedienen können, doch die Vorgabe des Landratsamtes sieht eine flexible Handhabung der Beförderung jedoch nicht vor.
Es wird einige Zeit dauern, ehe das in den Köpfen ist, weiß der Kleingartacher Ortsvorsteher Andreas Oechsner: "Wir sind froh, dass es nun noch im Gartenschaujahr geklappt hat." Bisher habe man sich im württembergischen Stadtteil Richtung Kernstadt oft etwas "abgehängt" gefühlt. Doch er vermutet, dass der Abendverkehr später sicher gern von Jugendlichen angenommen wird. Bei ihnen sei der Bezug zur Kernstadt schon durch den Schulbesuch gegeben. Erwachsene sind eher in Richtung Heilbronn orientiert und da funktioniere der Nahverkehr sehr gut.
"Das war eine große Forderung aus dem Ortschaftsrat", kommentiert Theo Antritter die Fahrplanerweiterung. Der Mühlbacher Ortsvorsteher weiß, dass sich besonders Berufstätige und Stadtbahnnutzer wünschen, in den Abendstunden keinen Abholdienst organisieren zu müssen. Wie hoch die Nachfrage dann wirklich ist, könne man jetzt noch nicht abschätzen. Hinsichtlich der Gartenschau, bei der es viele Veranstaltungen geben wird, die bis in den späten Abend gehen, werden aber sicher viele Bürger froh sein, wenn sie das Auto zu Hause lassen können.
Info: Die Fahrpläne gibt es unter www.h3nv.de/fahrplaene/fahrplanbuchseiten-pdf.html. Verbindungsauskünfte gibt es auch unter www.efa-bw.de oder www.bahn.de