Die vier Frauen haben das "Craft und Bier-Festival" dem Heilbronner Weindorf vorgezogen. "Überall gibt es etwas anderes" sind sie von der Auswahl begeistert. Hier probieren sie ein Bockbier, das mit einer Stahlkugel erhitzt wurde, sodass der Zucker karamellisiert. Foto: Orths
Von Friedemann Orths
Bad Rappenau. "Am wichtigsten ist, dass das Bier schmeckt", sagt Roland Brandt, Gebietsverkaufsleiter der Distelhäuser Brauerei. Gemeinsam mit 19 anderen Brauereien aus der Region und dem süddeutschem Raum präsentiert er rund um den See im Kurpark Bierspezialitäten. Das vierte "Craft & Bier-Festival" in Bad Rappenau steht ganz im Zeichen des Gerstensafts und möchte Biere präsentieren, die sich vom herkömmlichen Pils oder Weizen unterscheiden. "Doch auch für weniger Experimentierfreudige haben wir vorgesorgt, für jeden soll etwas dabei sein", sagt Veranstalter Jörg Huster. Neben den sogenannten Craftbieren, zu deutsch "handwerklich gebraut", werden auch gewöhnliche Biere angeboten.
Roland Brandt ist Biersommelier, kennt sich also besonders gut mit dem Gerstensaft aus. "Ein Sommelier achtet auf drei Eindrücke: Optik, Geruch und natürlich Geschmack", erklärt er im Gespräch mit der RNZ. Zur Kostprobe gibt es ein rötlich schimmerndes Dinkelbier, dessen fruchtige Aromen beim Ausatmen in der Nase bleiben. Viele Brauereien haben den Trend erkannt und bieten neben ihren Klassikern auch ausgefallenere Varianten an. Brandt erklärt, dass dieser immer mehr zum alkoholfreien Bier gehe.
Davon bietet auch die Biermanufaktur Engel aus Crailsheim zwei Sorten an, das Prunkstück der insgesamt 23 verschiedenen Biere ist laut Regionalleiter Süddeutschland, Alexander Schierle, der am Stand ausschenkt, aber das helle Kellerbier. "Damit haben wir zum dritten Mal den ,European Beer Star‘ für das beste Kellerbier Europas gewonnen", erzählt er stolz. Den Inhalt von zwölf bis 15 30-Liter-Fässern schenkt er an diesem Wochenende aus. Dabei geht es darum, Präsenz zu zeigen und die Besucher auf die Marke aufmerksam zu machen. Seine Brauerei ist zum zweiten Mal in Bad Rappenau zu Gast, explizit lobt er die "gute Organisation". Und auch im nächsten Jahr möchte er mit seinem Stand wieder in den Kurpark kommen.
"Das Festival hat sich kontinuierlich weiterentwickelt", sagt Jörg Huster. "Zu Beginn liefen 100 Leute über die Veranstaltung, im letzten Jahr waren zwischen 2500 und 3000 hier." Dass sich die Stände und Buden, die neben dem Bier auch Wein, Cocktails und diverse Street-Food-Spezialitäten anbieten, dieses Jahr rund um den See erstrecken, sei zwar "mutig", aber die logische Konsequenz.
Der Mut hat sich ausgezahlt, denn der Kurpark war gut befüllt, die Besucher schlenderten zu den Klängen der Coverband "Deep River Band" an der Uferpromenade entlang, die durch stimmungsvolle Lichtinstallationen illuminiert wurde. "Wir hatten im Vorfeld sehr gute Werbung", sagt Dieter Wohlschlegel, Geschäftsführer der Bad Rappenauer Touristikbetriebe (BTB), der Co-Veranstalter ist. "Schon vor Jahren wollten wir hier im Kurpark ein Bierdorf machen und sind froh, dass wir den Bad Rappenauern die regionale Vielfalt präsentieren können." Für Huster steht neben der Regionalität auch die Qualität im Vordergrund, und das nicht nur beim Bier. "Die Caterer machen einen tollen Job, lokale Gasthöfe wie die Traube oder Linde schließen sogar an diesem Wochenende, um sich bei uns zu präsentieren."
Eine besondere Präsentation führt zu einer Menschentraube am Stand der bayerischen Schneider-Brauerei. Andreas Blasius erhitzt dort gerade eine Stahlkugel mit einem Bunsenbrenner. Zischend wird diese in ein Glas Bockbier gesteckt, was dafür sorgt, dass der Restzucker in dem Bier karamellisiert. Die Folge ist ein warmer, süßlich duftender Bierschaum, der sich beim sofortigen Trinken mit dem Aroma des eiskalten Bieres mischt: ein ganz besonderes Erlebnis. "Wird zwar sehr schnell wieder kalt, aber schmeckt lecker", sagt Sandra Bucher. Gemeinsam mit ihrer Freundin Antje Heymann ist sie aus Berwangen nach Bad Rappenau gekommen und besucht zum ersten Mal das Festival. "Wir haben das Bierfest dem Weindorf vorgezogen", erklärt Antje Heymann, die zum zweiten Mal zu Besuch ist. "Man kommt gar nicht voran, weil man an jedem Stand hängen bleibt", ergänzt Christa Rockstuhl aus Obergimpern. "Überall gibt es was anderes."
Egal ob alkoholfrei oder hochprozentiger, die Auswahl war groß, sodass wohl jeder etwas für seinen Geschmack gefunden haben dürfte. Denn am wichtigsten ist schließlich, dass das Bier schmeckt.