Statt „Großes Kino“ herrscht nach wie vor gähnende Leere im „Citydome“. Theaterleiter Frank Krause hofft, dass die Politik bald ein Öffnungskonzept bekannt gibt. Foto: Christiane Barth
Sinsheim. (cba) Eingesunken in tiefen Sesseln das Popcorn rascheln lassen? Mit 3-D-Brille in cineastische Abenteuer abtauchen? Einfach mal abschalten bei guter Unterhaltung in echter Kinoqualität? Tja, das wäre doch mal wieder schön. Doch wann wird es endlich wieder soweit sein? Wie oft wurde der neue James Bond-Streifen denn nun schon verschoben? Es müsste das fünfte Mal gewesen sein, doch Theaterleiter Frank Krause vom "Citydome" will seinen Optimismus trotz der "Keine Zeit zu sterben"-Farce nicht begraben: "Wir überleben. Definitiv!", verkündet der Leiter des Sinsheimer Kinos und macht damit doch wenigstens mal Hoffnung.
Was momentan bei ihm passiert? Kurzarbeit, alle zwei Wochen mal die Anlagen hochfahren, um zu überprüfen, ob sie noch funktionieren, und damit sich im runtergekühlten "Citydome"-Gebäude kein Kondenswasser an der empfindlichen Technik bildet. Auch die Akkus wollen zwischendurch mal ein wenig Leistung bringen dürfen. Das war’s dann aber auch schon. "Mehr gibt’s im Moment nicht zu tun", meint Krause.
Drei Vollzeitmitarbeiter beschäftigt das Kino sowie die Reinigungs- und zahlreiche Aushilfskräfte. Mit wie viel Personal der Betrieb startet, wenn er denn mal wieder starten darf? "Das wird sich dann zeigen", meint der Theaterleiter. Zwar seien einige treue Teilzeitkräfte immer noch dabei, viele hätten sich jedoch anderweitig orientieren müssen oder seien "einfach hinten runtergefallen", meint Krause zur unbefriedigenden Situation vor allem für die studentischen Aushilfen. "Wir müssen dann schauen, dass wir so schnell wie möglich wieder einen neuen Personalstamm aufbauen und dass wir diejenigen, die uns noch treu zur Seite stehen, so gut mit Arbeitsstunden versorgen können, dass es sich für sie auch lohnt." Auch hier steht also ein großes Fragezeichen. Und derer gibt es viele zurzeit.
Denn ob sich der Betrieb unter den Hygieneregeln, wie sie denn dann mal gelten könnten, überhaupt lohnt, das gilt es ebenfalls erst einmal abzuwarten. "Weiß ja keiner, was kommt", beschreibt Krause knapp die Ratlosigkeit der Branche und den kompletten Verlust der Planbarkeit. Apropos Verlust: Davon hat das Kino ohnehin schon reichlich wegstecken müssen.
"Die entscheidende Frage ist jetzt, wann wir wieder aufmachen dürfen – und unter welchen Bedingungen", beschreibt der Theaterleiter die abwartende Haltung der Kinobetreiber. Denn klar sei auch, dass die Belastbarkeit unter Mammut-Hygienekonzepten nicht endlos ausreizbar ist. "Wenn von vorneherein klar ist, dass wir Verlust schreiben, dann ergibt das ja auch keinen Sinn", sagt Krause. "Und wenn vielleicht nur 20 Leute reindürfen, dann bringt das überhaupt nichts – auch nicht, wenn wir rund um die Uhr spielen würden."
Eine große Unbekannte ist auch die Frage nach dem Filmmaterial. Denn auch die Verleih-Firmen haben ihren Betrieb runtergefahren und nicht nur der neue Bond ist eingefroren. Ohne Filme aber kein Kino. Wenn die Pforte des "Citydomes" wieder öffnen soll, muss auch das Projektionsmaterial für die Leinwand zur Verfügung stehen. Vorlaufzeit benötigen also auch die Verleiher, die momentan vermehrt auf Streamingprodukte setzen – ein anderes Format, mit dem das "echte" Kino nicht beliefert werden kann.
Und wenn nun doch bald von der Politik das "Go" für die Kinos kommen sollte? Wie schnell könnte das "Citydome", das seit 1. November geschlossen ist, wieder auf Betriebstemperatur hochfahren? "Wenn wir richtig Gas geben, in zwei Wochen", schätzt Krause. Doch noch habe man es in der Branche mit jenen zahlreichen Fragezeichen zu tun: "All die Fragen können wir erst lösen, wenn die Politik mal ein vernünftiges Öffnungskonzept für die kulturellen Einrichtungen ausarbeitet."