Es wird kein normales Weihnachtsfest werden in diesem Jahr. Wie die Verantwortlichen die Gottesdienstkonzepte umsetzen, hängt auch vom Infektionsgeschehen im Dezember ab. Foto: Zimmermann
Von Zoe Zimmermann
Bad Rappenau/Eppingen. Es ist der eine Tag im Jahr, an dem fast jede Kirche aus allen Nähten platzt: Heiligabend. Doch in diesem Jahr wird es in Bad Rappenau und Eppingen wohl ausschließlich einen Weihnachtsgottesdienst unter freiem Himmel oder online, mit einer Länge von 15 bis 20 Minuten geben. Was vor einem Jahr noch unvorstellbar gewesen wäre, ist 2020 eine Lösung, um Gottesdienste überhaupt möglich zu machen. Die Kirchengemeinden sind nun damit beschäftigt, eine Alternative für die diesjährigen Weihnachtsgottesdienste zu finden. Denn durch die Einschränkungen und Hygienemaßnahmen müssen sich die Verantwortlichen neue Konzepte für das Weihnachtsfest überlegen
Die evangelische Kirchengemeinde in Eppingen plant zwei parallel laufende Gottesdienste, die circa 30 Minuten dauern. Sie sollen in der Halle des Rollschuhvereins und in der Stadtkirche stattfinden. Doch der Verlauf ist nicht wie üblich, denn anstatt eines traditionellen Gottesdienstes, gibt es in diesem Jahr voraussichtlich eine Mischung aus Theater und Gottesdienst. Da die beiden Räume nur Platz für insgesamt 300 Leute bieten, ist eine Voranmeldung nötig. Und auch vieler engagierter Helfer bedarf es. Trotzdem ist Pfarrer Friedhelm Bokelmann überzeugt: "Das Fest der Großfamilie wird in diesem Jahr eingeschränkt. Doch jeder muss für sich selbst entscheiden, mit welchem Inhalt er in diesem Jahr Weihnachten feiern möchte."
Auch die katholische Kirchengemeinde arbeitet an einem corona-konformen Konzept. Mehrere Gottesdienste sind geplant, zusätzlich auch ein Live-stream. Von Ostern bis zu den Sommerferien hat die Kirche bereits gute Erfahrungen mit Online-Gottesdiensten gesammelt und bietet deshalb an Weihnachten erneut einen an. "Wir versuchen, das normale Leben weiterzuführen", sagt Pfarrer Manfred Tschacher. Die Stimmung in der Kirchengemeinde sei durchwachsen. Viele seien vorsichtig, andere freuten sich aber auch auf die bevorstehende Zeit und die stattfindenden Messen. "Es kommt auf die persönliche Beziehung zu Gott an. So kann auch im stillen Kämmerchen ein frohes Fest gefeiert werden", sagt der Pfarer.
In der evangelischen Kirchengemeinde Bad Rappenau sind vier Gottesdienste im Freien geplant. Diese sollen parallel stattfinden und jeweils von verschiedenen Gruppen begleitet werden. Ebenfalls geplant ist ein "lebendiger Adventskalender" zusammen mit der katholischen Kirche. Dieser ist an allen Tagen im Advent gefüllt und wird jeweils um 18 Uhr stattfinden – sofern die Corona-Maßnahmen es zulassen. Unterschiedliche Gemeindegruppen, aber auch Familien, tragen zur Gestaltung des geplanten Kalenders bei. Stattfinden soll die Veranstaltung immer an einem anderen Ort im Freien. Doch der genaue Ablauf hängt auch von der Situation im Dezember ab und den daraus resultierenden Vorgaben von Bund und Land. Ein Gottesdienst in der Kirche oder der Sporthalle ist ebenfalls in Überlegung, doch auch dazu gibt es bislang keine genaueren Angaben von den Verantwortlichen. "Einen Online-Gottesdienst ziehen wir bislang nicht in Betracht", sagt Pfarrer Joachim Bollow. Aber: "Wenn nichts anderes möglich ist, dann würden wir uns das noch einmal überlegen." Für Leute, die nicht am Gottesdienst teilnehmen können, wurde der Gemeinde durch die Landeskirche ein Faltblatt als "Gottesdienst zu Hause" angeboten. Es soll im Gemeindebrief beiliegen, auch auf der Homepage ist es auch zu finden.
Die katholische Kirchengemeinde in der Stadt wird sich nicht nur am Adventskalender beteiligen, sondern veranstaltet an Heiligabend je zwei Familiengottesdienste und zwei Christmessen. An beiden können Interessierte teilnehmen, wenn sie sich vorab anmelden. Auch hier ist ein Livestream geplant.
Bei der aramäischen Gemeinde in Kirchardt war vor der Pandemie die Kirche immer gut besucht. Die aus 180 Familien bestehende Glaubensgemeinschaft muss nun mit 80 Plätzen in der Kirche auskommen. Und die sind meistens alle besetzt. Für die, die es nicht in die Kirche schaffen, gibt es einen Livestream. Ähnlich soll es an Weihnachten ablaufen. Mit Voranmeldung werden die 80 Plätze in der Kirche vergeben, bei großer Nachfrage wird dann auch hier ein Online-Gottesdienst stattfinden.
Für die genauen Planungen müssen die Verantwortlichen wohl noch bis Dezember warten. Was allerdings jetzt schon sicher ist: In Bad Rappenau sollte es an Weihnachten möglichst nicht regnen.