Am Montag schwebten die ersten Bauteile für das erste reine Holzhaus in der Region per Kran ein. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Stahlgerüste, Bagger, Baukran und Co. gehören seit einigen Monaten im Kurgebiet zum alltäglichen Bild. An gefühlt jeder Ecke wird gewerkelt und gebaut, was das Zeug hält. Im Kurpark entsteht das neue Therapiezentrum, in der Salinenstraße befinden sich Mehrfamilienhäuser und Salinencarré im Bau. Und erst vor knapp zwölf Monaten wurde ein neues Hotel eingeweiht. Das Areal ist im Wandel und wird nun um ein Holzhaus erweitert.
"Es ist ein Pionierprojekt für die Region", hält Architekt und Mitinvestor Steffen Kolb seinen Stolz bei einem Vor-Ort-Termin mit der RNZ nicht zurück. In der Kurstadt entstehe nun das erste Haus in der Region, bei dem, abgesehen von Keller, Treppenhaus und Fahrstuhlschacht, alles aus Holz ist. Das Holzhochhaus auf dem ehemaligen Buga-Gelände sei hingegen ein Hybrid-Bau. Dort seien nur nicht tragende Wände aus dem nachwachsenden Rohstoff. "Wir gehen noch einen Schritt weiter. Es ist einfach ein einzigartiges Projekt", sagt Kolb. Als Beispiel nannte er das Holzsprengwerk im Eingangsbereich. Hier wurde der Stahlanteil deutlich minimiert und es wurden rund 200 Schrauben verarbeitet. Allein auf diesem Bauwerk lasten nach der Fertigstellung rund 180 Tonnen.
Auch in puncto Brandschutz sei die Holzbauweise dem klassischen Hausbau ebenbürtig. Während Eisen bei hoher Hitze weich werde und das Bauwerk damit einsturzgefährdet sei, brenne Massivholz in einer Stunde nur um rund viereinhalb Zentimeter herunter. Dies mache den Einsatz für die Feuerwehr sicherer.
Der Neubau verfolge aber auch einen ökologischen Aspekt. So werde pro Tonne verbautem Holz rund eine Tonne CO2 gebunden. Verbaut werden circa 1400 Kubikmeter. Zudem werde auf Plastik und Kunststoff verzichtet. Zusätzlich unterstütze die zuständige Baufirma "Burkart Haus" Regenwaldprojekte und spende einen Teil ihres Gewinns für die Aufforstung.
Dass es nun endlich losgeht, freute auch den Architekten und Mitinvestor Steffen Kolb, Bauherr Roland Burkart und Mitinvestor und Vertriebsleiter Joachim Farkas. Foto: Falk-Stéphane DezortMan habe nicht lange überlegen müssen, ob man dieses Projekt angehen soll. "Uns war ziemlich schnell klar, dass wir investieren", betont Mitinvestor Joachim Farkas. Schon bei der Planung sei man Feuer und Flamme gewesen und habe auf den Tag hingefiebert, an dem es losgeht. Am Ende werde man aber gar nicht sehen, dass das Haus aus Holz gebaut ist.
Der Bauweise sei auf dem Vormarsch: "Es geht kein Weg mehr daran vorbei. Das ist die Zukunft", schätzt Farkas. Momentan werde noch viel weniger Holz verbraucht als nachwächst, sagt der Mitinvestor. Mit wie viel Euro das Projekt zu Buche schlägt, wollte er allerdings nicht sagen.
Am Montag sind die ersten Laster mit den zahlreichen Holzbauteilen, auf denen auch schon der Grundputz aufgetragen war, an der Baustelle angekommen. In einer hohen Taktzahl schwebten die Fertigteile, die in Renchen vorgefertigt wurden, per Kran an ihren Bestimmungsort. Dann folgte für die Mitarbeiter der Firma "1 Plus", ein Tochterunternehmen von "Burkart Haus", Millimeterarbeit. Die Holzteile wurden auf laser-vermessene Anker im Boden gesetzt und anschließend verschraubt. Am Dienstag folgten aus Österreich die ersten von insgesamt 500 Kubikmetern Holz für die Deckenkonstruktion. "Am Donnerstag ist das Erdgeschoss fertig", sagt Farkas. "Am Montag folgt dann das nächste Geschoss."
Insgesamt entstehen in dem fünfgeschossigen Holzhaus eine Dachgalerie und 19 Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen mit 80 bis 114 Quadratmetern Fläche. Sie sollen zur Hälfte verkauft und zur anderen Hälfte vermietet werden. Der Quadratmeterpreis liegt je nach Stockwerk zwischen 3200 und 3700 Euro. Die Unternehmer hätten bei ihren Planungen viel Wert auf Architektur und Wohnqualität gelegt, die sich von klassischen Objekten abhebt. So habe man auch darauf geachtet, dass die Wohnungen auch von Menschen, die ein Handicap haben und auf Hilfsmittel angewiesen sind, genutzt werden können. Daher gebe es ebenerdige Duschen und der Rahmen von Wohnung zum Balkon sei maximal zwei Zentimeter hoch. "Da kommt man schön drüber", sagt Farkas.
Woche für Woche wächst das erste reine Holzhaus der Region nun in die Höhe. Anschließend folgt der Innenausbau. Farkas und Kolb gehen davon aus, dass die Arbeiten im Oktober oder November abgeschlossen sind und die Wohnungen vermietet beziehungsweise ihren neuen Besitzern übergeben werden können.