Gegenüber der Dachsbauhütte eröffnet sich den Besuchern des Bad Rappenauer Waldes ein Panoramablick über die Hügellandschaft. Hier sollen die Spaziergänger entspannen und ihre Seele baumeln lassen. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Es bohrt, klopft und hämmert im Bad Rappenauer Wald. Doch es ist nicht etwa der Specht, der auf Nahrungssuche ist, sondern 31 Studenten, Förster Claus Schall und Mitarbeiter des Waldnetzwerks wuseln am südlichen Waldrand umher. Gemeinsam bringen sie die Dachsbauhütte in einem Tageseinsatz wieder auf Vordermann.
Die 1971 gebaute Hütte ist in die Jahre gekommen und machte nicht mehr den besten Eindruck. "Vorne ist die Hütte abgesackt und war schief. Sie war baufällig", erklärt Manuela König, Geschäftsführerin des Waldnetzwerks. "Es ist ein wunderschöner Platz."
Gegenüber der Hütte eröffnet sich dem Besucher ein Panoramablick über die Hügellandschaft. Mit einem neuen Dach und zwei neuen Holzliegen soll der Dachsbau wieder zum Verweilen und Entspannen einladen. "Ein Waldzimmer mit Aussicht", so König.
Doch ohne die tatkräftige Unterstützung zahlreicher junger Erwachsener sei das nicht möglich gewesen, betonte König. Einmal im Jahr unterstützen die Studenten, die bei Audi über die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) oder die Technische Hochschule Ingolstadt ein duales Studium absolvieren, soziale Projekte in der Region. Wo und was unterstützt werden soll, entscheiden die Studenten nahezu im Alleingang.
Noah Mattes übernahm die Planungen. Der 20-Jährige ist am Audi-Standort in Neckarsulm tätig und stammt aus dem Bad Rappenauer Ortsteil Bonfeld. Seine Mutter habe ihn auf die Idee gebracht, die Dachsbauhütte im Rahmen des Projekts zu erneuern. Nachdem er auch von Angela Belau (sie betreut für die DHBW das soziale Projekt) grünes Licht bekam, nahm er Anfang April Kontakt mit dem Waldnetzwerk auf.
Dort rannte Mattes mit seiner Anfrage offene Türen ein. "Es hat zwei Anrufe gebraucht, dann waren wir uns einig", sagt der Student für Fahrzeugelektronik.
Bereits um 8 Uhr startete für die Stundenten der Arbeitstag im Wald. Nachdem das Gerüst aufgebaut und von einem Bauhof-Mitarbeiter Arbeitssicherheitsfragen geklärt waren, konnte gesägt, gebohrt und gehämmert werden, was das Zeug hält. "Es sind unterschiedliche Kompetenzen mit dabei. Alle sind hoch motiviert", freut sich Manuela König.
Bei den Spaziergängern und Joggern haben die Arbeiten ebenfalls für positive Reaktionen gesorgt, meint die Geschäftsführerin: "Sie waren sehr interessiert und haben nachgefragt, was passiert. Sie freuen sich, dass die Hütte wieder intakt ist und dass junge Leute so ein Projekt machen."
Für die Audi-Studenten ist der jährliche Arbeitseinsatz auch eine Art Stufentreffen. "Hier kommen alle drei Jahrgänge zusammen", erklärt Mattes.
"Es herrscht eine gute Stimmung. Unter dem Jahr sehen wir uns nicht häufig. Jeder hat verschiedene Studienpläne. Die Jüngsten kennt man nicht so. Hier haben wird die Möglichkeit, uns kennenzulernen und auszutauschen", ergänzt Tom.
Zur Mittagspause wurden die fleißigen Handwerker von Ehrenamtlichen frisch bekocht, damit danach die letzten Holzbretter auf das neue Dach montiert werden können und auch die Liegen ihren Platz am Waldrand finden.
Für Noah Mattes ist klar, dass er in ein paar Wochen mit seiner Familie den Wald besucht und zeigt, was sie alles erreicht haben. "Wenn die Hütte jetzt wieder 50 Jahre hält, bin ich zufrieden", sagt er und lacht.
Noah Mattes (re.) ist Audi-Student in Neckarsulm und hat das Projekt mitorganisiert. Foto: Dezort