Stand 2017 hat Bad Rappenau täglich mehr als 7600 Auspendler. Einige davon nutzen auch die Stadtbahn, um zur Arbeit zu gelangen. Die Folge sind proppevolle Langzeitparkflächen in Bahnhofsnähe. Zum Ärger von manchen Kurzzeitparker. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau.Parkplätze sind in der Kurstadt ein Dauerthema. Ganz egal ob im Kurgebiet, im Bereich der Vulpius-Klinik, auf dem Festplatz oder in der Bahnhofstraße auf Höhe des Stadtcarrés. Vor allem an letzterer Stelle müssen Autofahrer, die nur kurz in der Innenstadt einen Einkauf erledigen oder einen Arztbesuch wahrnehmen wollen, – erst recht in den Stoßzeiten, – die ein oder andere Runde drehen, bis sie einen freien Parkplatz gefunden haben.
Dies sorgt bei so manchem Einwohner für Ärger. Ein Dorn im Auge sind ihnen auch die Langzeitparkplätze am Bahnhof und auf dem Festplatz, die tagtäglich nahezu komplett von Pendlern belegt sind. Doch was kann man tun, um die Situation für alle Beteiligten zu verbessern? Kann man es überhaupt allen Recht machen? Die RNZ hat sich bei der Stadt, den Händlern und den Fraktionen im Gemeinderat umgehört:
"Es ist ganz normal, dass man mal einen Parkplatz suchen muss", sagt Andreas Lämmle vom Ordnungsamt. Grundsätzlich biete die Innenstadt viele Kurzzeitparkflächen – vor allem bei den Einzelhändlern. Man sei immer darauf Bedacht, das Verhältnis zwischen Pendler- und Kurzzeitparkplätzen ausgewogen zu gestalten. Dennoch müsse man sich Gedanken machen, wie sich die Situation in den nächsten Jahren entwickelt. "Im Moment ist es noch genügend." Man habe momentan auch gar nicht mehr Flächen, die man noch als Stellplätze ausweisen könnte.
Gerade aufgrund dieses Punktes wird schon seit längerem über ein mögliches Parkhaus in der Raiffeisenstraße gegenüber dem "Western Saloon" am Kreisverkehr nachgedacht. Das Hochbauamt hat auch bereits eine Prüfung in Auftrag gegeben, ob ein solches Vorhaben dort umgesetzt werden kann. Erste Termine und Gespräche haben bereits stattgefunden, bestätigte Amtsleiter Alexander Speer auf RNZ-Nachfrage. Wann allerdings Ergebnisse vorliegen, konnte er noch nicht sagen.
"Wenn ich an ein Parkhaus denke, geht es mir eiskalt den Buckel runter": ÖDP-Sprecher Klaus Ries-Müller ist kein Fan dieser Idee. "Das ist eher ein Schandfleck. Man kann es sicher offen gestalten, aber es ist schwer zu integrieren. Durch die Rampe et cetera geht auch viel verloren. Von den Kosten ganz abgesehen." Zwar müsse man sehen wie es in fünf bis zehn Jahren ist, zum jetzigen Zeitpunkt würde er ein solches Vorhaben aber nicht befürworten.
Doch Bad Rappenau ist in den kommenden Jahren zum Handeln verdammt. Die Verwaltung hat das Thema auf dem Schirm, ist immer wieder zu hören. Laut Statistischem Landesamt hatte die Kurstadt 2017 mehr als 7600 Auspendler – Tendenz steigend. Und auch immer mehr Einwohner steigen auf den ÖPNV um und nutzen den Stadtbahnanschluss, um zur Arbeit zu kommen. "Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung", sagt Anne-Silke Köhler (CDU). "Das wollen wir eigentlich weiter unterstützen." Vor allem die Pendler aus den Teilorten seien aufgrund der eher ungünstigen, wenngleich inzwischen verbesserten Bus-Anbindung zum Bahnhof auf das eigene Auto angewiesen – und damit auch auf Stellflächen in Bahnhofsnähe.
Ihr sei aber auch bekannt, dass in der Mittagszeit die Parkplätze bei den Einzelhändlern knapp werden. Man müsse sich Gedanken machen, wie man das bewerkstelligen kann. "Es ist schwierig, kurzfristige Lösungen zu finden", sagt Köhler. Daher will die CDU zusammen mit der SPD und den Freien Wählern in der Haushaltsdebatte am Donnerstag im Rahmen der Gemeinderatssitzung (ab 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses) die Verwaltung beauftragen, eine Machbarkeitsstudie und ein Verkehrsgutachten in puncto mehr Parkraum und Parkhausrealisierung erstellen zu lassen. "Wir müssen uns Vorschläge einholen. Vielleicht hat so ein Planer noch ganz andere Gesichtspunkte", findet Köhler.
Derzeit sind die Stellflächen rund um den Bahnhof kostenfrei. Eine Einführung von Monat- oder Jahresparkausweisen für Pendler, wie es von manchen Kurzzeitparkern gefordert wird, empfindet Andreas Lämmle vom Ordnungsamt, obwohl sie Geld in die Stadtkassen spülen würden, als nicht praktikabel. Das sei in der Verwaltung auch kein Thema. Man wolle die Menschen nicht abschrecken, Zug zu fahren.
"Sehr skeptisch" sieht auch Klaus Ries-Müller eine Monatsgebühr. Diese würde die Einzelhändler in der Innenstadt noch weiter benachteiligen. Es sei für die Bevölkerung immer gut, wenn etwas kostenlos ist, meint indes Gundi Störner (SPD). Sollte wirklich ein Parkhaus kommen, müsse das aber auch finanziert werden. "Es gibt kein Konzept, mit dem wir alle zufrieden stellen können", betont Störner.
Bei den Händlern ist man momentan entspannt. Die Lage in der Bahnhofstraße sei durch den Wegzug einer Kinderarztpraxis eher besser geworden, schildert Rouven Steeb von der Bahnhof-Apotheke im Gespräch mit der RNZ. "Beschwerden von Kunden sind bei uns nicht aufgeschlagen." Von einer schwierigen Situation vor dem Stadtcarré berichtet hingegen Jörg Huster, Inhaber des "Bahnhof 13" sowie der gegenüberliegenden Vinothek. "Wer sucht wird fündig. Ich habe für meine Kunden drei Privatparkplätze angemietet." Die Parkplatzfrage sei angespannt, stünde aber nicht vor einem Kollaps. Es werde eine Lösung benötigt, doch man solle "den Entscheidungsträgern die nötige Zeit geben".