Am Montag nimmt das Therapiezentrum seinen Betrieb auf. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Vereinzelt schwirren noch Handwerker durchs Haus, die letzten Möbelstücke werden geliefert, aufgebaut und an ihren vorgesehen Platz gebracht: Im neuen Therapiezentrum der Kur- und Klinikverwaltung (KuK) gegenüber des Salinenparks – dem "Therafit" – herrscht dieser Tage noch emsiges Treiben. Nach der ersten Idee vor drei Jahren – im Juli 2017 – steht der knapp fünf Millionen Euro teure Neubau kurz vor seiner Vollendung. Am Montag soll das moderne Funktionsgebäude in Betrieb genommen werden.
Bei den Verantwortlichen um KuK-Chef Olaf Werner ist die Euphorie zu spüren. "Man hat nicht jedes Jahr die Möglichkeit, ein neues Haus zu beziehen", sagt er. Und auch Mitarbeiter Faouzi Boukiri kann es kaum noch erwarten, bis es endlich los geht. "Ich komme noch um vor Freude. Ich kann nachts kaum schlafen."
Wie Werner bei einem Rundgang vor Ort erklärt, hat das "Therafit" vier Funktionen. So werde hier hauptsächlich eine ganztägige ambulante Reha angeboten sowie die intensive Reha-Nachsorge betrieben. Aber auch Rezeptleistungen wie Krankengymnastik oder Lymphdrainage können hier erfolgen. Darüber hinaus können bei Funktion vier – der Prävention – neben Krankenkassen- beziehungsweise Rentenversicherungsleistungen auch private Leistungen wie beispielsweise Fitness, Zumba oder Spinning gebucht werden.
Da nicht immer alle Info-Punkte mit Personal besetzt sind, läuft das neue Gebäude voll automatisiert, betont Werner. So bekommen die Reha-Patienten sowie diejenigen, die ein Abo für das Fitnessstudio gebucht haben, einen Transponder, mit dem sie zu den Öffnungszeiten durch einen der vier Eingänge ins Gebäude gelangen, in einem Spint ihr Hab und Gut unterbringen und an den zahlreichen Geräten im 2. Obergeschoss trainieren können. Patienten, die Rezeptleistungen abrufen, gelangen hingegen über den Haupteingang und die Anmeldung in den 1. Stock. Hier warten 23 physiotherapeutische Behandlungsräume sowie ein Arztzimmer.
Im Erdgeschoss des Gebäudes befinden sich neben der Anmeldung, den Umkleiden und Duschen, Toiletten, zwei Ruheräumen, Aufenthaltsräumen für Mitarbeiter und einem Wasser-Massage-Bett zur Entspannung auch drei Seminarräume sowie zwei Gruppen-Therapieräume. Für einen Hingucker sorgen in den Umkleiden eingefräste sportliche Motive, und mehrere Handyladestationen bieten einen Extra-Service. "Im Grunde genommen ist es für die Patienten hier ein ,Ankommen‘", sagt Werner.
Können es kaum noch abwarten, dass es los geht und schon die Geräte (v.l.): Diplom-Sportlehrer Faouzi Boukiri, Olaf Werner, Chef der Kur- und Klinikverwaltung, und Marketing- und Presse-Verantwortlicher Ingmar Schiedel. Foto: Falk-Stéphane DezortEiner der Therapieräume wird – solange die Corona-Pandemie anhält – zunächst jedoch als Speisesaal genutzt. So wolle man vermeiden, dass ambulante Patienten das Restaurant der angrenzenden Rosentritt Klinik benutzen. "Wir wollen aus Sicherheit keine Mischung aus ambulanten und stationären Patienten", betont Werner. "Während Covid-19 kann das Gebäude autark laufen."
Die Häuser sind durch einen Steg miteinander verbunden. In der Klinik ist der Übergang im Erd-, im "Therafit" aufgrund der Hanglage im zweiten Obergeschoss. Dort befindet sich auch das mit zahlreichen Geräten ausgestattete Sportstudio. Auf rund 500 Quadratmetern können hier sowohl Patienten ihr Reha-Programm als auch private Abonnenten ihr Training absolvieren oder in einer Lounge-Ecke oder auf der Dachterrasse entspannen. "Der Gerätepark ist das beste, was wir kaufen konnten", macht Werner Werbung für diesen Bereich des Neubaus. Drei, vier Teile seien in der Region sogar einzigartig.
Besonders stolz sind die Verantwortlichen hier auf die Funktionalität und individuelle Datenerfassung. "Alle Geräte sind vernetzt", betont Boukiri. Mittels Transponder loggen sich die Patienten an den Geräten ein. Dieses erkennt dann, welches Trainingsprogramm zum jeweiligen Zeitpunkt der Reha vorgesehen ist. Dabei werden die erbrachten Leistungen erfasst, sodass man über ein Programm im Anschluss leicht herausfinden kann, ob alles planmäßig läuft oder die Therapie möglicherweise angepasst werden muss. Auch private Nutzer können ihre Trainingserfolge aufzeichnen und anschließend abrufen. Dies ermögliche eine ideale Trainingssteuerung, sagt Boukiri. "Die objektive Datenerfassung sagt immer die Wahrheit – in beide Richtungen."
Mit einem Tag der offenen Tür feiern die Verantwortlichen am Sonntag, 23. August, die Eröffnung des Neubaus, der dann am Montag, 24. August, offiziell in Betrieb gehen soll. Zunächst wird es aber noch einige corona-bedingte Einschränkungen geben. Für gewöhnlich soll das Gebäude montags bis freitags für ambulante Patienten von 8 bis 18 Uhr und für Gäste mit Rezeptleistungen von 8 bis 20 Uhr (zusätzlich samstags 8 bis 14 Uhr) geöffnet sein. Das Studio soll planmäßig montags bis freitags von 8 bis 22 und am Wochenende von 8 bis 14 Uhr geöffnet haben, bleibt zunächst aber für private Nutzer geschlossen. Ab Mitte September soll es dann vorerst ab 18 Uhr zur Verfügung stehen. So wolle man eine Mischung mit den Patienten vermeiden, erklärt Werner.
Noch offen ist nach wie vor die Nachnutzung des alten Therapiezentrums neben dem "Rappsodie"-Bad. Nach Informationen der RNZ ist es denkbar, dass das Gebäude abgerissen werden und möglicherweise Platz für neue Parkplätze machen soll. Ein Statement aus dem Rathaus gibt es dazu aber nach wie vor nicht.