Das bislang letzte Lichterfest fand im Jahr 2017 statt. Als Ersatz, weil man in diesem Jahr nicht mit der Buga kollidieren wollte, gab es ein Parkfest, das viel Anklang fand. Nun wird diskutiert, ob es das Lichterfest überhaupt wieder geben wird. Foto: BTB
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Tausende Kerzen, ein Feuerwerk mit Musik: Für viele gehört das Lichterfest zur Kurstadt. Doch dessen Zukunft ist ungewiss, wie eine Diskussion in der jüngsten Gemeinderatssitzung zeigte. Ausgangspunkt waren zwei umfangreiche Zahlenwerke: Sowohl der Bad Rappenauer Touristik Betrieb (BTB) als auch die Kur- und Klinikverwaltung (Kuk) haben ihre Geschäftsberichte für das Jahr 2018 vorgestellt. Beide Berichte wurden vom Gremium einstimmig abgesegnet.
Nachdem im Vorjahr die Zahl der Mitarbeiter von 26 auf 32 sank und auch das überregional bekannte Lichterfest mit Livemusik und Feuerwerk nicht stattfand, verzeichnete die BTB einen Überschuss von 27.000 Euro. Zudem rief der Touristikbetrieb 2018 von den geplanten Zuschüssen der Stadt in Höhe von 995.000 Euro nur 940.000 Euro ab. Das Gremium bescheinigte BTB-Geschäftsführer Dieter Wohlschlegel und seinem Team eine "hervorragende Arbeit". "Er versteht es, mit den Mitteln auszukommen und tolle Veranstaltungen zu gestalten", sagte Bernd Hofmann von den Freien Wählern.
"Die Zahlen sind für uns erfreulich", sagte CDU-Fraktionschefin Anne Köhler. "Der Wegfall des Lichterfests hatte eine positive Auswirkung." Darüber hinaus freue sie sich, dass sich andere Veranstaltungen etabliert hätten und die BTB immer mal wieder Neues ausprobiere.
Sowohl die ÖDP als auch die SPD stellten das Lichterfest, das immer wieder von Regen gebeutelt war, in seiner Form mit Musik und aufwendigem Feuerwerk in Frage. "Wird das teure Lichterfest in Zukunft zwingend benötigt? 2019 hatten wir ein Parkfest mit freiem Eintritt. Von den Besuchern wurde das neue Konzept toll angenommen. Vielleicht ist das der Weg für die Zukunft", sagte die SPD in ihrer Stellungnahme.
"Wir sollten mit einem reduzierten Lichterfest wie in diesem Jahr weitermachen", sagte Klaus Ries-Müller (ÖDP). Er sei ohnehin dafür, "eingefahrene Gleise auch mal zu verlassen, um Neues zu testen". So regte er beispielsweise an, ein Straßentheaterfestival ähnlich wie in Brackenheim mit Gauklern, Artisten oder Zauberern in der Innenstadt zu veranstalten.
BTB-Chef Dieter Wohlschlegel habe von den Parkfest-Besuchern "nur Positives gehört", sagte er im Gespräch mit der RNZ. Es habe zwar wenige gegeben, die das Feuerwerk vermisst hätten, aber in Zeiten von Umweltdiskussionen sei es eine richtige Entscheidung gewesen. "Es war ein Lichterfest im Kleinen. Dieses Jahr hat das Wetter mitgespielt, das ist ein großer Faktor."
Wenn es nach Wohlschlegel geht, soll das Parkfest, das nur rund ein Drittel des Etats des Lichterfests benötigt, künftig wieder stattfinden. Am Konzept wolle er "nicht groß herumschrauben". Eventuell könnte man einige Bäume mehr mit Licht anstrahlen. Die Kerzen, die nur entzündet worden waren, weil es sich um Restbestände handelte, kamen so gut an, dass diese auch künftig nicht fehlen dürften. Zudem müsse man das Kinderprogramm immer abändern, um etwas Neues zu bieten. Aber wann findet das nächste Parkfest statt? "Mit Sicherheit 2021", versprach Wohlschlegel. Zu 2020 könne er noch nichts sagen. Dies hänge von der Veranstaltung "Flussgelaunt" ab, die am gleichen Wochenende stattfindet.
Grünen-Gemeinderat Robin Müller wollte "in den Abgesang des Lichterfests" nicht einstimmen. "Das Fest gehört zu Bad Rappenau dazu: Ob es nun 100.000 Euro kostet oder weniger. Zum Feuerwerk war es immer voll. Wenn man kein Risiko geht, kann man auch keine schönen Veranstaltungen machen."
Nach der BTB-Bilanz stand die Kuk im Mittelpunkt. Holger Wettig, Rechnungsprüfer der "OT-audit" GmbH in Heidelberg, sprach von einem "interessanten Jahr". 2017 profitierte die Kuk von zahlreichen Sondereffekten. Beispielsweise der Verschmelzung mit der Schwärzbergklinik GmbH, Einnahmen aus Grundstücksverkäufen sowie der Auflösung einer Pensionsrückstellung. Demnach könne man 2018 und 2017 nur schlecht miteinander vergleichen, betonte Wettig. Während der Konzern 2017 noch mit einem Plus von mehr als 1,4 Millionen Euro abschloss, gab es 2018 ein Minus in Höhe von rund 667.000 Euro. Allerdings müsse man dies relativeren. Nehme man die etwas mehr als eine Million Euro, die aufgrund einer wieder aufgelebten Forderung an die Stadt fließe (diese hatte der KuK 2004 eine Kredit gegeben, bislang aber auf die Rückzahlung verzichtet) sowie Entsorgungskosten für kontaminierte Teile der Rosentrittklinik aus der Rechnung heraus, lande die Kuk bei einem bereinigten Jahresergebnis von 189.000 Euro. "Die Kuk ist grundsolide aufgestellt, und es wurde ein toller Erfolg erzielt", sagte Oberbürgermeister Sebastian Frei.
Bei den Pflegetagen verzeichnete die Kuk ein leichtes Minus. So ging deren Zahl in der Salinenklinik, Rosentrittklinik, Sophie-Luisen-Klinik und dem Stimmeheilzentrum von 155.126 auf 155.040 zurück.