Einen Faschingsumzug wie in diesem Jahr wird es aufgrund der Corona-Pandemie in der kommenden Kampagne in Obergimpern nicht geben. Jedoch wollen die „Brüggehossler“ an Fasching und dem Brauchtum festhalten. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Zwar scheint die fünfte Jahreszeit bei tropischen Nächten und Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius noch in weiter Ferne, aber Fasching rückt mit großen Schritten immer näher. Doch werden die Millionen Narren im Bundesgebiet in diesem Jahr überhaupt Fasching, Karneval oder Fasnacht feiern können – geschweige denn dürfen? Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht, scheinbar nicht.
Wie die Rheinische Post am Dienstag unter Berufung auf Teilnehmer einer Telefonschalt-Konferenz des Gesundheitsausschusses des Bundestags berichtete, soll sich Spahn bereits um den Karneval sorgen. Demnach soll er gesagt haben: "Ich war selbst Kinderprinz und komme aus einer Karnevalshochburg. Ich weiß also, wie wichtig Karneval für viele Millionen Deutsche ist. Aber: Ich kann mir Karneval in diesem Winter, mitten in der Pandemie, schlicht nicht vorstellen. Das ist bitter, aber so ist es."
Auch in der Kurstadt ist man sich unsicher, ob und wie in diesem Jahr die fünfte Jahreszeit gefeiert werden kann. Aber eines ist schon jetzt klar: Einen Faschingsumzug wie er traditionell seit Jahren vom Obergimperner Carnevalsverein (OCV) "Brüggehossler" im Bad Rappenauer Stadtteil gefeiert wird, wird es in der kommenden Session nicht geben. Ebenso fällt auch die große Gaudi im Anschluss an den Umzug in der Krebsbachhalle flach. Dies bestätigte OCV-Vorstand Olaf Werner gegenüber der RNZ. Möglich sei aber, dass es einen abgespeckten Umzug ausschließlich für Obergimperner Bewohner geben wird. So sei es vorstellbar, dass Aktive des OCV für 30 bis 60 Minuten durch die Straßen ziehen und so den Anwohnern, die an ihren Fenstern stehen, ein Spektakel bieten.
Denn Werner betonte, dass man Fasching nicht ganz ausfallen lassen wolle: "Wir wollen auf jeden Fall am Fasching festhalten. Auch um den Brauchtum für ein Jahr nicht zu vergessen." Demnach soll es am ersten Samstag nach dem 11. November auch eine kleine, vereinsinterne Kampagneneröffnung geben. Auch Gastgruppen sollen dazu in diesem Jahr nicht eingeladen werden. "Wir feiern Fasching auf Sparflamme."
Darüber hinaus befinde man sich noch in der Planung, ob man eine Prunksitzung veranstalten werde. Denkbar ist laut Werner, dass man, anstelle einer großen zwei bis drei kleinere Veranstaltungen anbieten könnte – allerdings ohne Bar-Betrieb. Dies sei letztendlich aber auch eine Kostenfrage, denn ohne das Stadtfest oder die Party nach dem klassischen Umzug fehlen den "Brüggehosslern" wichtige Einnahmequellen. Dennoch: "Wir können die Pandemie ohne größere finanzielle Probleme verkraften." Vielmehr müssen man mit leicht besorgtem Blick auf die Aktiven der Tanzgruppen schauen. Zwar dürften sie seit Kurzem wieder vollumfänglich trainieren, doch wenn die üblichen Auftritte wegfallen, fehlten bei einigen die Motivation weiterzumachen, da sie sich nicht präsentieren können. So seien beim Marschtanz aktuell nur die Hälfte der Mitglieder im Training, sagt Werner.
Beim Heinsheimer-Carneval-Verein (HCV) laufen die Planungen momentan noch normal weiter, und die Gruppen befinden sich bereits wieder im Training. "Wir müssen nicht in so große Vorleistungen gehen wie große Vereine", sagt Vorstand Herbert Keicher im Gespräch mit der RNZ. "Aber alles mit dem Risiko, dass wir kurzfristig absagen müssen. Keiner weiß, was im Januar ist." Demnach sei auch noch nicht abzusehen, ob und in welcher Form man eine Prunksitzung feiern könnte. Mit Mund-Nasen-Schutz und Abstandhalten ergebe eine solche Veranstaltung, bei der es für gewöhnlich beim Schunkeln und Tanzen viel Körperkontakt gibt, wenig Sinn.
Für den HCV wäre eine Absage der anstehenden Kampagne besonders bitter. In diesem Jahr würden die Heinsheimer Narren ihr 55-jähriges Bestehen feiern. Doch Keicher gibt sich gelassen: "Zur Not feiern wir das Jubiläum im nächsten Jahr nach."
Wie auch die "Brüggehossler" sieht sich der HCV "gut aufgestellt" und hat "keine Existenzangst" aufgrund der Corona-Krise. Zwar würden wie überall Einnahmen fehlen aber es sei nicht allzu schlimm.
Gerne hätten wir auch mit einem Vertreter des Rappenauer-Carneval-Vereins "Die Wolfsstecher" gesprochen, doch ein Verantwortlicher war für die RNZ nicht zu erreichen.