Das Kurhaus muss als gute Stube der Stadt flexibel auf die verschiedensten Veranstaltungen und die Bedürfnisse unterschiedlich großer Gruppen angepasst werden können. Dazu werden jetzt unter anderem die maroden Schienen der Trennwände erneuert. Foto: Armin Guzy
Von Armin Guzy
Bad Rappenau. Damit der kulturelle Frühling im Herbst beginnen kann, machen die Handwerker jetzt den Winter zum Sommer. Das Corona-Virus hat auch im Kurhaus Bad Rappenau einiges durcheinandergebracht, was eigentlich unverrückbar schien und schon Monate oder Jahre im Voraus geplant war. Seit gut zwei Wochen raspelt hier die Schleifmaschine übers Parkett, damit keine Unebenheit mehr den Schwung der Tanzschuhe bremst. Und für die wichtigen Schiebeelemente, mit denen sich der große Saal flexibel in kleinere Einheiten trennen lässt, werden die Schienen erneuert, die zuletzt etwas gehakt hatten. Insgesamt 180.000 Euro lässt sich die Stadt die Sanierung kosten. Neben der Parkettsanierung sowie der Erneuerung der mobilen Trennwände, werden auch die Entwässerung und die Bespannung der Sonnenschirme saniert beziehungsweise erneuert.
Eigentlich waren die Arbeiten ja für Januar bis März geplant, sagt Dieter Wohlschlegel, der Geschäftsführer der Bad Rappenauer Touristikbetrieb GmbH (BTB), aber da im Kurhaus corona-bedingt ohnehin eine hier selten wahrgenommene Ruhe eingekehrt ist, wurden die Arbeiten von den Winter- in die Sommermonate vorgezogen. "Die zwei oder drei Veranstaltungen, die jetzt vielleicht noch hätten stattfinden können, haben wir abgesagt." Das Kurhaus sei schließlich ohnehin mehr oder weniger geschlossen, da habe sich das angeboten.
Im engen Zeitfenster vom 10. August bis 30. Oktober müssen nun alle Arbeiten erledigt werden, damit das Parkett wieder glänzt und die schweren, in den Wänden versenkbaren Einzelelemente aus Holz wieder sanft an ihren jeweiligen Bestimmungsort gleiten. Für den 31. Oktober ist schon die erste Veranstaltung angesetzt, und Wohlschlegel hofft, dass sie dann auch tatsächlich stattfinden kann – damit nach monatelanger kultureller Eiszeit wieder eine zwar sehr verspätete, aber erhofft frische Brise aus Klängen, Farben und Stimmen durchs Kurhaus ziehen kann. Ob’s wirklich so kommt wie geplant, weiß natürlich keiner. Corona hat schon viele schwungvolle Planer zu gelähmten Pessimisten werden lassen.
Der vielfach verschachtelte und markant-kantige Kurhausbau mit seiner klaren Linienführung stammt aus den 1970-er Jahren und wurde zuletzt vor zehn Jahren, von Mai 2010 bis Juni 2011, aufwendig und für den stattlichen Betrag von 4,1 Millionen Euro saniert. Die jetzigen Maßnahmen sind also allenfalls im Bereich "Peanuts" angesiedelt.
Und doch sind sie wichtig für den reibungslosen Gesamtablauf in der guten Stube der Stadt. Arbeiten an der Bühne selbst sind dabei nicht notwendig, verrät Wohlschlegel, aber irgendetwas klemmt offenbar bei der Technik. Vielleicht ein Verstärker, vielleicht ein Kabelverzweiger: "Wir wissen noch nicht, was es ist und müssen wohl erst die ganze Bühnentechnik überprüfen." Aber auch die Kosten dafür werden sich laut Wohlschlegel wohl in einem überschaubaren Bereich bewegen. Nur eben der Zeitplan, der ist durchaus etwas eng, denn der neue Lack auf dem Parkett trocknet nicht an einem Tag. Auch nicht im Handwerkersommer, der mal ein Winter war.