Experten sehen die Kurstadt beim Einzelhandel gut aufgestellt. Foto: Armin Guzy
Bad Rappenau. (fsd) Seit einigen Jahren steuert die Kurstadt ihre Entwicklung im Einzelhandel mit einem Märkte- und Zentrenkonzept. Das bisher aktuelle Konzept wurde 2013 vom Gemeinderat verabschiedet und galt in den vergangenen Jahren als "planerisches Konzept", mit dem die Kommune entschied, an welcher Stelle ein Supermarkt gebaut werden darf. Da sich die Rahmenbedingungen eines solchen Konzepts zuletzt sowohl allgemein im Bezug auf den immer stärker werdenden Online-Handel sowie aus rechtlicher Sicht geändert habe, musste der Leitfaden überarbeitet werden. Bereits 2019 hat die Kurstadt die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) aus Ludwigsburg mit der Überarbeitung des Konzepts beauftragt. Markus Wagner stellte dem Gremium jetzt die Ergebnisse vor.
Als wesentlicher Punkt der Untersuchung stellte der Experte heraus, dass im Lebensmittelbereich – neben einer Modernisierung bestehender Anbieter – mit der "Norma"-Ansiedlung in Zimmerhof die Schließung einer Versorgungslücke im östlichen Stadtgebiet empfohlen wird. Auch rechtlich dürfte die Kommune bei der Realisierung keine Probleme mehr bekommen. Denn südlich vom Discounter soll auf einer Fläche von bis zu 18.000 Quadratmetern ein neues Baugebiet entstehen, in dem überwiegend Geschosswohnungsbau vorgesehen ist und das rund 400 Einwohnern Platz bieten soll. Eine erste Planung sieht vier Reihen-, elf Doppel- und acht Mehrfamilienhäuser vor. Aufgrund dieser Kombination von Wohnungen und Discounter handelt es sich dann um einen "städtebaulich integrierten Standort", erklärte Wagner.
Rund 6000 Einwohner in Zimmerhof, Heinsheim sowie dem nord-östlichen Teil der Kernstadt gelten als potenzielle Kunden für den angedachten Discounter. Somit würden laut Erhebung rund 87 Prozent des Umsatzes von der Stadt selbst erzielt. Demnach handelt es sich um einen "nicht regionalbedeutsamen Standort zur Sicherung der lokalen Nahversorgung". Darüber hinaus seien auch "übergemeindliche schädliche Wirkungen" nicht zu erwarten, betonte Wagner.
"Die Untersuchung weist nach, dass in dem Bereich Potenzial da ist", sagte Hauptamtsleiter Wolfgang Franke auf Nachfrage. Die Ergebnisse seien nun Grundlage zur Fortsetzung des Bebauungsplan-Aufstellungsverfahrens, das auch demnächst im Gemeinderat aufschlagen soll, sodass der Bebauungsplan bald öffentlich ausgelegt werden kann. Wenn das Bebauungsplanverfahren ohne Probleme verlaufe, sei die Realisierung in greifbarer Nähe. Die Erschließung des Wohngebiets sei aber keine Voraussetzung dafür, die Marktansiedlung zu verwirklichen. Der "Norma" soll inklusive Bäcker über eine Verkaufsfläche von maximal 1200 Quadratmeter verfügen.
GMA-Sprecher Wagner zeichnete auch im weiteren Verlauf seines Vortrags ein positives Bild. "Die Rahmenbedingungen für das Unterzentrum Bad Rappenau als Einzelhandelsstandort sind als gut zu bewerten." Im Rahmen der Untersuchung wurde das Einzelhandelsangebot und die Nachfragesituation analysiert, um darauf aufbauend die Entwicklungsmöglichkeiten der Kurstadt aufzuzeigen. Wie Wagner erklärte, konnte die Kommune mithilfe realisierter Angebotsergänzungen ihre Marktpositionen im Einzugsgebiet von rund 38.300 Einwohnern halten. Die Stadt verfügt laut Wagner über eine Kaufkraft von 133,3 Milliarden Euro pro Jahr, im gesamten Einzugsgebiet sind es 237 Milliarden Euro.
Auch der rund 104 Millionen Euro schwere Umsatz der 96 Einzelhandelsbetriebe im Jahr, die in Bad Rappenau ansässig sind, sei eine "beeindruckende Zahl". Rund 40 Prozent der 24.800 Quadratmeter Verkaufsfläche entfallen auf den Lebensmittelbereich. 20 Prozent der Einzelhandelsbetriebe sind im Innenstadtbereich zu finden, rund 48 Prozent im sogenannten Innenstadtergänzungsbereich wie die Schlossarkaden. 30 Prozent Einzelhandel gibt es zudem noch in den Gewerbegebieten.