Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Immer mehr Menschen Träumen von den eigenen vier Wänden. Vor allem junge Familien zieht es deutschlandweit in die neuen Baugebiete. Neue Wohnviertel, gar Stadtteile entstehen. Auch in Bad Rappenau werden momentan mehrere Flächen vorbereitet und erschlossen. Eines davon ist das Areal Kandel. Im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung blickt Oberbürgermeister Sebastian Frei auf den Stand der Arbeiten im Gebiet am westlichen Stadtrand, auf das immer größer werdende Thema "bezahlbarer Wohnraum" und erklärt, warum es keine kurstädtische Wohnbaugesellschaft gibt.
Herr Frei, wie gehen die Arbeiten voran?
Sebastian Frei: Die Erschließung läuft und ist im Zeitplan.
Gibt es schon Preise?
Preise wird es vor Abschluss der Erschließungsarbeiten nicht geben. In der ersten Jahreshälfte 2020 wollen wir in die Vermarktung gehen und die Grundstücke veräußern.
Die Stadt baut für geplanten vier Millionen Euro in Kandel eine neue Kindertagesstätte. Werden die Baukosten - zumindest in Teilen - auf die Preise umgelegt?
Nein.
Viele Kommunen erzielen Gewinne durch Grundstücksverkäufe. Wie sieht dies in Bad Rappenau aus?
Wir versuchen, die Baupreise vernünftig zu gestalten. Die Stadt will sich nicht an dem Trend zu immer höheren Grundstückspreisen beteiligen und ihn nicht noch verstärken, indem wir als Stadt mitmachen und nur noch nach maximalem Gewinn streben. Wir wollen maßvolle Preise, die immer das Ziel haben, die Investitionen wieder reinzuholen. Was wir aber tun ist, dass wir einen gewissen Aufschlag pro Quadratmeter vor dem Hintergrund verlangen, dass je mehr Menschen nach Bad Rappenau ziehen, umso mehr auch die Infrastruktur wie beispielsweise die Kläranlage nachgerüstet werden muss. Allgemein die Straßen, Plätze und Wege: Alles wird von mehr Menschen benutzt, und muss dem auch gerecht werden.
Ist es keine vertane Chance, Geld in die klamme Stadtkasse zu spülen?
Da gehen die Meinungen auseinander. Natürlich können wir auch sagen, dass die Situation am Markt so ist, und wir versuchen, viel Gewinn zu machen. Aber wir glauben, dass wir das nicht tun sollten, weil wir vernünftige Preise wollen, damit sich auch Normalverdiener ein Grundstück leisten können. Wir sind bewusst zurückhaltender. Wir sollten lieber die Verteilung regeln.
Inwiefern?
Wir haben mit dem Gemeinderat verabredet, dass wir nicht erst in Kandeln, sondern schon im Vorgriff, wenn es um das Baugebiet in Babstadt geht, Vergabekriterien aufstellen möchten.
Wieso?
Derzeit werden die Plätze nach dem Windhund-Prinzip verkauft. Das heißt: Wer sich zuerst meldet, bekommt den Zuschlag. Das hat gewisse Gerechtigkeitsdefizite.
Sie wollen also die Vergabe steuern?
Ja. Den Wunsch haben wir auch aus allen Fraktionen im Gemeinderat bekommen.
Das sieht dann wie folgt aus?
Nach einer Art Punktesystem. Leute, die schon in Bad Rappenau leben, sollen einen gewissen Vorteil gegenüber anderen haben. Was aber nicht bedeutet, dass man andere ausschließt. Es geht weniger darum, etwas zu verhindern, sondern darum, etwas zu ermöglichen. Mit dem Konzept, das wir uns vorstellen, werden wir - so gut es geht - allen Interessen gerecht.
Es gibt eine lange Interessentenliste. Die Plätze dürften in Windeseile verkauft sein.
Vermutlich wird es so sein. Die Aussagekraft der Liste darf man nicht überschätzen.
"Sozialer Wohnungsbau" ist ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. In Kandel wird es keinen "sozialen Wohnungsbau" geben. Warum?
Das stimmt so nicht. Wir haben mit dem Gemeinderat verabredet, dass wir bei sämtlichen Bauprojekten, bei denen Mehrfamilienhäuser zulässig sind, versuchen, ein solches Projekt zu realisieren. Es hängt auch immer davon ab, ob es jemanden gibt, der das tun möchte.
Gibt es interessierte Bauträger für Kandel?
Ja, und zwar relativ viele. Wir haben mit vielen potenziellen Partnern gesprochen und werden schauen, wer dann das beste Konzept an den Start bringt. Wir müssen uns als Stadt klar machen, dass eines nicht zusammen geht: Die Gewinnmaximierung über den Verkauf von Grundstücken und der gleichzeitige Anspruch, dass auf dieser Fläche bezahlbarer Wohnraum entsteht.
Welche Handlungsfähigkeit hat die Stadt, um bei künftigen Bauprojekten eine Quote an bezahlbarem Wohnraum vorzuschreiben?
Das kann man machen, kommt aber immer auf den Standort, die Lage und das Projekt insgesamt an.
Gibt es in puncto Nachverdichtung noch Areale, auf denen "bezahlbarer Wohnraum" umzusetzen ist?
Ja. Da möchte ich aber nicht zu weit ausholen, da die Planungen noch am Anfang stehen. Wir prüfen jedes städtische Grundstück auf die Machbarkeit. Wir haben auch Flächen im Blick, die uns noch nicht gehören.
Eppingen prüft die Einrichtung einer Wohnbaugesellschaft. Warum ist das für Bad Rappenau kein Thema?
Das setzt den Haushalt recht hohen Risiken aus, die ich derzeit nicht unbedingt brauche. Solange es Partner gibt, die die Dinge realisieren können, gibt es für uns keinen Grund, das zu tun.