Seit 20 Jahren leitet Stefanie Schuster den Evangelischen Kirchenchor in Babstadt. Mit 17 hat sie das Dirigat übernommen. Seither bringt sie Familie, Beruf und Hobby unter einen Hut. Foto: Christian Laier
Von Christian Laier
Bad Rappenau-Babstadt. Im zarten Alter von 17 Jahren einen Chor zu übernehmen, ist mutig. Diesen Chor dann mehr als 20 Jahre erfolgreich zu leiten, ist in der heutigen Zeit außergewöhnlich. Stefanie Schuster ist erst 38 Jahre alt und feiert in diesem Jahr ihr 20. Dirigentenjubiläum beim Evangelischen Kirchenchor in Babstadt. "Wir haben ein tolles Miteinander", erklärt sie ihr einfaches Erfolgsrezept.
"Mit Musik kannst du das Innerste des Menschen treffen, egal in welcher Lebenslage. Das bemerke ich oft an unseren Zuhörern, aber auch an meinen Sängerinnen und Sängern selbst. Wir teilen glückliche und traurige Momente miteinander und verstehen uns oft im Lied", beschreibt die ursprünglich aus Helmstadt-Bargen stammende Sängerin und Dirigentin ihre Leidenschaft. Bei der Frage nach der Bedeutung der Musik für ihr Leben wird Stefanie Schuster ein wenig philosophisch: "Musik ist die Sprache der Engel", antwortet sie mit einem Zitat von Thomas Carlyle.
Die verheiratete Mutter eines einjährigen Sohnes ist das perfekte Beispiel dafür, dass man Familie, Beruf und Hobby mit einer guten Organisation unter einen Hut bringen kann. Tagsüber kümmert sie sich um ihren Sohn und arbeitet in Teilzeit als Diplom-Verwaltungswirtin. Nebenbei wird das Wohnhaus der Schwiegereltern in Babstadt zum Familiendomizil ausgebaut. Da bietet die Musik am Abend den perfekten Freizeitausgleich.
"Ich habe schon immer gern gesungen. Meine Mama und die Omas waren da prägend", erinnert sich Stefanie Schuster an ihre Kindheit zurück. Schon als Teenager sang sie bei Maria Kaltwasser im Bargener Kirchenchor. Das Orgelspiel brachte ihr der Opa auf dem Harmonium bei. Das Spielen einer Kirchenorgel lernte sie mit 13 Jahren. Am Adolf-Schmitthenner-Gymnasium in Neckarbischofsheim war sie Mitglied des ersten Musik-Leistungskurses von Manfred Bühler, der die talentierte Sängerin zur Ausbildung als Musikmentorin an die Musikakademie Kürnbach schickte.
Im November 1998 bot sich die Gelegenheit, den Kirchenchor in Babstadt zu übernehmen. Schuster traute sich die Herausforderung zu. "Am Anfang hat mich meine Mutter immer nach Babstadt gefahren, weil ich noch keinen Führerschein hatte. Sie ist während der Probe hinten gesessen und hat gestrickt", berichtet die Chorleiterin über die Anfangszeit. "Mir fiel es nicht leicht, erwachsenen Menschen etwas zu sagen zu haben. Aber sie haben mich alle toll aufgenommen und ich bin mit ihnen gewachsen und älter geworden. Wir haben mittlerweile auch viele persönliche Dinge miteinander erlebt und durchlebt."
Von Anfang an legte Stefanie Schuster Wert darauf, dass im Kirchenchor nicht nur kirchliche Literatur, sondern auch moderne weltliche Chorlieder Eingang finden. "Die Ältesten singen englisch, dafür singen die Jüngeren auch gerne bei der Schubertmesse mit. Wir haben Respekt voreinander und sind offen für konstruktive Kritik. Das gilt für mich, aber auch meine Sängerinnen und Sänger lassen sich viel von mir sagen."
2009 hat sie den "Kleinen Chor" gegründet, eine Untergruppe, die zusätzlich vor der Hauptprobe übt. Derzeit singen darin 15 Sängerinnen, die gerne vornehmlich englische und moderne Literatur erarbeiten. "Bei Konzerten und Gottesdiensten treten wir aber immer gemeinsam auf. Im Chor singen alle Altersklassen von 19 bis 90 Jahren, auch Sänger aus der Umgebung, die regelmäßig jeden Mittwoch zu unseren Proben kommen", betont Schuster.
Darüber hinaus spielt sie in den evangelischen Kirchengemeinden Treschklingen und Babstadt während der Gottesdienste auch die Orgel. Pfarrer i. R. Konrad Schomerus, der im Chor mitsingt, bezeichnete die flexible Musikerin einmal als "klassische ökumenische Christin", weil sie als getaufte Katholikin einen evangelischen Kirchenchor leitet und in der evangelischen Kirche als Organistin tätig ist.
Wenig überraschend gab es auch schon Anfragen, ob Stefanie Schuster nicht einen anderen Chor übernehmen wolle. "Das habe ich immer abgelehnt, ich habe überhaupt kein Interesse an einem weiteren Chor. Neben Familie und Beruf reicht mir die Arbeit mit meinem Kirchenchor völlig aus und sie macht mich auch glücklich und zufrieden", erklärt die Chorleiterin. Dort legt sie auch Wert auf die Gemeinschaft: "Einmal im Monat setzen wir uns nach der Probe noch zum ,Klatsch und Tratsch‘ zusammen und essen und trinken gemeinsam."
Für sich selbst singt die junge Frau schon seit 2001 im Jungen Kammerchor Rhein-Neckar unter der Leitung von Mathias Rickert mit. Dort ist sie Gründungsmitglied. "Ich erhalte Stimmbildung und kann davon auch immer etwas an meine Sängerinnen und Sänger weitergeben", sagt Stefanie Schuster.
Die Musik spielt im Leben der Bab-stadter Dirigentin eine bedeutende Rolle. Beim Evangelischen Kirchenchor scheint sie ihre musikalische Berufung gefunden zu haben.