Zu schön, um wahr zu sein? Die Firma BBV will den Internetanschluss ohne finanzielle Beteiligung der Kommune und ohne Anschlusskosten für die Nutzer hinbekommen. Foto: dpa
Neckarbischofsheim. (kel) Kann das klappen? Wofür der Zweckverband fibernet.rn des Landkreises 15 Jahre und kommunale Investitionen in Millionenhöhe veranschlagt, will ein vor drei Jahren gegründetes Start-Up-Unternehmen namens Breitbandversorgung Deutschland (BBV) gerade mal in zwei Jahren und ohne einen Cent aus öffentlichen Kassen schaffen. Und es kommt noch besser: Der Glasfaseranschluss soll auch für die Hauseigentümer gratis vorgenommen werden - und sich längerfristig über Nutzungsgebühren finanzieren.
Dass die Stadt derart billig ans Kabelnetz kommen sollte, weckte im Gemeinderat am Dienstagabend zunächst einige Skepsis. Aber man habe eigentlich nichts zu verlieren, argumentierte Bürgermeisterin Tanja Grether, und könne im Falle eines Scheiterns wie bisher geplant auf eigene Faust und zusammen mit dem Zweckverband den Anschluss ans schnelle Internet herstellen. So sah es auch die Bürgervertretung: Zu einer Absichtserklärung, in der der BBV Unterstützung bei der Kundenakquise und "unbürokratische Zusammenarbeit" versichert wurden, gab es ein einmütiges Ja. In der vergangenen Woche hatte bereits das Eschelbronner Gremium einer gleichlautenden Erklärung zugestimmt.
Eigentlich, so formulierte es BBV-Manager Arno Maruszczyk, sei Neckarbischofsheim eine "absolut unwirtschaftliche Gemeinde" für sein Unternehmen. Langfristig in die Gewinnzone kommen will man über eine so genannte Cluster-Bildung mit fast allen Kommunen des nördlichen Kraichgaus von Zuzenhausen über Sinsheim bis Epfenbach. Sobald sich in diesem Gebiet 35 Prozent der Haushalte zu einem Kabelanschluss durch die im hessischen Dreieich ansässigen BBV entschlossen hätten, könnten die Arbeiten beginnen. Im August wolle man mit der Vorvermarktung beginnen, im nächsten Frühjahr wäre dann schon die Leitungsverlegung denkbar.
Die Debatte war auch geprägt von unüberhörbaren Zweifeln, ob das große Ziel des Breitbandausbaus mit dem Zweckverband des Kreises in absehbarer Zeit zu bewerkstelligen sei. Arno Maruszczyk nährte dieses Unbehagen noch: Der Verband mit seinen "vier, fünf people", die den Internetanschluss noch dazu teilweise "im Nebenberuf" bewältigen wollten, habe nicht nur kein Geschäftsmodell für den Ausbau, sondern auch "null Know-how" bei der Umsetzung der Maßnahme. Die BBV wiederum könne "ratzfatz" die Kabelverlegung angehen. Die Stadträte hörten die Botschaft wohl, allein es fehlte bei manchen der Glaube: Cornelia Umhau fragte vergeblich nach Referenzen und wollte vor einer derart richtungsweisenden Entscheidung den Zweckverband anhören. Jochen Leinberger befürchtete eine "hausinterne Konkurrenz" zu den kreisweiten Internet-Bemühungen und wollte "dem Zweckverband nicht in den Rücken fallen". Michael Krieger sorgte sich um die Anbindung der Stadtteile, was Maruszczyk mit dem Versprechen entkräftete, dass alle, die sich anschließen lassen wollten, "zu 100 Prozent angeschlossen werden".
Die BBV will nach eigenem Zeitplan und unter dem Vorbehalt, dass alle Kommunen des Clusters dem Projekt ihre Rückendeckung geben, etwa zwei bis drei Monate lang ihr Angebot bewerben. Dabei sollen sich künftige Nutzer für einen monatlichen Obolus von 55 Euro für zwei Jahre an die BBV-Angebote (Internet, Telefon, Fernsehen) binden. Die Stadt wiederum verpflichtet sich, die BBV bei der Vermarktung zu unterstützen und zur "regelmäßigen und kontinuierlichen Information der Bürger über den Fortschritt des Vorhabens" beizutragen. Das Schlusswort in der Diskussion hatte Bürgermeisterin Grether: "Wir werden sehen, was kommt."