Drei-Tore-Vorsprung verspielt - Trainer-Thema vertagt
Bei der 4:5-Niederlage in Bietigheim ging den Adlern die Luft aus. Das Trainer-Thema ist ins neue Jahr vertagt.
Von Rainer Kundel
Bietigheim-Bissingen. Es ist ja nicht so, dass die Bietigheim Steelers in der DEL zur Laufkundschaft zählen. Der Aufsteiger hatte vor der gestrigen Partie 37 Punkte gesammelt, Gegner wie München und Düsseldorf bezwungen und hat mit dem 25-fachen Torschützen Riley Sheen einen Topstürmer im Kader. Unterschätzt haben die Adler Mannheim den schwäbischen Rivalen wohl nicht. Aber trotz einer sehr dünnen Personaldecke bei der 4:5 (1:1, 3:0, 0:4)-Pleite einen Drei-Tore-Vorsprung zu verspielen, gibt doch zu denken.
In einer Zeit schwerer Zerwürfnisse zwischen Klubführung und Trainer Pavel Gross, die auch an den Spielern nicht vorbeigehen dürften, lautete die Frage: Würde im letzten Spiel des Jahres ein Statement der Mannschaft auf dem Eis folgen, aus dem man schließen kann, dass die Spieler für ihren Trainer noch durchs Feuer gehen? Zumal neben der Corona-Verharmlosung von Gross immer lauter auch Vorwürfe in Bezug auf das Zwischenmenschliche bei der Teamführung ans Licht kommen. Einen neuen Stand dazu gelang es auch dem übertragenden TV-Sender nicht in Erfahrung zu bringen, zu einem Interview stand am Rande des Spiels in der Bietigheimer Eishalle niemand zur Verfügung, sodass das heikle Thema wohl bis zum neuen Jahr ausgesessen wird.
Eindeutig zu beantworten war die Frage nicht, weil die unterschiedlichen Kräfteverhältnisse nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Erschwerend zu den Nebengeräuschen kam nämlich hinzu, dass die Adler mit einer Rumpfmannschaft, bestehend aus drei Sturmreihen und sechs teils unerfahrenen Verteidigern, antreten mussten. Die jüngsten Ausfälle von Kapitän Denis Reul und Center Andrew Desjardins – Gründe wurden wie immer nicht mitgeteilt – erhöhten die Zahl fehlender Akteure auf zehn. Darunter fünf Verteidiger, womit Nico Krämmer wieder den Weg nach hinten antreten musste.
Was den 29-Jährigen aber nicht daran hinderte, im ersten Powerplay des Abends einen Pass von Plachta zum 0:1 zu verwerten (5. Minute). Die Gästeführung währte nur 94 Sekunden, weil man einen Zwei-gegen-eins-Konter der Steelers zuließ, den der aufgerückte Verteidiger Smereck abschloss. Verliefen die ersten 20 Minuten noch ausgeglichen, so lagen die Spielanteile nach dem ersten Wechsel zunächst deutlich auf Seiten der Adler. Zumal der Rückwärtsgang noch stimmte und Dennis Endras nur wenig beschäftigt war. Nigel Dawes fand beim 1:2 (21.) die Lücke bei Brenner am kurzen Pfosten und David Wolf (32.) brachte sich nach sieben torlosen Matches wieder auf die Anzeigetafel. Der freistehende Spieltagskapitän machte in der leeren Halle lautstark auf sich aufmerksam, sodass ihn Philipp Preto bei seinem ersten Assist-Punkt in der DEL gar nicht übersehen konnte. Schließlich legte Dawes zum 1:4 (35.) nach, als seine Mannschaft gerade die erste Strafzeit (Eisenschmid) problemlos überstanden hatte.
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Nicht wiederzuerkennen waren die Blau-Weiß-Roten im Schlussdrittel. Passiv in der Vorwärtsbewegung und nachlässig im Defensivverhalten verlor man völlig die Linie und kassierte innerhalb von zwölf Minuten vier Treffer.
Ist den Adlern womöglich auch die Luft ausgegangen? "Wir waren da zu unkonzentriert, aber einen Drei-Tore-Vorsprung darf man dennoch nicht hergeben", meinte ein enttäuschter David Wolf bei MagentaSport.
Die dritte von fünf Auswärtspartien in Folge bestreiten die Adler zu Beginn des neuen Jahres am Sonntag (14 Uhr) bei den Kölner Haien. Noch wichtiger als die Ergebnisse wird dann sein, ob das Vertrauensverhältnis zwischen dem Klub und seinem eigenwilligen Trainer noch zu kitten ist.
Bietigheim Steeles - Adler Mannheim 5:4 (1:1, 0:3, 4:0)
Tore: 0:1 Krämmer (5.), 1:1 Smereck (7.), 1:2 Dawes (21.), 1:3 Wolf (32.), 1:4 Dawes (35.), 2:4 Stretch (45.), 3:4 Sheen (48.), 4:4 Ranford (55.), 5:4 Smereck (57.)
Schiedsrichter: Kopitz (Iserlohn), Reneau (Kanada)
Strafminuten: 4/6