Joachim Finkbeiner-Rinn (v.l.), Edit Spielmann und Jochen Schwarz wollen die Wiesen und Äcker bewahren.
Von Thomas Seiler
Wilhelmsfeld. Eine Bürgerinitiative setzt derzeit alle Hebel in Bewegung, um gegen den im November vom Gemeinderat weitgehend gegen die Stimmen der Grünen Initiative Wilhelmsfeld (GIW) verabschiedeten Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Schriesheimer Hof" vorzugehen. Mit einem in allen Haushalten verteilten Faltblatt sammelt sie Unterschriften für ein Bürgerbegehren, das in einen Bürgerentscheid und in die Aufhebung des gefassten Gemeinderatsbeschlusses führen soll. "Wir haben schon die Hälfte der notwendigen Unterschriften", vermeldete der Sprecher der Initiative, Joachim Finkbeiner-Rinn, der RNZ.
Aber bis zur Frist am 26. Februar gelte es noch, den Rest an Unterzeichnern zu erlangen. Dabei sorge die Corona-Pandemie "leider nur für beschränkte Möglichkeiten für eine öffentliche Agitation", betonte der ehemalige Studiendirektor am Max-Born-Gymnasium Neckargemünd. Immerhin benötigt man sieben Prozent der über 2500 Wahlberechtigten des Luftkurorts, um das Bürgerbegehren starten zu können.
Bewusst hätte man im Vorfeld "auf eine Unterstützung durch Parteien und Vereine sowie durch nicht an Parteien gebundene örtliche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens" verzichtet, sagte Finkbeiner-Rinn mit Blick auf das Akquirieren von Erstunterzeichnern. Zu ihnen gehören Edit Spielmann und Jochen Schwarz, die dem BUND Steinachtal vorstehen, sowie weitere Personen aus der Gemeinde.
Im Nordwesten Wilhelmsfelds will der Gemeinderat ein Gewerbegebiet entwickeln. Fotos: Alex/privatIhnen allen gehe es dabei um eine "einvernehmliche Entwicklung Wilhelmsfelds gemeinsam mit den dort lebenden Bürgern", betonte der ehemalige Pädagoge in dem Aufruf, alles zu tun, um den Aufstellungsbeschluss zu verhindern. Damit wollen die Initiatoren verhindern, dass die vorhandene etwa 6,4 Hektar umfassende Wiesen- und Ackerfläche im Nordwesten der Gemarkung, die bisher als Sondernutzungsgebiet baulich ausschließlich zu Kur- und Heilzwecken hätte genutzt werden dürfen, nicht neu mit der Zielsetzung überplant wird, hier ein allgemeines Gewerbegebiet auszuweisen.
Deshalb prangert man das gelaufene Verfahren entschieden an. Den betroffenen privaten Grundstückseigentümern sei vorab das Vorhaben nicht bekannt gemacht worden; auch fehle eine vorherige und für die Bürger nachvollziehbare Bedarfsermittlung. Nur eines hielt Finkbeiner-Rinn für gesichert: "Das juristisch jetzt weitgehend eröffnete Bebauungsplanverfahren ist mit erheblichen Kosten für die Gemeindekasse verbunden!"
Die Initiative tritt daher sehr deutlich für mehr Demokratie ein und fordert aus diesem Grund "einen öffentlichen, transparenten und ernsthaften Bürgerdialog vor einer Beschlussfassung für einen Bebauungsplan dieser Größe am Ortseingang". Deshalb lautet die Frage, die jeder mit seiner Unterschrift akzeptiert, ob er "für die Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses des Bebauungsplanes Schriesheimer Hof" sei.
Mit vielen Bildern weist nun die Initiative in ihrem Faltblatt daraufhin, dass laut Finkbeiner-Rinn die "Darstellung des angeblichen Bedarfs durch die Gemeindeverwaltung reine Spekulation" darstelle. Das Gegenteil sei der Fall: "Wir befürchten, dass ein großer Supermarkt – gesprochen wurde von einem Discounter – zu einer Gefährdung der vorhandenen Einzelhandelsbetriebe in unserer kleinen Gemeinde und damit zu einer weiteren Entkernung der Ortsmitte führt", betonte er.
Deshalb baut die Aktionsgruppe nun auf viele Unterstützer und entwarf bereits eine eigene Internetseite. Zudem wende man sich mit einem Profil im sozialen Netzwerk "Instagram" insbesondere an die jüngere Generation.
Die Bürgerinitiative informierte auch Bürgermeister Christoph Oeldorf von der Aktion. Dieser schaut "der ganzen Sache relativ entspannt entgegen", erklärte er auf Anfrage der RNZ.