Das leicht verletzte Reh wurde in einer Wildwanne auf dem Beifahrersitz transportiert und wieder in den Wald gebracht. Foto: privat
Wiesenbach. (luw) "Man muss hoffen, dass es überlebt", teilt die Gemeindeverwaltung mit: Erneut hat ein unangeleinter Hund ein Reh durch den Ort gehetzt und es verletzt. Nach dem jüngsten Vorfall am östlichen Ortsrand hat die Verwaltung nun öffentlich eine "ordnungsgemäße Hundehaltung" angemahnt und an die Polizeiverordnung erinnert. Die RNZ sprach mit Jagdpächter Benjamin Hartmann, der das verletzte Reh versorgte und es im Wald aussetzte.
"Ich wurde von einem Anwohner angerufen, der berichtete, dass ein Hund ein Reh durch die Vorstadt gehetzt hatte", so Hartmann. Demnach sei das verletzte Tier in einem Garten "gefangen" gewesen, habe aber noch vor der Ankunft des 32-Jährigen einen Ausweg gefunden. "Also bin ich wieder nach Hause gefahren, ehe mich zwei Stunden später eine andere Anwohnerin anrief." Bei ihr vor der Haustür sei das Reh "zusammengekauert" gefunden worden.
Dort packte der Jagdpächter es in eine sogenannte Wildwanne, stellte diese auf den Beifahrersitz seines Autos und fuhr nach Gaiberg zu Ralph und Anne Steffen von der "Rehkitzrettung Rhein-Neckar". Bekanntlich kümmert sich der neu gegründete Verein insbesondere um junge Rehe, die verletzt gefunden werden. In Gaiberg habe man aber einerseits festgestellt, dass dieses Reh nur leichte Verletzungen davongetragen hatte. "Und es war auch zu alt, um es dort im Stall unterzubringen", so Hartmann. Dies sei in der Regel nur bei bis zu sechs Wochen alten Kitzen möglich, doch dieses Tier sei schon älter und "relativ kräftig" gewesen. Also habe man beschlossen: "Wir lassen es in Wiesenbach wieder rennen." So setzte der Jagdpächter das Reh nahe dem Kühberg in der Nähe eines Wasserlochs ab – und hofft nun, dass es überlebt hat.
Die von der Gemeinde zitierte Polizeiverordnung schreibt indes vor, dass "Hunde ohne Begleitung einer Person, die durch Zuruf auf das Tier einwirken kann, nicht frei umherlaufen dürfen". Bereits im März habe es einen ähnlichen Vorfall im Ort gegeben, ebenfalls verursacht durch einen nicht angeleinten Hund. Hartmann weiß, dass die Umsetzung dieses Paragrafen "leider in den seltensten Fällen" funktioniere. Laut Gemeindeverwaltung werde "oft beobachtet, dass Hunde außerhalb frei umherlaufen" und die Vierbeiner eben nicht wie vorgeschrieben auf die Zurufe ihrer Halter reagieren würden. Demnach sei "ungefähr die Hälfte" des in den vergangenen Jahren verletzt oder tot gefundenen Rehwilds von Hunden "gerissen" worden.