Dagmar Schülke (v.l.) führte Julia Philippi unter anderem in den Garten von Brigitte Schoell. Foto: Katzenberger-Ruf
Dossenheim. (kaz) In Dossenheim gibt es ein Gelände, das schon seit Jahrzehnten für Diskussionsstoff sorgt: Es ist das rund elf Hektar große Gewann Augustenbühl. Das Gebiet grenzt an die Wohnbebauung im Norden, wird im Flächennutzungsplan noch als Bau-Erwartungsland geführt, sollte laut Dagmar Schülke aber Schutzstatus genießen. Sie ist Vorsitzende des Ende 2018 gegründeten Vereins "Augustenbühl" mit zur Zeit 32 Mitgliedern.
Immerhin ist dieser groß genug, um Teil der Sommertour von Julia Philippi zu werden. Die CDU-Landtagsabgeordnete und Dossenheimer Gemeinderätin kam mit ihrem Mitarbeiter vom Wahlkreisbüro, Lukas Schäfer, zum Treffpunkt. Mit vor Ort war auch der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat, Hans-Peter Stöhr. Darüber freut sich Dagmar Schülke besonders. Zusammen mit ihrem Vorstandskollegen André Siepe zog sie beim rund zweistündigen Rundgang alle Register, um die Gäste davon zu überzeugen, dass das Augustenbühl als ökologisch wertvolle Grünfläche nicht bebaut werden sollte.
Schon zum Auftakt zückte sie das Foto einer Gottesanbeterin. Diese seltene Heuschreckenart hatte sie auf einer Wiese ausfindig gemacht, die als Weidefläche für Pferde genutzt wird. Von dort ging es nun rein in die "grüne Lunge" mit vielen alten Bäumen, vorbei an Gemüsegärten und einem Wingert. Dann öffnete Brigitte Schoell ihr Grundstück für die kleine Besuchergruppe. Sie hat es von der Gemeinde gepachtet und dort einen kleinen Pferdestall gebaut. Auf der Wiese stehen viele alte Obstbäume. "Ich bin froh, dass ich die Früchte ernten darf. Was ich selbst nicht verarbeiten kann, verschenke ich" sagte die Pächterin.
Bäume, die altersbedingt absterben, lässt sie als Totholz liegen. Schließlich ist dies Lebensraum für Insekten, die wiederum als Nahrungsquelle für Insekten dienen. "Sie müssen mal an einem Morgen im April hierherkommen, da hören Sie ein unglaubliches Zwitschern", so die Naturliebhaberin. Sie pflegt auch ein Stück gegenüber, auf dem unter anderem ein seltener Mispelbaum steht. Ebenso ein "Speierling", also ein Mostapfelbaum.
Es gibt im Gewann natürlich auch richtig verwilderte Grundstücke. Dagmar Schülke glaubt zu wissen, warum. "Es gibt Besitzer, die die Stücke nicht mehr bewirtschaften können, aber auch nicht verkaufen oder verpachten wollen, weil sie auf eine Wertsteigerung spekulieren", sagte sie. Und dann sind da nach ihrer Schilderung noch jene, die sich aus Liebe zur Natur auf Verträge einlassen, die von Jahr zu Jahr verlängert werden. Dazu gehört Iris Ludwig, die ein Stück gepachtet hat, das vom Feldweg "Im Neuewingert" einsehbar ist. Also sollen sich auch Spaziergänger an schönen Pflanzen mit dem Ölberg im Hintergrund erfreuen.
Ein Prachtstück ist auch der Garten von Sibylle Lay. Beim Gespräch "am Zaun" erzählte die Naturpädagogin, dass bei ihr oft Mädchen und Jungen vom Kindergarten "Konfetti" zu Gast sind und richtig aufblühen. Auf dem Gelände steht überdies eine Jurte, in die sich die Kleinen bei Regen zurückziehen können. Letzte Station der Tour war der Garten von Andrea Schlechter und ihrem Mann. Das Ehepaar hat von der Gemeinde ebenfalls ein Stück dazu gepachtet. Wieder war von Artenvielfalt – unter anderem im dichten Efeu – und von Vogelgezwitscher die Rede. "In der Aprikose wohnt der Gartenrotschwanz", verrät Andrea. Aus zeitlichen Gründen fiel der Besuch in einem Grundstück des Vereins "Blühende Bergstraße" aus. Dort gibt es einen Teich und laut Dagmar Schülke auch den Bergmolch.