Petra Weiß (r.) war zu Gast bei der Mitgliederversammlung der BUND-Ortsgruppe um Erhard Jahn (2.v.l.), Wenny Schmidt (4.v.l.) und Sabine Reich (5.v.l.). Foto: Hebbelmann
Sabine Hebbelmann
Sandhausen. Die geplante Erweiterung "Sportzentrum Süd" beim Fußballzweitligisten SV Sandhausen (SVS) beschäftigt die Ortsgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) schon lange. Zu ihrer Mitgliederversammlung in der Pizzeria Bunker hatte sie jetzt mit Petra Weiß die Sprecherin der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz Sandhausen" (BI) eingeladen. Von einem roten Faden sprach Sabine Reich, die mit Wenny Schmidt und Erhard Jahn das gleichberechtigte BUND-Vorstandsteam bildet. Die Drei wurden ohne Gegenstimme wiedergewählt. Die Teilnehmer hatten viele Fragen, besonders zu der ersten Sitzung des Runden Tisches mit den betroffenen Vereinen:
Wie ist der Runde Tisch gelaufen? "Alle Alternativen sind außerhalb des Waldschutzgebietes. Es lag mir auf der Zunge zu sagen: Geht doch!", sagte Petra Weiß. Sie lobte die externe Moderation, die die Sitzung straff geleitet und für eine konstruktive Arbeitsatmosphäre gesorgt habe. Das Moderatoren-Duo habe sich so vorgestellt: Wir sind Fußballfans, aber wir fahren auch Hybrid. "Das war clever." Fest steht für sie: "Wir halten an unserer strikten Waldschutzstrategie fest."
Wie können sich die Bürger eine Meinung bilden? "Es tut mir Leid, dass in der Pressemitteilung der Gemeinde nicht viel steht, wegen mir hätte sie großzügiger ausfallen können", so Weiß. Die Idee sei, dass die Beteiligten sich zunächst mit ihren jeweiligen Mitgliedern abstimmen. "Vergangene Woche waren zehn Leute bei uns und wir haben einen Konsens für eine Strategie gefunden, die sich gut nach außen vertreten lässt", berichtete Weiß. Sie fände es gut, wenn das Ergebnis des Runden Tisches bei einer Bürgerinformationsveranstaltung vorgestellt würde.
Zeichnen sich Kooperationen mit anderen Vereinen ab? Wenn sich vorhandene Spielfelder mitnutzen ließen, würde es auch weniger kosten, bemerkte BUND-Vorstand Erhard Jahn. Er erinnerte daran, dass die SPD-Fraktion in ihrem Gemeinderatsantrag gefordert hatte, Kooperationsmöglichkeiten des SVS mit den Fußballvereinen der Nachbargemeinden Walldorf, St. Ilgen und Nußloch zu prüfen. Er wollte wissen, ob die SPD das beim Runden Tisch einfordert, damit dies nicht nur auf dem Papier stehe. Die BI-Sprecherin konnte jedoch nichts über mögliche Gespräche zu diesem Thema berichten.
Müssen es wirklich zwei Plätze sein? Sie habe die Frage nach den DFL-Statuten gestellt, so Weiß. Eine klare Antwort habe sie aber nicht bekommen. Der SVS beziehe sich auf das Schreiben der DFL und berufe sich damit auf eine Instanz, die weit weg sei. Das Schreiben bezeichnete sie als Interpretationssache. Laut den Statuten sei definitiv nur ein weiterer Platz notwendig, erklärte Weiß und schickte hinterher: "Die BI hält daran fest." Warum der Verein nicht einfach seinen Bedarf begründe, erklärte sie damit, dass sich ansonsten ja auch andere Vereine mit Begehrlichkeiten melden könnten.
Warum hatte der Gemeinderat dem Einleitungsbeschluss zugestimmt? Erhard Jahn berichtete aus der damaligen Sitzung, dass der Eindruck geweckt worden sei, dass damit noch nichts endgültig beschlossen sei. Nach dem Motto: Jetzt warten wir mal ab, was die Fachbehörden sagen, dann können wir uns daran orientieren. "Es war wohl nicht allen klar, dass das Ding seinen Weg geht", sagte der Naturschützer. Weiß bestätigte: Vielen sei nicht bewusst gewesen, dass der Gemeinderat damit seinen Willen zum Ausdruck bringt und die Fachbehörden gegebenenfalls Auflagen machen, die erfüllbar sind.
Warum werden die örtlichen Naturschutzverbände nicht am Runden Tisch beteiligt? Jahn merkte an, dass der BUND mit dem Nabu am Runden Tisch hätten teilnehmen wollen, dies aber nicht zugelassen worden sei. "Es wäre gut, wenn jemand von den örtlichen Naturschutzverbänden dabei wäre. Dann könnte man von der Naturschutzseite gleich erkennen, ob ein Vorschlag funktioniert", betonte er. Jahn hätte gerne Günter Wiedemann für den Runden Tisch nominiert. Er ist BUND-Mitglied, war in Sandhausen Förster und kennt sich nebenbei mit den örtlichen Bebauungsplänen bestens aus. Er hatte auch die Rodung für die erste Erweiterung des SVS-Sportgeländes 2008 mitverfolgt. Teilweise seien die dadurch ökologischen Ausgleichsmaßnahmen noch immer nicht umgesetzt. So sollten auf drei Flächen eigentlich Streuobstwiesen geschaffen werden, doch Obstbäume sind dort bis heute nicht gepflanzt.
Wie geht es mit dem Runden Tisch weiter? Petra Weiß vermutete, dass es nicht die letzte Zusammenkunft gewesen sei. Werde ein Konsens gefunden, müsse dieser in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung beraten werden, erläuterte sie das Verfahren.
Wenn es keinen Konsens gibt, was passiert dann? "Die Gemeinde ist bemüht, optimale Bedingungen herzustellen, das macht auf jeden Fall Hoffnung", gab sich Weiß optimistisch. Dass das Verfahren nur ruhend gestellt ist, bezeichnete sie als "kleines Damoklesschwert". Doch auch über eine Wiederaufnahme müsste der Gemeinderat entscheiden. Das Thema sei in der Gemeinde nach wie vor präsent, beobachtete Jahn. "Die Leute reden darüber." Anders als Bürgermeister Georg Kletti sah er in der Auseinandersetzung keine "Spaltung der Gemeinde", sondern eine Stärkung der innerörtlichen Demokratie.