Der heftigste Streitpunkt im neuen „Bebauungsplan Bruchhausen“ war diese Grünfläche. Am Ende gab es keine Mehrheit für zwei Bauflächen auf der Wiese. Foto: Alex
Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Protestierende Bürger, hitzige Debatten und am Ende noch ein umstrittener Seitenhieb unter Kommunalpolitikern: So lässt sich der Weg zur nun beschlossenen Neuauflage des "Bebauungsplans Bruchhausen" zusammenfassen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich für eine neue Gliederung der zulässigen Bebauung im Ortsteil Bruchhausen gestimmt. Damit schafft die Gemeinde mehr Platz für Wohnraum, ohne die örtliche Landwirtschaft einzuschränken. So berechtigt der veränderte Bebauungsplan Eigentümer in Bruchhausen beispielsweise zur Umnutzung von früheren Scheunen oder zum Bau neuer Wohngebäude. Bereits im vergangenen September war die Gemeindeverwaltung bekanntlich an der Mehrheit im Rat mit dem Vorhaben gescheitert, auch am Spielplatz zwei neue Bauflächen auszuweisen.
Die Vorgeschichte
Im November 2018 wurde der Bebauungsplan im Technischen Ausschuss besprochen, worauf sich nach Angaben der FDP-Fraktion zahlreiche "besorgte" Bruchhäuser an die Liberalen wandten. Die Bürger fragten demnach nach den Plänen für ihren Weiler. Darauf veranstaltete die FDP eine Ortsbegehung und beantwortete offene Fragen. Dabei äußerten sich die Bürger laut einer Mitteilung der Liberalen vom Dezember 2018 insbesondere kritisch gegenüber einer möglichen "Beschneidung" der Wiese am Spielplatz, die als Treffpunkt im Dorf geschätzt werde. "Nun sind die Bürger selbst gefordert, sich bei der Offenlage und der Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung zu Wort zu melden", hieß es damals seitens der FDP. Später sammelten die Bruchhäuser über 580 Unterschriften, mit denen sich die Bewohner gegen die Ausweisung von zwei Bauflächen auf der genannten Wiese aussprachen.
Im vergangenen Herbst sollte nun der Gemeinderat im Beisein zahlreicher Bruchhäuser über den Bebauungsplan abstimmen, wobei dieser bewusst in mehrere Beschlussvorschläge unterteilt wurde. So wurden zwar die Baufenster am Spielplatz abgelehnt, dem restlichen Plan aber zugestimmt. Bürgermeister Georg Kletti hatte damals für die Bauflächen auf der Wiese geworben, indem er diese als "stille Reserven" beschrieb, die dem Spielplatz "genügend Restfläche" ließen und vorerst nicht bebaut werden sollten – und wenn überhaupt, dann nur mit kleinen Gebäuden für maximal je zwei Wohnungen. Lars Albrecht (CDU) kritisierte damals die Proteste der Bürger, worauf er den Unmut einiger Bruchhäuser im Zuschauerraum auf sich zog. Der CDU-Rat sah "einen ganzen Ortsteil" durch "einige Personen aufgestachelt"; seine Fraktion war bei der Abstimmung im Herbst die einzige im Gremium, die für die Bauflächen am Spielplatz stimmte.
Der Beschluss
Nun stand also die endgültige Entscheidung des Gemeinderats an. Der Bebauungsplan verändert die Aufteilung von Bruchhausen in Flächen für landwirtschaftliche Gebäude einerseits und Wohngebäude andererseits. Ziel ist, mehr Wohnraum zu schaffen, ohne dabei die Landwirtschaft einzuschränken. Der Rat hatte unter anderem über drei "Einwendungen" abzustimmen, die betroffene Grundstückseigentümer im Rahmen der Offenlage des Entwurfs geäußert hatten.
Eine Bitte betraf jene heiß diskutierte Fläche am Spielplatz. Hier hätte laut ursprünglicher Planung eine private und eine gemeindeeigene Baufläche entstehen sollen, was aber wie erwähnt im Herbst abgelehnt worden war. Nun hatte ein namentlich nicht genannter Eigentümer die Bitte geäußert, das Baufenster doch auszuweisen. Dietmar Glup vom beauftragten Planungsbüro erläuterte im Räterund die Einwände der Bürger und gab jeweils eine Empfehlung aus stadtplanerischer Sicht mit. In allen drei Fällen riet er dem Gremium, die gewünschten Änderungen abzulehnen und damit an der bisherigen Planung festzuhalten. Bei der Spielplatz-Frage verwies er auf die gesammelten Unterschriften als "wesentliches Argument" gegen diese Pläne und sah zudem vonseiten des Eigentümers "keine neuen städtebaulichen Argumente" für eine Ausweisung. Fast alle Räte folgten den Empfehlungen – lediglich Heidi Seeger (FDP) votierte bei einem Einwand gegen das Festhalten an der bisherigen Planung und enthielt sich bei allen anderen Einzelabstimmungen. Georg Diem (FDP) und Peter Köllner (CDU) durften wegen Befangenheit nicht mitdiskutieren oder abstimmen.