Jetzt ist die Spargelernte endgültig gerettet
Die RNZ stellte einem Sandhäuser Landwirt 800 Zeitungen zur Verfügung - "Beste und nachhaltigste Verpackung"

Von Christoph Moll
Sandhausen/Heidelberg. Wer auf dem Köllnerhof im Süden von Sandhausen Spargel kauft, bekommt noch kostenlos interessanten Lesestoff dazu: Denn das königliche Gemüse wird bei dem Familienbetrieb seit vielen Jahren in Zeitungsseiten eingewickelt. "Das ist die beste und nachhaltigste Verpackung", betont Gemüsebauer Peter Köllner. Vor Kurzem meldete sich der 51-Jährige aber bei der RNZ und schlug Alarm: "Uns gehen die Zeitungen aus!" Klingt erst einmal seltsam, aber schuld daran ist tatsächlich die Coronakrise. Die RNZ half gerne aus und stellte dem Landwirt mehrere Hundert Zeitungen zur Verfügung, damit er auch weiter leckeren Spargel verkaufen kann. Damit ist seine Spargelernte nun wohl endgültig gerettet.
Wieso endgültig? Ganz einfach: Mitte März sah es noch so aus, als müsste die Spargelernte in Sandhausen in diesem Jahr ganz ausfallen. Denn die Erntehelfer aus Rumänien, die sonst auf den Feldern die Stangen stechen, konnten wegen der Coronakrise nicht anreisen. Darüber berichtete die RNZ. Und dann stand das Telefon auf dem Köllnerhof nicht mehr still. Dutzende Freiwillige wollten die Spargelernte retten. Und diese ernten nun seit Mitte April so viel Spargel, dass nun langsam aber sicher das Zeitungspapier zum Einpacken ausgeht.
"Viele Kunden sammeln für uns das ganze Jahr über Zeitungen", erzählt Peter Köllner. Dass jene in diesem Jahr so früh knapp werden, liegt vor allem daran, dass die Köllners den Spargel ausschließlich auf dem Hof verkaufen. "Sonst gingen kistenweise Spargel an Gastronomen, aber das fällt ja jetzt weg", so der Landwirt, der auch beobachtet hat: "Die Menschen gehen nicht mehr gerne in den Supermarkt." Umso mehr Spargel muss er einpacken.
Als der "Hilferuf" die Geschäftsführerin und Chefredakteurin der RNZ, Inge Höltzcke, und den Geschäftsführer der für die technische Herstellung verantwortlichen "Heidelberger Mediengestaltung-HVA", Michael Gindele, erreichte, zögerten beide nicht lange. "Besonders in dieser schwierigen Zeit wollen wir regionale Betriebe so gut es geht unterstützen", betont Höltzcke. Das tut die RNZ derzeit auch mit zahlreichen Aktionen zur Stärkung des lokalen Einzelhandels und der Gastronomie. Und auch für Gindele stand schnell fest: "Da helfen wir gerne aus."
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Gesagt, getan. Vor Kurzem lagen rund 800 Zeitungen aus Restbeständen zur Abholung am RNZ-Druckzentrum im Heidelberger Pfaffengrund bereit. Peter Köllner freute sich sichtlich. Denn die Menge reicht wohl bis zum Ende der Spargelsaison. Mit einer RNZ lassen sich nämlich fünf Spargelbündel einpacken.
"Für die Umwelt ist Zeitungspapier am besten", meint Köllner. Michael Gindele stimmt zu: "Wir verwenden bei der Herstellung der RNZ fast 100 Prozent Recyclingpapier." Und auch die Druckfarbe sei unschädlich, wenn sie etwas auf die Spargel abfärbt. Das kann aber kaum passieren, da beim Einpacken noch Butterbrotpapier zwischen Spargel und Zeitungspapier kommt. "Wir wollten vor ein paar Jahren auf kompostierbare Tüten umsteigen, aber die Zeitung ist einfach die bessere Verpackung", erzählt Köllner. Diese halte die Spargel frisch und isoliere auch gut bei hohen Temperaturen wie derzeit. Und sie habe noch einen weiteren Vorteil: "Beim Einpacken haben wir immer etwas zu lesen", schmunzelt Köllner. "Da bleiben wir öfter mal an einem interessanten Artikel hängen."
Der Landwirt glaubt, dass in Deutschland in diesem Jahr nur 50 bis 60 Prozent des Spargels geerntet werden können. Bei ihm aber bleibe dank seiner Helfer – darunter Schüler, Studenten und Kurzarbeiter zum Beispiel aus der Gastronomie – keine Stange stehen. Bisher habe nur ein Helfer wegen körperlicher Beschwerden aufgehört. "Wir haben noch ein paar Interessenten in der Warteschleife", verrät er. "Es ist ein phänomenales Team entstanden." Selbst wenn er noch Helfer aus Rumänien bekommen könnte, würde er nun auf diese verzichten. Der Spargel ist dieses Jahr zwar etwas teurer, das Kilo auf dem Köllnerhof kostet 13 Euro. Aber wie erwähnt: Der interessante Lesestoff ist inklusive.