Die Sandhäuser Düne. Foto: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis
Sandhausen. (luw) Im neuen Naturschutzgebiet "Brühlwegdüne" fallen voraussichtlich am Mittwoch, 13. Januar, die ersten Bäume. Laut zuständigem Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) sollen auf einer Fläche von 0,5 Hektar Rodungen stattfinden, um dort langfristig Sandrasen zu entwickeln. Dadurch sollen auf dem insgesamt 32 Hektar großen Areal südlich der Landesstraße L598 seltene Tier- und Pflanzenarten heimisch werden.
Für Diskussionen in der Hopfengemeinde sorgt die Maßnahme immer wieder, weil in den nächsten 25 Jahren unterm Strich 15 Hektar Sandrasen entstehen und entsprechend viele Bäume gefällt werden sollen; anfangs sah die Planung nur 2,8 Hektar vor. Jedoch hatten sich die in die Planung eingebundenen Naturschutzverbände wie BUND und Nabu gewünscht, diese Fläche auf die nun anvisierten 15 Hektar zu vergrößern.
Mit der schrittweisen Entwicklung von Sandrasen und lichtem Kiefernwald soll das Gebiet in einen Zustand versetzt werden, in dem es sich zuletzt vor über 10.000 Jahren befand: am Ende der Eiszeit. Denn die Dünen um Sandhausen bestehen aus Sand, der vom Rhein stammt und damals durch Windverwehungen in die Region gelangte. Durch die forstwirtschaftliche Nutzung der Düne in den vergangenen Jahrzehnten bildete sich laut RP ein Waldboden, der die Entwicklung von Sandrasen verhindert. "Daher wird er im Anschluss an die Auflichtung entfernt und zur Verbesserung des Waldbodens in anderen Waldbeständen verwendet."
Enthält der Sandboden Kalk, könne darauf Blauschillergrasrasen, ansonsten Silbergrasrasen entwickelt werden. Diese beiden "Sandrasengesellschaften" beherbergen demnach die stark gefährdeten Pflanzenarten Sandstrohblume, Sand-Silberscharte und Ohrlöffel-Leimkraut. Zudem böten sie "einer ganzen Reihe von seltenen Tierarten Lebensraum", etwa dem Sandlaufkäfer oder der "auffälligen blauflügeligen Ödlandschrecke".
Auf RNZ-Nachfrage erklärte RP-Sprecherin Clara Reuß, dass der genaue Start der Rodungsarbeiten auch witterungsabhängig sei und noch nicht benannt werden könne. Man rechne aber mit einem mehrtägigen Einsatz ab Mittwoch. Bei den Arbeiten werde auf den Zustand der Bäume Rücksicht genommen: "Sogenannte Habitatbäume, die bereits von Totholzbewohnern besiedelt sind oder Höhlen enthalten, die von Fledermäusen oder anderen Säugetieren genutzt werden könnten, werden nicht entfernt." Zudem werde der nördliche Bereich des Naturschutzgebietes durch die Entnahme von Stammholz und liegendem Holz "etwas aufgelichtet". Der Wald sei auch danach noch "überwiegend von Kiefern überschirmt" und behalte seine ökologischen Waldeigenschaften, verspricht Reuß.
Seinen Ursprung hat das Projekt "Brühlwegdüne" im Bau der Bundesstraße B535 vor rund 30 Jahren. Es ist Teil eines Alternativkonzepts, das den Straßenbau anstelle des anfangs geplanten Rückbaus der Landesstraße L600 ökologisch ausgleichen soll.