Unterricht am Tablet oder auf anderen elektronischen Geräten: So wie hier vor den Weihnachtsferien am Gymnasium Bammental gehört das nun wieder zum Alltag der meisten Schüler. Foto: privat
Region Heidelberg. (cm/lesa/lew/luw) Verbindungsabbrüche, lange Wartezeiten, stockende Videokonferenzen: Beim Start des Schulunterrichts ohne Präsenzpflicht am gestrigen Montag hat es massiv gehakt, Probleme bereitete insbesondere die Lernplattform Moodle. Die RNZ hat bei Schulen rund um Heidelberg nachgefragt, welche Programme sie nutzen und wie es hier lief:
Am Gymnasium Bammental fiel der Start laut Schulleiter Benedikt Mancini "durwachsen" aus: "Unsere Struktur funktioniert insgesamt, morgens gab es aber Serverprobleme." Denn das Gymnasium arbeitet mit der Plattform Moodle, die nach Mancinis Worten ab kurz vor 8 Uhr nicht erreichbar war. Das Problem: Über Moodle werden am Gymnasium sowohl Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt, als auch Videokonferenzen abgehalten. Doch man wusste sich zu helfen: "Statt der Videokonferenzen haben wir über den Schulmessenger im Portal ‚WebUntis‘ die Schüler über die Störung informiert und einen Austausch über die wichtigsten Fragen durchgeführt." Ab 8.45 Uhr sei Moodle wieder erreichbar gewesen und die Schüler konnten arbeiten. Ab 9.30 Uhr seien auch Videokonferenzen wieder möglich gewesen. Angesichts der technischen Probleme hofft Mancini, dass die Verantwortlichen "wo es geht nachsteuern". Für Moodle habe bisher gesprochen, dass auf dieser Plattform der Datenschutz gewährleistet und umfassende Möglichkeiten des digitalen Unterrichts geboten seien. "Wenn die Server funktionieren, ist das ein optimales Tool." Für den Fall, dass es dauerhaft zu Problemen kommt, denkt Mancini aber weiter: "Notfalls müssen wir das Programm ‚Jitsi‘ von der Hopp Foundation dazunehmen."
An der Realschule Neckargemündhaben die Verantwortlichen gestern auf die richtige Plattform gesetzt: "Wir arbeiten nicht mit Moodle, sondern mit dem Server der Hopp Foundation", berichtet Schulleiterin Marion Marker-Schrotz. Und dieser habe am Montag "bis auf ein paar Wackler" funktioniert. Damit habe man schon im vergangenen Schuljahr gearbeitet – und sich für eine Fortsetzung entschieden. Dies auch, um Schülern und Lehrern das zeitaufwendige Einarbeiten in ein anderes System zu ersparen. Problematisch sei die Internetanbindung in manchen Wohnorten der Schüler. Vereinzelt müssen Kinder doch die Notbetreuung in der Schule mit derzeit 16 Teilnehmern in Anspruch nehmen, weil ihre Leitung zu Hause zu schlecht ist. Videokonferenzen finden im Wechsel mit Selbstlernphasen statt. Die Schüler arbeiten zu Hause mit eigenen Geräten. Die 30 iPads in der Schule reichen nur für die Notbetreuung aus. Weitere 100 Stück sind seit Sommer bestellt und wurden noch nicht geliefert. Die Schule stehe derzeit vor vielen technischen Fragen, so Marker-Schrotz, die sich Unterstützung durch einen IT-Fachmann wünscht. Unterrichtet wird nach Stundenplan. Das gilt auch für die Neunt- und Zehntklässler, die wohl Ende der Woche zumindest zeitweise in die Schule zurückkehren.
An der Freiherr-vom-Stein-Schule Neckarsteinach konnte Schulleiterin Angelika Mollenhauer trotz einiger ausstehender Rückmeldungen festhalten: "Ob alles zu 100 Prozent geklappt hat, weiß ich noch nicht, aber ich glaube, es ist einiges ins Laufen gebracht worden." Für den Fernunterricht würden hier "Microsoft Teams und Office 365" genutzt, so Mollenhauer. Darüber erhielten die Schüler Arbeitspakete, die bearbeitet und dann per Videokonferenz mit den Lehrkräften besprochen werden. Wer zu Hause keine Möglichkeit zum Ausdrucken hat, könne seine Unterlagen in der Schule abholen. Wiederkehrende Hürde sei die schlechte Netzanbindung einiger Schüler. "Das fangen wir auf, indem die Kinder die Arbeitspakete ausgedruckt bekommen. Der Kontakt zu den Lehrern erfolgt dann, wenn die Videoverbindung funktioniert, oder über das Telefon", so Mollenhauer. Das betrifft aber nicht die Abschlussklassen: Diese haben Präsenzunterricht im Schulgebäude. Die Lehrkräfte selbst arbeiten laut der Schulleiterin überwiegend aus dem Homeoffice: "Ein Streaming aus allen Klassenzimmern wäre nicht möglich."
Im Friedrich-Ebert-Gymnasium Sandhausen (FEG) ist die vom Hasso-Plattner-Institut entwickelte "HPI Schul-Cloud" im Einsatz. Lehrkräfte und Schüler seien frühzeitig vorbereitet worden, erklärt Patrick Kaminski, Abteilungsleiter der Naturwissenschaften: "Unser Konzept stand schon im Oktober, wir haben alle Schüler und Lehrer geschult." Als allgemeines "Hauptproblem" beschreibt Kaminski den "katastrophalen Netzausbau" im ganzen Land. Es sei abzusehen gewesen, dass Server und Leitungen in die Knie gehen, wenn alle auf Unterricht per Videokonferenz setzen. "Wie bei den meisten Schulen würde auch unser Internetanschluss nicht ausreichen, wenn zwei bis drei Lehrer von hier aus einen Videostream starten wollten", so Kaminski. Deswegen habe man das Konzept am FEG auf den Austausch von kleineren Datenmengen ausgerichtet. "Jeder Lehrer kann Aufgaben auf der Plattform zur Verfügung stellen." Dabei bekomme jeder Schüler individuell eine Seite mit seinen Aufgaben angezeigt. "In einigen Fächern fotografieren die Schüler dann ihre Lösungen in möglichst kleiner Auflösung und stellen diese in die Cloud." Teilweise biete sich auch die Funktion der Plattform an, einen Text direkt dort einzutippen. Videokonferenzen gebe es nur einmal pro Woche in ausgewählten Fächern.
An der Geschwister-Scholl-Schule in St. Ilgen (GSS) betont Schulleiterin Konstanze Stöckermann-Borst, dass zum Schulstart "theoretisch alle gut versorgt waren". In der Praxis habe es jedoch wie an anderen Schulen auch mit der Videokonferenz gehapert. Im Falle der GSS sei man auf die digitale Schulplattform "IServ" angewiesen. Hier gab es jedoch Stöckermann-Borst zufolge aufgrund des überlasteten Servers erhebliche technische Probleme bei der Lehrer-Schüler-Kommunikation. Sonderlich überrascht zeigte sich die Schulleiterin davon allerdings nicht. Man habe sich bereits im Vorfeld darauf verständigt, die Videokonferenzen zeitlich von Klasse zu Klasse zu entzerren. "Am Nachmittag war es wieder besser", meinte Stöckermann-Borst. Am Vormittag sei man stattdessen kurzerhand auf einen Austausch per Telefon und E-Mail umgestiegen. Ein Tag wie der gestrige zeige: "Für den Fall der Fälle sind wir gerüstet." Trotz der Probleme sei kein Chaos ausgebrochen. Dank der vorab ausgehändigten Lernpläne und Arbeitsblätter wisse jeder Schüler, was er zu tun habe.