Christoph Güll und Tessa Schönborn in der ersten Fahrstunde nach langer Pause. Foto: A. Dorn
Bammental/Wiesenbach/Heiligkreuzsteinach. (agdo) Die Hände am Lenkrad, der Fuß über dem Gaspedal, den ersten Gang eingelegt – los geht’s! Zur ersten Fahrstunde nach dem Lockdown sind viele Schüler mit einem etwas zwiespältigen Gefühl angetreten. Zweieinhalb Monate hatten sie Corona-Zwangspause, Anfang der Woche ging es auf den Straßen der Region nun endlich weiter mit dem Fahrunterricht.
Nach einer Klage dürfen nun auch Fahrschulen in Baden-Württemberg wieder Praxisunterricht geben. Der theoretische Teil hingegen war den gesamten Lockdown über erlaubt – allerdings nur per Internet. Geklagt hatte eine Fahrschule aus Freiburg, die dem Unternehmen "Academy"-Fahrschule angeschlossen sei, berichtete Thorsten Güll. Er ist Mitinhaber der Fahrschule "Academy Fahrschule Güll", die in Bammental, Wiesenbach und Heiligkreuzsteinach ansässig ist. Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hatte der Klage stattgegeben.
Im benachbarten Hessen, so auch in Neckarsteinach, gab es für Fahrschulen übrigens kein Fahrverbot während des "harten Lockdowns". In Baden-Württemberg waren indes nur Fahrstunden für Angehörige von Hilfsorganisationen und für Bus- und Lastwagenfahrer erlaubt.
Sie sei sehr froh, dass es wieder weitergehe, sagte Fahrschülerin Tessa Schönborn beim Besuch der RNZ – wenngleich sie nach der langen Pause mit einem etwas mulmigen Gefühl ins Auto steige, verriet sie. Vor dem Lockdown habe sie kurz vor den Abschlussfahrten gestanden, bis zur praktischen Prüfung war es nicht mehr weit. Um nicht komplett aus dem Tritt zu kommen, habe sie im Auto ihres Vaters auf dafür vorgesehenen Übungsplätzen trainiert. Vergleichbar mit den Fahrten auf den Straßen sei das aber nicht. Auch Albina Berisha blickte mit einem etwas angespannten Gefühl der ersten Fahrstunde entgegen. Die Anspannung löste sich aber wenige Kilometer später.
"Die Fahrschüler müssen nach der Zwangspause ein bis drei Fahrstunden mehr einplanen, um wieder auf den Stand vor dem Lockdown zu kommen", erzählte Thorsten Güll, der zusammen mit seinem Bruder Christoph Güll die Fahrschule betreibt. Das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt habe übrigens bisher nach der Pause noch niemand.
Einen Wartestau gibt es bei den Fahrprüfungen: Die Fahrschule Güll hat rund 150 Schüler, die aktuell für die praktische Prüfung bereit sind – genauso wie etliche andere Fahrschulen der Region auch. Güll schätzt, dass seine Fahrschüler mindestens sechs Wochen warten müssen, bis sie an die Reihe kommen. Das bedeutet wiederum eine höhere finanzielle Belastung für Eltern oder Fahrschüler, denn eine sechswöchige Fahrpause vor der Prüfung ist natürlich nicht möglich.
Gut läuft es indes mit den theoretischen Prüfungen, die per Videokonferenz von der Fahrschule aus stattfinden. "Es gibt Fahrschüler, die bereits ihre theoretische Prüfung in der Lockdown-Phase bestanden haben, aber aufgrund des Lockdowns noch keine einzige Fahrstunde hatten", berichtete Thorsten Güll.
Nicht möglich ist derzeit eine Anmeldung für neue Fahrschüler, denn dafür braucht man eine Bescheinigung über einen Erste-Hilfe-Kurs. Und dieser wurde bisher für die Fahrschulen im Ländle noch nicht freigegeben – es liegt also noch einiges im Argen.