Nußloch. (axe) Bislang liest am Ort jeder seine Wasseruhr noch selbst ab. Diese vielen Zahlen, selbst wenn sie als E-Mail eingehen, werden dann manuell in der Kämmerei eingegeben, um die Bescheide auszustellen. Da nur alle sechs Jahre die Zähler gewechselt werden, fallen grobe Fehler oft erst sehr spät auf - und verursachen weiteres Ungemach. Das ist nicht eben zeitgemäß, dachte man sich im Rathaus. Und schlug dem Gemeinderat ein anderes Verfahren vor.
Die Walldorfer Stadtwerke, die Nußlochs frisches Nass am Laufen halten, könnten künftig auch das Ablesen übernehmen. Dank des elektronischen Verfahrens entfallen händische Eingabe oder Nachbearbeitung; 95 Prozent der Zählerstände würden auf diese Weise erfasst. Die Kostenersparnis für Nußloch belaufe sich auf 8350 Euro im Jahr. Und: Die frei werdenden personellen Kapazitäten seien gerade mit Blick auf die Einführung der Doppelten Buchführung höchst willkommen, so die Verwaltung.
Außerdem würden die Wasseruhren regelmäßig überprüft und der Service biete ein hohes Maß an Kundenfreundlichkeit, warb das Rathaus für das Walldorfer Modell. Schließlich hätten manch ältere Mitbürger bisweilen Schwierigkeiten mit dem Ablesen. Auch die Variante, dass eine externe Firma die Erfassung übernimmt, hatte die Kämmerei geprüft. Hier gehe man aber von einer geringeren Quote und einer Ersparnis erst ab dem zweiten Jahr aus.
Und der Gemeinderat? Wer erwartet hatte, dass die Bürgervertreter erfreut und unisono "Ja, gerne!" rufen würden, sah sich getäuscht. Die "mündigen Bürger", das Adjektiv betonte Kay Kettemann (CDU) besonders, hätten sich an die bisherige Praxis gewöhnt. Vor allem Ältere ließen nicht gerne Fremde ins Haus, und bei Berufstätigen sei die Terminfindung schwierig, plädierte er für ein Alles-so-lassen. Ins gleiche Horn stieß Dorle Teboven (FWV).
Auf der anderen Seite verwies Ines Veits (Grüne) darauf, dass die bisherige Methode - mit nur 75 Prozent Rücklauf und teils fehlerhaft abgelesenen Zählerständen - beileibe nicht optimal funktioniere. Insbesondere wegen der Arbeitserleichterung für die Verwaltung konnte sich Susanne Wenz (SPD) ebenfalls für das Walldorfer Modell erwärmen. Dass ein Ableser, der von Haus zu Haus geht, im digitalen Zeitalter ein Rückschritt sei, meinte Ralf Baumeister (FDP/BfN). Er empfahl für die Zukunft, ein Onlineportal zur Eingabe einzurichten.
Am Ende folgten die Bürgervertreter mit denkbar knappen neun zu sieben Stimmen der Verwaltungsempfehlung und beauftragten die Stadtwerke Walldorf mit dem angebotenen Service.
Deutlich leichter tat sich das Gremium damit, die Stadtwerke aus der Nachbarstadt mit der Generalsanierung einer Förderpumpe im Nußlocher Wasserwerk zu betrauen. Einhellig und ohne Diskussion wurde der Auftrag über 17.600 Euro erteilt, den in der Praxis zum großen Teil die Spezialfirma TBV ausführt. Nachdem bereits im vergangenen Jahr eine Pumpe komplett instand gesetzt wurde, sollen bis 2020 alle vier örtlichen Förderpumpen generalüberholt sein.