Notbetreuung steht

Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen sind auf die Corona-Krise vorbereitet

Kinder von Berufstätigen in sogenannten "kritischen Infrastrukturen" können in einer Notfallbetreuung untergebracht werden.

16.03.2020 UPDATE: 17.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Leere Flure – wie hier im Kurpfalz-Internat in Bammental – sind ab heute die Normalität in den Einrichtungen der Kinderbetreuung und in den Schulen der Region. Foto: privat

Von Lukas Werthenbach und Christoph Moll

Region Heidelberg. Ab dem heutigen Dienstag sind wegen der Corona-Krise im gesamten Land Schulen und Kindergärten bis zum Ende der Osterferien geschlossen. Die RNZ hat sich in der Region rund um Heidelberg umgehört, wie die Kommunen und Einrichtungen damit umgehen.

Die allermeisten Schüler und Kita-Kinder bleiben am heutigen Dienstag zu Hause. Das bedeutet für viele berufstätige Eltern, dass sie improvisieren müssen. Doch für bestimmte Beschäftigte gelten laut Beschluss der Landesregierung Ausnahmeregeln: Kinder von Berufstätigen in sogenannten "kritischen Infrastrukturen" können in einer Notfallbetreuung untergebracht werden. Dazu zählen etwa Polizei, Feuerwehr und medizinisches Personal, aber auch Berufe in der Lebensmittel-, Wasser- und Energieversorgung. Dabei geht es sowohl um Alleinerziehende, die in einer der betreffenden Branchen tätig sind, als auch um Fälle, in denen beide Elternteile im Bereich der "kritischen Infrastrukturen" arbeiten.

> In Dossenheim berichtete Thomas Schiller von der Gemeindeverwaltung: "Angesichts unserer rund 400 Grundschulkinder und 500 Kindergartenkinder sind bisher nur erstaunlich wenige für die Notfallbetreuung registriert". Die privaten und kirchlichen Träger der Einrichtungen hätten die Eltern bereits am Wochenende informiert und die entsprechenden Rückmeldungen aufgenommen. "Stand jetzt haben wir 17 Schüler und 14 Kita-Kinder für die Notfallbetreuung", erklärt Marc Miltner als zuständiger Mitarbeiter im Rathaus der Bergstraßengemeinde. Dabei lobt er sämtliche Leitungen der Einrichtungen: "Alle haben das perfekt umgesetzt", sagt er. Es sei damit zu rechnen, dass im Laufe der Woche noch einige Kinder hinzukämen, die ebenfalls unter die Ausnahmeregelung fallen. Auch Schiller sieht aber alle gut vorbereitet: "In den Schulen übernehmen abwechselnd die Lehrer die Betreuung." Denkbar sei, dass nachmittags das Personal des schulischen Betreuungsangebots übernehme.

> In Nußloch sei bereits am Wochenende mit der Vorarbeit für die Notfallbetreuung begonnen worden, berichtet Hauptamtsleiter Christian Laier. Über die Zahl der Kinder, für die die Ausnahmeregel greift, konnte er gestern noch nichts sagen. "Da müssen wir noch die Rückmeldungen abwarten." Jedenfalls seien die sechs Kindergärten und ein Hort für betroffene Grundschüler vorbereitet. Dabei sollen Kinder aus dem Waldkindergarten im "Apfelbäumchen" in der Kurpfalzstraße untergebracht werden. Bei der Verteilung wolle man darauf achten, dass möglichst jedes Kind in "seiner" gewohnten Einrichtung unterkomme. Zudem sollten maximal fünf Kinder in einer Gruppe unterkommen.

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> In Leimen liegen seit gestern in den Einrichtungen Listen aus, in die Eltern aus entsprechenden Berufsgruppen den Bedarf für eine Betreuung anmelden können. Die Kinder werden dann in den bisherigen Einrichtungen weiterbetreut, auch wenn es nur kleine Gruppen sind. "Zum einen brauchen sich Eltern und Kinder so nicht umzustellen, zum andern verhindern wir mit möglichst kleinen Gruppen die Ansteckungsgefahr", so Stadtsprecher Michael Ullrich. Die Stadt teilte gestern mit, dass bereits gezahlte Beiträge für den Monat März "aus kassentechnischen Gründen" nicht mehr zurücküberwiesen werden, die April-Beiträge würden jedoch nicht abgebucht.

> In Bammental ist das Kurpfalz-Internat derweil beinahe verwaist. "Die meisten Schüler sind schon am Freitag abgereist", erklärt Geschäftsführer Mario Lehmann. Demnach sei bereits für den gestrigen Montag unabhängig von der Corona-Krise "schulfrei" geplant gewesen – als Ausgleich für einen "pädagogischen Tag" vor einigen Wochen.

> In Neckargemünd fand bei der Stephen-Hawking-Schule der SRH bereits gestern kein Unterricht mehr statt, wie Geschäftsführer Tobias Böcker sagte. Dies sei entschieden worden, da viele der rund 200 Schüler im Internat von weit her anreisen. Die Schüler seien mit Unterrichtsmaterial versorgt worden und könnten ihre Lehrer per E-Mail erreichen. Eine Notbetreuung im Internat sei sichergestellt. Bis auf wenige Schüler sei dieses aber leer. Risikopatienten unter den Schülern seien schon seit der vergangenen Woche zu Hause. Am Berufsbildungswerk der SRH soll der Präsenzunterricht ab heute ausgesetzt werden. Aber: "Die Bundesagentur für Arbeit geht derzeit davon aus, dass wir zur gegenseitigen Leistungserfüllung verpflichtet sind und wird nach aktuellem Stand bezüglich einer möglichen Betriebsschließung nicht aktiv", so SRH-Sprecher Simon Stadler. "Eine potenzielle Schließung könnte jedoch durch das zuständige Gesundheitsamt angeordnet werden."

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