Hier trieben zahlreiche tote Forellen im Wasser. Fotos: privat
Neckarsteinach. (cm) Zwei Monate nach dem Fischsterben in der Steinach ist klar, dass nichts klar ist. Denn die Ursache für den Tod zahlreicher Forellen Ende Juli wird wohl nie genau festgestellt. "Eine abschließende Klärung des Fischsterbens ist nicht möglich", teilte eine Sprecherin des für Neckarsteinach zuständigen Polizeipräsidiums Südhessen in Darmstadt nun auf RNZ-Nachfrage mit.
Rückblick: Ende Juli waren in der Steinach tote Forellen entdeckt worden. Das Fischsterben war zunächst ein großes Rätsel, bis sich der Abwasserzweckverband Steinachtal meldete. Dieser betreibt an der Gemarkungsgrenze von Schönau und Neckarsteinach eine Kläranlage, die das Abwasser aus den Orten Schönau, Heiligkreuzsteinach und Wilhelmsfeld aufbereitet. Die Verantwortlichen räumten ein, dass ein sogenanntes Flockungsmittel durch ein "technisch bedingtes Überlaufen" eines Tanks in den Bach gelangt sein könnte. Dabei handelt es sich um chemische Verbindungen aus Kohlen- sowie Wasserstoff, die die Trocknung des Klärschlamms verbessern. Flockungsmittel gelten als nicht oder nur gering giftig. Hohe Konzentrationen können aber gefährlich für Fische sein. Tatsächlich wurde Flockungsmittel in einer Wasserprobe nachgewiesen. Ob das Flockungsmittel jedoch wirklich die Ursache für das Verenden war, sollte die Untersuchung eines Fisches zeigen.
Deren Ergebnis liegt nun vor – und ist ernüchternd: "Die Todesursache konnte nicht ermittelt werden", berichtet Polizeisprecherin Katrin Pipping. "Die Kiemen des Fisches waren verklebt und konnten nicht mehr untersucht werden." Die Fäulnis am Fisch sei schon so weit fortgeschritten gewesen, dass eine Untersuchung trotz mehrerer Versuche nicht mehr möglich gewesen sei. "Somit können wir nicht beurteilen, ob das Flockungsmittel wirklich ursächlich für den Tod der Fische war", so Pipping.
Und nun? "Wir werden weiter ermitteln", sagt die Polizeisprecherin. "Wenn wir – und danach sieht es nun aus – keine weiteren Ansätze mehr finden, übergeben wir den Fall an die Staatsanwaltschaft." Diese müsse dann entscheiden, ob der Fall eingestellt wird.
Während die strafrechtliche Seite also noch offen ist, scheint die zivilrechtliche Seite geklärt: Der Abwasserzweckverband möchte dem Fischereipächter der unteren Steinach bekanntlich als "Wiedergutmachung" einen Jahresbestand an Bach- und Regenbogenforellen im Wert von rund 2000 Euro zahlen.
Wie viele Fische gestorben sind, ist nicht bekannt. Die Polizei hatte von zehn bis 15 Forellen gesprochen. Eine Anwohnerin hatte der RNZ sogar von 25 toten Fischen berichtet, die sie auf einem kurzen Abschnitt des Baches gesehen hat und die zwischen zehn und 30 Zentimeter groß waren. Sie geht davon aus, dass mehrere Hundert Forellen in der Steinach verendeten.