Als sich die Bürgerin im Gemeinderat meldete, meinte sie Bilder wie diese: So sieht eine Grünfläche aus, nachdem sie Besuch von hungrigen Wildschweinen hatte. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Die massiven Schäden durch Wildschweine im Kleingemünder Naturschutzgebiet waren auch in öffentlicher Sitzung des Gemeinderates ein Thema. Eine Bürgerin zitierte dabei einen RNZ-Artikel aus dem Jahr 2017, in dem ein Mitarbeiter des Karlsruher Regierungspräsidiums festgestellt hatte, dass die Wildschweine aus Hessen über die Landesgrenze ins badische Naturschutzgebiet kommen. "Diese Wildschweine müssen bejagt werden", forderte die Frau und verwies auf die großen Schäden an Magerwiesen und das massive Wachstum von Ampfer und Brombeerhecken.
Bürgermeister Frank Volk erinnerte daran, dass das Regierungspräsidium die Pflege des Naturschutzgebietes zugesagt habe, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kleingemünder Neubaugebiet liegt. "Es ist aber nichts passiert", beklagte der Rathauschef. Er habe damals gegen die Ausweisung gestimmt, da ihm die Regeln nicht weit genug gingen, so Volk. So müsse es verboten sein, das Gebiet zu betreten. Dass allerdings auch Mountainbiker durchfahren dürfen, sei eine "katastrophale Festsetzung": "Dort hat keiner etwas mit dem Fahrrad zu suchen, denn es geht darum, die Natur zu schützen."
Die Wildschweine richten Schäden unter anderem an Magerwiesen an. Foto: Mirgeler/dpaJäger hätten ihm im Gespräch bestätigt, dass sie nahezu täglich im Naturschutzgebiet unterwegs seien, berichtete Volk: "Die sitzen stundenlang da und dann kommen um Mitternacht ein Jogger mit Stirnlampe oder Spaziergänger mit Hunden", sagte der Bürgermeister. Und er fragte: "Wie soll da ein Jäger schießen?"
Auf Nachfrage der Bürgerin, warum nicht einfach ein Verbotsschild aufgestellt werden könne, verwies Volk auf die Verordnung des Naturschutzgebietes, die seines Erachtens nicht weit genug gehe. Die Frau wollte außerdem wissen, ob Volk mit den hessischen Jägern gesprochen habe. Für diese sei er nicht zuständig, sagte der Bürgermeister: "Da habe ich keinen Zugriff."
Die Stadt stehe in Kontakt mit dem Regierungspräsidium und der Unteren Naturschutzbehörde, die beim Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg angesiedelt ist. Den Vorschlag der Einwohnerin, ob man vor dem Regierungspräsidium in Karlsruhe eine Demonstration organisieren solle, meinte Volk: "Vielleicht wäre das besser."
Reinhard Ding vom Verein "Birnbaum", der einst gegen das Neubaugebiet neben dem heutigen Naturschutzgebiet mobil gemacht hatte, nahm das Regierungspräsidium allerdings in Schutz. Bei einer Begehung sei deutlich geworden, dass die Behörde sehr wohl tätig sei und unter anderem viel Geld für das Mähen der Wiesen ausgebe. "Der Gemeinderat muss sagen: So kann es nicht weitergehen", forderte Ding und kündigte an, dass sich der Verein von Freie-Wähler-Stadtrat Giuseppe Fritsch über die Situation "bestens informieren" lasse.
Später in der Sitzung berichtete Hermino Katzenstein (Grüne), dass er mit dem ehemaligen zuständigen Mitarbeiter des Regierungspräsidiums Kontakt aufgenommen habe. Dieser habe ihm als Landtagsabgeordneter empfohlen, einen Brief an die Behörde zu schreibe. "Das werde ich auch tun", kündigte Katzenstein an.