Zum Verwechseln ähnlich? Das befürchtet ein Kleingemünder für Mülleimer am Neckarufer und die Bojen auf dem Fluss, doch die Polizei sieht das anders. Fotos: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. "Müssen die Kleingemünder Mülleimer noch einmal getauscht werden?", fragt Hans-Rainer Windmaier. Der Neckargemünder kennt sich aus mit Verkehr und dessen Zeichen, managte einst den Bau des Großprojekts "Hollmuth-Tunnel". Windmaier sieht die Gefahr, dass die neuen farbenfrohen Mülltonnen am Ufer von Binnenschiffern als Schifffahrtszeichen interpretiert werden könnten. "Bei sehr schlechter Sicht ist nicht auszuschließen, dass ein Schiffsführer bei Talfahrt eine grüne Mülltonne für ein Schifffahrtszeichen hält und eine Havarie verursacht", meint Windmaier und fragt: "Kann die Stadt dann die nicht geringen Schadensersatzforderungen stemmen?"
Die Mülleimer am Kleingemünder Neckarufer sorgen also weiter für Gesprächsstoff. Wie berichtet hat die Stadt die leuchtend-orangefarbenen Eimer nach nur wenigen Tagen und scharfer Kritik an der Farbwahl gegen grüne Tonnen ausgetauscht. Die Stadt räumte ein, dass die Müllsammler "stärker dominierend" wirkten als gedacht. Die abgebauten Mülleimer sollten eingelagert und sukzessive dort, wo nötig, im gesamten Stadtgebiet an öffentlichen Wegen und Bushaltestellen angebracht werden. Dort würden sich diese "wegen ihrer Signalwirkung" besonders gut eignen.
Wird diese Signalwirkung also zur Gefahr für Schiffe? Mehrere von der RNZ befragte Experten zerstreuen diese Bedenken. Wasserschutzpolizei-Sprecher Jürgen Eisele erklärt zunächst, dass grüne Bojen – flussabwärts gesehen – die Fahrrinne links begrenzen, orangefarbene Bojen rechts. Insofern stimme schon einmal die Seite nicht. "Ortsfeste Einrichtungen aller Art dürfen durch ihre Ausgestaltung nicht zu Verwechslungen mit Schifffahrtszeichen Anlass geben und die Schiffsführer beim Navigieren in die Irre führen", so Eisele. "Eine Beeinträchtigung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs sehen wir aber weder durch den orangefarbenen noch durch den grünen Mülleimer am Neckarufer gegeben."
So sieht es auch Walter Braun vom Wasser- und Schifffahrtsamt Neckar mit Sitz in Heidelberg: "Ob Grün oder Orange: Kein Schiffer kommt auf die Idee, die Mülltonnen mit Bojen zu verwechseln – wer das verwechselt, hat zu viel getankt." Und zwar keinen Diesel. Auf dem Radar, das bei schlechtem Wetter zum Einsatz kommt, seien Bojen klar zu erkennen. "Das schafft kein Mülleimer dieser Welt", so Behördenchef Braun. Bei Radarkontrollfahrten auf dem Neckar seien Tonnen am Ufer noch nie ein Thema gewesen. Die Behörde sei bei der Wahl der Mülleimer auch nicht beteiligt gewesen – und eigentlich froh darüber.
Auch der Rechtsanwalt Thomas Ax äußert sich zu den Mülltonnen. In einem "offenen Brief" an Bürgermeister Frank Volk berichtet der Kopf der Stadt-kritischen Initiative "Neckargemünd im Aufbruch", dass nun die auffälligen Abfallbehälter "prominent" in Kleingemünd, wo Ax wohnt, stehen – unter anderem am Brunnen gegenüber dem Alten Schulhaus und an der Kerwescheune. Bei diesen Orten handele es sich jedenfalls nicht um Bushaltestellen. Diese Standorte seien offensichtlich weniger schutzwürdig als die Standorte am Neckaruferweg, kritisiert Ax. Dies sei nicht hinzunehmen und eine öffentliche Provokation gegenüber den Anwohnern "hier oben und auch gegenüber meiner Person". Der Anwalt sieht eine "Abfallbehälterungleichbehandlung" in der Stadt und fordert Bürgermeister Volk abschließend auf: "Tauschen Sie die hässlichen Behälter gegen passende Behälter aus."