Von Nicolas Lewe
Neckargemünd/Paris. Überwältigende Freude herrschte am Dienstag am Max-Born-Gymnasium (MBG) in Neckargemünd. Der Physikkurs unter der Leitung der Astrophysikerin Dr. Inge Thiering hat sich bei einer deutschlandweiten Ausschreibung für die Benennung eines Exoplaneten-Systems durchgesetzt. Ausgerufen worden war der Wettbewerb von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Paris, wo das Ergebnis am Dienstag bekannt gegeben wurde. Auf Vorschlag der MBG-Schüler trägt der Exoplanet HD 325128 künftig den Namen "Neri" und umkreist den Stern "Mago".
"Das ist eine tolle Auszeichnung für unsere Schule", zeigte sich Schulleiter Joachim Philipp im Gespräch mit der RNZ begeistert. "Es ist außergewöhnlich, was da läuft", lobte der Direktor das Engagement seiner Schüler und seiner Lehrerkollegin. Als Schulleiter erfülle ihn diese Auszeichnung mit Stolz.
Inge Thiering war am Dienstag eine viel gefragte Frau. Die Glückwünsche, die sie von verschiedenen Seiten erreicht hätten, wolle sie an alle Schüler und Lehrer des MBG weitergeben. "Die ganze Schulgemeinschaft hat sich dafür begeistert", so Thiering. Nur so sei es überhaupt erst möglich geworden, dass sich der Vorschlag der MBG-Schüler am Ende mit 3414 von insgesamt 8720 abgegebenen Stimmen deutlich gegen die nationale Konkurrenz durchgesetzt habe (siehe Namensvorschläge).
Thiering, die neben dem Fach Physik auch das Wahlfach Astronomie unterrichtet und zudem Leiterin der Astro-AG ist, erklärt gegenüber der RNZ, wie die Schüler überhaupt auf diese exotisch klingenden Namen für den Exoplaneten und seinen Stern gekommen sind. Wissen müsse man hierfür, dass sich das Exoplaneten-System im Sternbild Giraffe befinde. Die Schüler seien daher auf die geniale Idee gekommen, den Stern nach Mago zu benennen, einem Nationalpark in Äthiopien, der sich speziell für den Schutz von Giraffen einsetze. "Nun haben wir nach etwas gesucht, was im Zusammenhang mit dem Nationalpark steht." Eben genauso, wie ein Exoplanet seinen Stern brauche, um seine Kreise zu ziehen.
Eine wichtige Rolle spiele hierbei die sogenannte habitable Zone, also der Bereich um einen Stern, in dem genau die richtige Temperatur herrscht, damit Leben auf einem dort vorhandenen Planeten entstehen kann. Maßgeblich dafür ist, dass Wasser in flüssiger Form bestehen kann. Und dies habe die Schüler auf die nächste geniale Idee gebracht. "Der Fluss Neri", erklärt Thiering, "befindet sich genau an der Grenze zwischen dem Nationalpark Mago und der Wüste." Hiermit sei der perfekte Namensvorschlag für den Exoplaneten gefunden gewesen.
Trotzdem hätten sie und die Schüler bis zuletzt nicht gewusst, ob sich die Namen "Mago" und "Neri" durchsetzen würden. "Selbst dann nicht, als wir erfahren haben, dass wir in der Endauswahl sind", so Thiering. Die Freude nun sei umso größer. "Wir vertreten damit ganz Deutschland", weiß die Lehrerin und betont: "Umweltschutz ist Zeitgeist". Und das betreffe nicht nur die Giraffen.