Auch wenn es innen und außen noch nicht so aussieht: Bei der Sanierung des historischen Empfangsgebäudes am Neckargemünder Bahnhof ist das Ende langsam in Sicht. Fotos: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Wer in letzter Zeit am Neckargemünder Bahnhof war oder zumindest dort vorbeigefahren ist, der weiß: Hier geht es rund. Seit einigen Monaten wird das historische Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1879 von einem Gerüst umgeben. Wo sonst die Busse direkt vor dem Gebäude halten, stehen nun Container und Baumaterialien. Auch wenn es noch nicht so aussieht: Nach vielen Verzögerungen ist ein Ende des Großprojekts nun in Sicht. Im Frühjahr soll das zuletzt weitgehend leerstehende Empfangsgebäude in neuem Glanz erstrahlen.
Ralph Dreher baut den Bahnhof um. Foto: Alex"Es ist noch viel Arbeit, aber ich freue mich schon ohne Ende", sagt Ralph Dreher beim Vor-Ort-Termin mit der RNZ. Der 50-jährige Heidelberger mit Wurzeln im Kraichgau hat das Bahnhofsgebäude vor drei Jahren von der Bahn gekauft und saniert es grundlegend. Vor zwei Jahren hat er begonnen. Eigentlich wollte er Mitte dieses Jahres fertig sein. Doch die Arbeiten wurden umfangreicher als geplant. Insbesondere die Statik war eine Herausforderung. So musste zum Beispiel im früheren Gastraum eine zusätzliche Stahlkonstruktion zum Abstützen der Decke installiert werden. Auch bei den Fenstern gab es noch viele Detailfragen zu klären – und dann kam auch noch die Corona-Pandemie, die für ein bisschen Verzögerung sorgte.
Nun aber ist das Dach erneuert. Auch der Schacht für den Aufzug ist inzwischen vorhanden. "Jetzt folgen der Trockenbau, Elektro und Sanitär", erklärt Dreher. Beim Rundgang wird aber deutlich, dass tatsächlich noch viel zu tun ist.
Im Gastraum des früheren und künftigen Restaurants sind die Sandsteinwände freigelegt – und sie sollen es wegen der hübschen Optik auch bleiben. "Es ist auch der Wunsch des neuen Pächters, dass der Sandstein sichtbar bleibt", erzählt Dreher. Lediglich der Sockel wird verputzt. Die Decke wird abgehängt, in der Mitte des Raumes entsteht eine Barinsel samt Theke. "Der alte Parkettboden war leider nicht mehr zu retten", bedauert der Investor. Hier werden neue Fliesen verlegt. Die Küche entsteht wohl Ende des Jahres dort neu, wo sie auch früher war. Auch im Bereich des früheren Kiosks wird noch gearbeitet.
Noch nicht im Bau ist die sogenannte Esplanade – eine etwa fünf Meter breite und erhöhte Terrasse um das Gebäude herum. Die hierfür notwendige Fläche erhielt er von der Stadt dank eines Deals: Im Gegenzug stellt Dreher die lange gewünschten Toiletten zu den Öffnungszeiten des Restaurants für die Öffentlichkeit zur Verfügung. Nachts ist der Zugang nicht möglich, da Vandalismus befürchtet wird.
Auch wenn es innen und außen noch nicht so aussieht: Bei der Sanierung des historischen Empfangsgebäudes am Neckargemünder Bahnhof ist das Ende langsam in Sicht. Fotos: AlexVom Erd- zum Obergeschoss entsteht eine neue Treppe. An der Stelle der früheren Wohnung – hier lebte der heutige Bürgermeister Frank Volk als kleiner Junge – soll Platz für Gewerbe sein. Die beiden Seitenflügel des Gebäudes sind künftig nutzbar, da sie Dachfenster erhalten. In einem Flügel sind diese bereits fertig eingebaut. Das Dach erhält eine Dämmung und es werden neue Böden verlegt. Auch im Dachgeschoss wurden alle Böden herausgerissen. Die dortige Wohnung soll auch künftig wieder vermietet werden.
"Es sollen möglichst viele Handwerker aus der Umgebung zum Zug kommen", betont Dreher. So kommen die Fliesen aus Waldhilsbach und die Sanitärarbeiten werden von einer Dilsberger Firma ausgeführt.
Für das Restaurant als "Ankermieter" hat Dreher bekanntlich mit dem vom Heidelberger Fast-Food-Center "Mandy’s" bekannten Schlomo Riess bereits einen Betreiber gefunden. Es soll eine Kooperation mit der Metzgerei Unger geben. Für den Kiosk und mindestens 130 Quadratmeter im Obergeschoss sucht er noch Nutzer. "Ich habe mich bisher kaum um die Vermarktung gekümmert", gesteht Dreher. Wenn das Ende der Arbeiten klar feststehe, gehe er auf die Suche. "Es gibt viele Anfragen vor allem aus dem medizinischen Bereich", verrät Dreher.
Für das angrenzende Grundstück ruhen die Planungen aktuell coronabedingt. Hier liebäugelt Dreher mit einem Wohn- und Geschäftshaus samt Biomarkt. Da dem Interessenten 400 Quadratmeter Verkaufsfläche zu wenig waren, hatte Dreher umgeplant. "Solange ich keinen Ankermieter habe, baue ich nicht", sagt der Investor.
Die Kosten für das Projekt verrät Dreher übrigens nicht. Nur so viel: "Es ist alles teurer geworden, aber ich würde es wieder machen." Er plane langfristig mit dem Bahnhof. Das zeige sich auch dadurch, dass er seit Kurzem den Neckargemünder Gewerbeverein führt.