Wildschweine haben den Kleingemünder Boden so sehr aufgewühlt, dass nur noch Traktoren hier fahren können. Foto: Alex
Neckargemünd. (cm) Die Probleme mit Wildschweinen im Kleingemünder Naturschutzgebiet und in der Unteren Haide werden immer größer: In der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderats berichtete eine Frau, dass sie gerne das Obst von ihren Streuobstwiesen ernten würde, dies aber unmöglich sei. Der Untergrund sei derart durchwühlt, dass sie keine Leiter aufstellen könne. Die Frau sprach von einem "Wildschweinparadies" im Naturschutzgebiet.
Bürgermeister Frank Volk sagte, dass die Stadt in Kontakt mit dem Karlsruher Regierungspräsidium stehe. "Als das Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde, hieß es, dass das Regierungspräsidium für die Pflege sorgt", erinnerte er. Tatsächlich würden die Brombeerhecken aber immer größer und das Schwarzwild finde bestens Unterschlupf. Ein weiteres Problem sei, dass sich das Freizeitverhalten der Menschen verändere: So seien bis spät in die Nacht Jogger mit Stirnlampen in den Wiesen unterwegs, sodass Jäger nicht schießen können. Die Neckargemünderin machte den Bürgermeister darauf aufmerksam, dass es wohl vor allem hessische Wildschweine seien, die aus dem Wald über die Landesgrenze ins badische Naturschutzgebiet kommen.
Später in der Sitzung sprach Giuseppe Fritsch (Freie Wähler) das Thema erneut an: "Die Leute können zum Obsternten wegen der großen Wildschweinschäden nicht einmal mehr an ihre Grundstücke fahren", sagte er. "So kann es nicht mehr weiter gehen." Inzwischen würden die Wildschweinrotten sogar ganze Bäume ausgraben. Bürgermeister Volk verwies einmal mehr auf das Regierungspräsidium. "An den Jägern liegt es jedenfalls nicht", meinte er. Damit diese mehr schießen können, müsse das Naturschutzgebiet "rigoroser geschützt werden". Es einfach für Jogger und Radfahrer zu schließen, sei allerdings nicht möglich. Fritsch wies darauf hin, dass auch Städte einen Jäger beschäftigen könnten, was Volk nicht kommentierte.
Gegenüber der RNZ machte Fritsch deutlich, dass nicht nur Menschen betroffen sind. "Man hört nur Streit um Wildschäden, aber die zerstörte Tierwelt wird nicht erwähnt", so Fritsch. "Jahrzehntelang habe ich mich für die Natur eingesetzt - und nun fressen die Wildschweine alles auf und zerstören die Arbeit, die Nester, Biotope, Winterlager und auch mein gezogenes Biogemüse." Er sehe fast täglich die Verwüstungen der Böden und den starken Rückgang von Zauneidechsen, Wild-Bienen, Hummeln, Hornissen und bodenbrütenden Vögeln sowie anderen Insekten und Tierarten, so Fritsch. "Das Schlimmste: Sie zerstören und fressen sogar die Äskulapnattern und deren Brutstätte."
In der Unteren Haide seien Haselnusssträucher als Rückzugsgebiet für die Haselmaus gepflanzt worden, die jetzt durch Wildschweine zerstört worden seien. "Wildschäden auf meinen Grundstücken wurden noch nie entschädigt", merkte Fritsch an. Und: "Grundstückbesitzer sind mutlos geworden."