Neckargemünd

"Das Wasser im Neckar ist besser als in manchen Badeseen"

Stephan Rippert geht gerne und ohne Bedenken im Fluss baden – Eine Probe bestätigt ihn

27.07.2018 UPDATE: 28.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Die Seerosen sieht Stephan Rippert als Indiz für die gute Wasserqualität. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd-Neckarhäuserhof. Stephan Rippert gerät ins Schwärmen: "Das Wasser ist klar und riecht nicht, es gibt kaum Strömung und die Temperatur ist optimal", so der 63-Jährige aus dem Neckarhäuserhof. Damit meint der gebürtige Ungar aber nicht etwa den Plattensee oder einen Bergsee, sondern den Neckar vor seiner Haustür.

Deshalb hat sich der Agrar- und Umweltschutzingenieur unlängst geärgert, als er die RNZ las. Darin stand, dass Baden im Neckar zwar nicht verboten, aber alles andere als ratsam sei. Das Gesundheitsamt betonte: Baden im Neckar ist gesundheitsgefährdend. Rippert kann das nicht nachvollziehen und sieht sich durch eine Wasserprobe bestätigt, die auf seinen Wunsch genommen wurde.

Stephan Rippert lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Nach Stationen in Dossenheim, Schriesheim und Wilhelmsfeld zog es ihn vor acht Jahren ans Wasser und er kaufte ein Haus im Neckarhäuserhof. "Mir war wichtig, dass ich baden gehen kann", erzählt der 63-Jährige. Und diese Möglichkeit nutzt er seitdem ausgiebig: Von Juni bis Ende August stürzt er sich drei bis vier Mal in der Woche immer etwa 20 Minuten ins kühle Nass.

Dabei bleibt Rippert in der Nähe des Ufers, um nicht Schiffen in die Quere zu kommen. Nur bei Hochwasser macht er eine Ausnahme: Dann sei die Strömung zu stark und das Wasser zu trüb. "Das Schwimmen ist pure Erfrischung", sagt Rippert, der überzeugt ist: "Das Wasser im Neckar ist besser als in manchen Badeseen."

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Seine Frau und seinen Sohn konnte Rippert mit seiner Leidenschaft zwar noch nicht anstecken, aber dafür schon viele Urlauber, die mit ihren Motorbooten im Neckarhäuserhof Station machen: "80 Prozent gehen mit mir baden", erzählt der 63-Jährige.

"Und ich habe noch nie gehört, dass jemand danach Durchfall bekommen hat." Im Gegenteil: Er selbst sei seit sechs Jahren nicht mehr krank gewesen, so Rippert. "Auch Hautausschläge hatte ich nie - obwohl ich nach dem Schwimmen nicht dusche."

Deshalb hat sich Stephan Rippert auch geärgert, dass der Neckar "niedergemacht" werde, wie er sagt. Das Gesundheitsamt hatte erklärt, dass es sich beim Neckar nicht um ein Schwimm- und Badegewässer nach der EU-Richtlinie handle. Es werden etwa Industrieabfälle, vor allem aber Abwasser aus Kläranlagen eingeleitet.

Bei Niedrigwasserstand - wie im Sommer- bestehe das Wasservolumen bis zu 40 Prozent aus Klärwasser. Mit dem Abwasser könnten Krankheitserreger wie Viren, Pilze, Fäkalkeime oder eben Salmonellen in den Fluss gelangen. Diese würden im Klärwerk nie vollständig abgebaut. Ein weiteres Problem seien Fäkalien von Tieren sowie multiresistente Keime, die auch im Neckar vorkommen könnten.

Bereits vor zwei Jahren hat Rippert Kontakt mit dem Landratsamt in Heidelberg aufgenommen und um eine neue Messung im Neckarhäuserhof gebeten. Denn die letzte große Untersuchung stammte aus dem Jahr 2001. Das Ergebnis war überraschend: Für Coli-Bakterien ergab sich ein Wert von 312, für Enterokokken von 46, Salmonellen wurden nicht nachgewiesen. Das Gesundheitsamt teilte mit, dass die Messwerte in unbelasteten Gewässern in der Regel unter 100 liegen.

Rippert recherchierte jedoch und stieß auf die EU-Badegewässerrichtlinie. Nach dieser ergibt sich für den Neckar eine "ausgezeichnete Qualität". Das Landratsamt teilte jedoch mit, dass eine einzelne Wasserprobe nicht aussagekräftig sei, sondern eine Messung über vier Jahre hinweg notwendig sei.

Stephan Rippert wird weiter mit großer Lust im Neckar baden gehen. "Hier wachsen sogar Seerosen", sagt er und sieht dies als weiteren Beleg für die gute Wasserqualität. An heißen Tagen geht er übrigens erst abends schwimmen. Anders als ein Freibad kennt der Neckar keine Öffnungszeiten.

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