Vom ehemaligen Mercedes-Autohaus ist längst nicht mehr viel übrig. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Der Neubebauung des Geländes des ehemaligen Mercedes-Autohauses Treibel in Kleingemünd steht nichts mehr im Wege. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung den vorhabenbezogenen Bebauungsplan "Neckarsteinacher Straße 12" bei vier Enthaltungen als Satzung beschlossen. Damit kann der Bau von vier Mehrfamilienhäusern mit 30 Wohnungen, einer Gewerbeeinheit und einer Tiefgarage durch den Bauträger "Hofmann Haus" aus Schwäbisch Hall unter dem Titel "Kieselsteine am Neckar" kommen.
Vor dem Bebauungsplan wurde zunächst ein sogenannter Durchführungsvertrag bei vier Enthaltungen beschlossen und von Bürgermeister Frank Volk gleich unterzeichnet. Dieser regelt unter anderem die Übernahme der vollständigen Kosten für Planung und Ausführung durch den Bauträger. Außerdem verpflichtet sich "Hofmann Haus", die Häuser drei Jahre nach Baugenehmigung fertigzustellen. "Wir bleiben Herr des Verfahrens", so Bürgermeister Frank Volk.
Stefanie Mulfinger vom Büro "BIT Ingenieure" aus Öhringen stellte zunächst die Stellungnahmen von Bürgern und Behörden zum Bebauungsplan vor. Häufig sei es um "allgemeine Hinweise" wie beispielsweise Strom- und Telefonleitungen gegangen, die im Planungsbereich verlegt sind. Bedenken habe man "rege diskutiert und abgewogen".
Hermino Katzenstein (Grüne) fragte nach Altlasten in dem Gebiet. "Hofmann Haus"-Geschäftsführer Dietmar Hofmann betonte, dass man den Boden mit Bohrungen detailliert untersucht habe. Walter Gilbert vom Klimaschutzbeirat ergänzte, dass der Boden in einer Tiefe von ein bis drei Metern unbelastet sei. "Da kann man Rettich pflanzen", meinte er. In der früheren Schmiede auf dem Gelände sei das Eisen wohl nicht mit problematischen Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) gesäubert worden, sondern mit Seife und Wasser. Petra Groesser (Grüne) erinnerte an den schnellen Abriss, ohne dass Untersuchungen auf schützenswerte Tierarten stattfanden. "Das ist keine Bagatelle", fand Hermino Katzenstein (Grüne). "Dafür wurden wir mit 40 Nistkästen für Mauersegler abgestraft", sagte Hofmann. Diese müssen 25 Jahre gepflegt werden.
Detaillierter ging Mulfinger auf die Stellungnahme des städtischen Klimaschutzbeirates ein. Dieser forderte nicht zu öffnende Fenster für den Lärmschutz zur Neckarsteinacher Straße hin, den Standard "Energieeffizienzhaus 55", eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, eine Holz-Pelletheizung und eine Außendämmung, die überwiegend aus natürlichen Materialien wie Mineralwolle besteht. Walter Gilbert vom Klimaschutzbeirat lobte, dass man viele Kompromisse gefunden habe. Als Beispiel nannte er die Forderung nach Trocken- statt Betonmauern. Hier habe man sich auf Gabionen - also mit Steinen gefüllte Stahlgitterquader - geeinigt. Bei der Außendämmung habe man das zu "100 Prozent" künstlich hergestellte Styropor verhindert. "Schön wäre noch gewesen, wenn man eine Erdwärmenutzung berechnet hätte", meinte Gilbert. Hier treffe jedoch Wirtschaftlichkeit auf Klimaschutz. Dabei dürfe das Verlegen von Leitungen zwei oder drei Meter unter den Häusern "nicht totgerechnet" werden. Jürgen Rehberger (Freie Wähler) hakte hier nach und fragte nach entsprechenden Überlegungen. "Uns sind Grenzen gesetzt", sagte Dietmar Hofmann. Man tue schon sehr viel. Die Frage sei, was sich auf dem Markt durchsetzen lasse. "Eine tolle Dämmung ist schön, aber die Wohnung soll nichts kosten", meinte er. "Wenn wir noch mehr machen, kann sich niemand mehr eine Wohnung leisten."
Thomas Schmitz (Grüne) wollte wissen, ob die Kosten für einen Anschluss an das Nahwärmenetz für das unweit entfernte Kleingemünder Neubaugebiet berechnet wurden. Das Heizwerk sei nicht ausgelastet, was hohe Preise für die Abnehmer und eine niedrige Akzeptanz zur Folge habe. Schmitz äußerte seinen Unmut, dass "die Stadtwerke nicht mehr als eine reine Wirtschaftlichkeitsberechnung in Betracht gezogen haben". "Jetzt wird dieselbe Heizung in die Häuser gebaut", sagte Schmitz und bedauerte außerdem, dass keine Fotovoltaikanlagen geplant seien und es an Gewerbeflächen mangele. Für die Wohnungen gebe es viele Interessenten, nicht aber für die Gewerbeeinheit, berichtete Hofmann: "Die Lage ist ideal, aber wir sind auf die Unterstützung der Stadt angewiesen." Eine Fotovoltaikanlage könne man noch nachrüsten, meinte Hofmann.
Für Jens Hertel (SPD) beinhaltet das Bauvorhaben zu viel Wohnnutzung und zu wenig Gewerbeflächen. "Außerdem ist es nicht Bauen für Jedermann", sagte er angesichts der Kosten. Er wunderte sich über die nicht zu öffnenden Fenster. Hofmann erklärte, dass diese zum Reinigen sehr wohl geöffnet werden können. Es gehe aber um den Schutz vor Abgasen und Lärm. Die Fenster seien auch sonst zu öffnen, ergänzte Bürgermeister Volk: "Man kann nur den Griff abnehmen."