Das Gebäude ist etwa 100 Jahre alt und diente als Unterkunft – anfangs für Arbeiter und zuletzt für Pfadfinder. Foto: Alex
Neckargemünd-Mückenloch. (ts) Die erste Ortschaftratsitzung im neuen Jahr in der Kirchberghalle in Mückenloch startete mit einer Planänderung: Ortsvorsteher Joachim Bergsträsser teilte mit, dass das Vorstellen des Starkregengutachtens auf eine der nächsten Sitzungen verschoben werden muss. Bürgermeister Frank Volk wollte die Präsentation übernehmen, ließ sich aber für diese Sitzung entschuldigen.
Als Ende November bekannt geworden war, dass das Häuschen im Naturschutzgebiet "Sotten" abgerissen werden soll, gab es verschiedene Initiativen, das Häuschen zu retten. Dieses diente früher als Unterstand für Arbeiter, die im Sommer Hopfenanbau betrieben, und gehört zur Ortsgeschichte. Bürgermeister Volk setzte sich mit der Oberen Naturschutzbehörde in Verbindung, auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein wollte sich für den Erhalt einsetzen. Ortsvorsteher Bergsträsser teilte nun mit, dass für die Sanierung ein fünfstelliger Betrag notwendig sei. Er selbst habe zur Historie unter anderem bei der Palmbräu-Brauerei nachgeforscht, aber nichts gefunden. Nun wolle er im Archiv der Stadt nachschauen. Er rief auch Bürger dazu auf, ihm Fotos vom Häuschen zur Verfügung zu stellen. Zudem sei eine Spendenaktion geplant. Der anschließende Beschluss zur Erhaltung des Häuschens erfolgte einstimmig.
Beim nächsten Tagesordnungspunkt ging es um die Festlegung der Gräberfelder auf dem Mückenlocher Friedhof. Die Friedhofskommission hatte festgelegt, dass auf allen Friedhöfen der Stadt Grabfelder für Kindergräber, Gräber für "Sternenkinder" und ein Baumgrabfeld angelegt werden. Es wurde einstimmig beschlossen, dass auf dem Mückenlocher Friedhof zwei bis drei Kindergräber, zwei Gräber für "Sternenkinder" und ein Baumgrabfeld angelegt werden.
Ortsvorsteher Bergsträsser teilte noch mit, dass der Bauhof die Arbeiten der neuen Toilettenanlage beim Sitzungssaal übernimmt. Beim Friedhof wurden eine neue Beschallungsanlage und Lautsprecher sowie Infrarotstrahler installiert. Und das 50 Jahre alte Kühlaggregat wurde ersetzt. Karlheinz Scholl (Freie Wähler) sprach erneut die Misere der "Wendeplatz-Toilette" an. Ortsvorsteher Bergsträsser teilte mit, dass er schon etliche E-Mails an den Verkehrsverbund geschickt, aber niemals eine Antwort erhalten habe.
In der Bürgerfragestunde gab eine Mückenlocherin bekannt, dass sie sich unter anderem um den Hang am Kindergarten durch Anlegen von Stauden kümmern möchte. Sie hoffte auf Helfer und Unterstützung der Stadtgärtnerei.
Update: Mittwoch, 3. Februar 2021, 20.35 Uhr
Muss das Häuschen im Naturschutzgebiet weichen?
Im Areal Sotten soll ein historisches Gebäude abgerissen werden - Der Stadtteil Mückenloch will das noch verhindern
Neckargemünd-Mückenloch. (cm) "Als ich gefragt wurde, ob die Kirchberghalle für eine Gemeinderatssitzung nutzbar ist, dachte ich, dass es um Mückenlocher Themen geht", sagte Joachim Bergsträsser (SPD), Ortsvorsteher des Stadtteils bei der Zusammenkunft des Gremiums. Schuld war allerdings die Corona-Pandemie, wegen der das Gremium nicht mehr im Sitzungssaal des Rathauses, sondern lieber in einer großen und gut belüfteten Halle tagt. Schließlich ging es doch noch um Mückenlocher Themen, wofür auch Bergsträsser selbst sorgte.
"Ich habe erfahren, dass die Obere Naturschutzbehörde das kleine Gebäude im Naturschutzgebiet Sotten abreißen will", sagte der Ortsvorsteher – offenbar weil es marode ist. Das Areal liegt oberhalb von Mückenloch in Richtung Haag mitten im Wald und sei, so Bergsträsser, vor 100 Jahren für dortige Arbeiter erstellt und zwischenzeitlich als Unterkunft für Pfadfinder genutzt worden. Inzwischen kümmere sich der Naturschutzbund (Nabu) um das Naturschutzgebiet. Dieser habe das Häuschen sanieren und dafür Geld sammeln wollen. "Es geht um einen kleinen fünfstelligen Betrag", wusste Bergsträsser und meinte: "Das historische Gebäude gehört zur Geschichte unseres Ortsteils." Der Ortsvorsteher wollte wissen, ob die Stadt von den Abrissplänen wisse und ob diese noch zu verhindern seien. Bürgermeister Frank Volk sagte, dass er nichts davon gehört habe.
Das Naturschutzgebiet Sotten ging übrigens aus einer Rodungsinsel hervor, die im 18. Jahrhundert durch Brandrodung entstand. Das waldumschlossene Wiesental bietet mit seinen Quellen, Fließgewässern, Waldrändern, Feldgehölzen und Wäldern einen besonderen Lebensraum für Tiere. Außerdem dient die Fläche als Rastgebiet für Zugvögel.
Bergsträsser fragte im Gemeinderat außerdem nach dem Starkregengutachten für den Stadtteil: "Da warten wir schon lange drauf", meinte er. "Das hängt an einer Nachbargemeinde", erklärte Volk. "Wir warten auf eine Vorlage, die wir auch dringend auf dem Tisch haben wollen." Er kenne das Gutachten und die entsprechenden Gefahrenkarten, die bald behandelt werden sollten.