Die Nutzung läuft bald ab: Hier liegen Christa Henners Eltern Mathäus und Elisabeth Kretz sowie ihre Großeltern Georg und Katharina Fabian begraben. Foto: Alex
Meckesheim. (ths) Ein wenig Licht am Horizont sieht mittlerweile die in Meckesheim aufgewachsene Christa Henner, was die Erinnerung an ihre Eltern Mathäus und Elisabeth Kretz sowie an die Großeltern mütterlicherseits Georg und Katharina Fabian angeht. Zusammen mit ihren Brüdern Wolfgang und Heinz-Dieter Kretz pflegte sie nämlich das Doppelgrab auf dem örtlichen Friedhof. Die Geschwister wollten Anfang des Jahres die Nutzung der Grabstätte verlängern, da jene am zweiten Weihnachtsfeiertag abläuft. Sie stellten daher einen Antrag auf Verlängerung der Grabnutzung, erhielten allerdings durch die Gemeinde schon im März eine Absage.
„Das ist für uns nicht nachvollziehbar“, haderte die Tochter über die Begründung des Gemeinderats, dass nur unter Eheleuten und nicht durch die Kinder eine Ausweitung der Nutzung vorgesehen sei. Selbst nach einem Gespräch mit Bürgermeister Mike Brandt gab es keine Änderung – zumal die Gemeinde, so der Rathauschef gegenüber der RNZ, keine Ausnahme machen könne und sich an die vorgelegten Regeln halte.
Dies sah Christa Henner völlig anders, zumal die Mutter und der Großvater im Dritten Reich unter Repressalien der Machthaber zu leiden hatten. Dies sei sogar in dem anno 2015 erschienenen und von Edith Wolber verfassten Gedenkbuch „Jüdisches Leben in Meckesheim bis 1940“ nachzulesen. Die Mutter kümmerte sich hierbei heimlich um das Los der polnischen Zwangsarbeiter und wurde dabei ertappt. Ihre Gesinnung wurde in Frage gestellt, der Großvater als stellvertretender Bürgermeister, Kirchengemeinderat und Mitgründer des Posaunenchors wehrte sich ganz entschieden gegen jedwede nationalsozialistischen Umtriebe im Ort.
„Dieses Gedenken muss erhalten bleiben“, forderte Christa Henner und rannte damit bei dem Rathauschef nach dem jüngsten Gespräch mit der RNZ offene Türen ein. „Es ist wichtig, dass solche Persönlichkeiten nicht in Vergessenheit geraten und als Beispiel für die Nachwelt dienen“, erklärte er und zeigte sich gegenüber dem gemachten Vorschlag von ihr sehr aufgeschlossen: Auch wenn das Grab nicht mehr erhalten bleibe, wünschte sie sich nämlich ein Aufstellen des Grabsteins an der Friedhofsmauer, wo schon andere Meckesheimer Bürger ihren letzten Platz gefunden hätten.
Jetzt will sie kurzfristig ein neuerliches Gesuch bei Brandt einreichen. Dieser versicherte schon im Vorfeld, dass er für ihr Ansinnen keine Zustimmung des Gemeinderats benötige. „Mit dieser Lösung wäre uns schon sehr geholfen“, zeigte sie sich optimistisch, dass sich zu Weihnachten hin doch „noch alles zum Guten“ wende.