Machten sich vor Ort ein Bild von der Lage (v.l.): Manfred Watzlawek, Jürgen Bauschmann, John Ehret, Gabriele Fleig und Hermino Katzenstein. Foto: Trilsbach
Von Jutta Trilsbach
Mauer. Ein Bahnhof, zwei Gleise, zwei weit auseinanderliegende Haltepunkte in zwei Fahrtrichtungen. Das Besondere: Die Landesstraße 547 durchschneidet den Mauermer Bahnhof, sämtlicher Verkehr läuft auf der L 547, während Bahnreisende queren. Zwischen 6 und 18 Uhr fahren 61 Züge auf dieser Bahnstrecke, durchschnittlich sind die Schranken alle zwölf Minuten geschlossen. Es bilden sich oft Rückstaus bis zur Bundesstraße B 45.
Zu Stoßzeiten ist der Begegnungsverkehr zwischen Brummis, Autos, Fußgängern, Radfahrern und besonders für Kinder sehr gefährlich. Muss etwa hier erst ein schlimmer Unfall passieren, damit endlich vorsorgende Maßnahmen seitens des Landratsamtes getroffen werden? Bis jetzt sieht das Amt dort keinen Unfallschwerpunkt. Obwohl es im vorigen Jahr im Bereich des Haltepunktes zu einem Unfall mit Fahrerflucht kam, als ein Lastwagen eine Radfahrerin und ihr Kind streifte und verletzte.
Der Ortsverband der Grünen startete im Januar eine Petition an den Landtag. Die Grünen bitten darin um eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30 für den Straßenabschnitt der L 547 - vom Ortsende bis zur Anbindung an die B 45 in Mauer-Mitte. Denn die Gefahrenlage übersteige das gewöhnliche Verkehrsrisiko erheblich, der Verkehrslärm werde aufgrund veralteter Verkehrszahlen zu gering angesetzt und entspreche nicht der Realität, heißt es darin.
Mit ihrer Petition werden die Grünen von der Gemeinde Mauer voll unterstützt. Auf den Unterschriftenlisten, die auch im Rathaus ausliegen, haben sich bereits 130 Bürger eingetragen. Und es sollen noch mehr werden.
Zu einer Besprechung vor Ort hatten Manfred Watzlawek, Jürgen Bauschmann und Gabriele Fleig Bürgermeister John Ehret eingeladen und den Landtagsabgeordneten und Verkehrsexperten der Grünen, Hermino Katzenstein. Letzterer ist Mitglied im Petitionsausschuss des Landtages und begeisterter Radfahrer. Als er kurz nach 15 Uhr auf dem Bahnhof aus Richtung Sinsheim mit dem Fahrrad ankam, bekam er sogleich die unübersichtliche Verkehrssituation zu spüren.
Denn zu vollen Stunden rollen hier bis zu drei S-Bahnen in kurzen Abständen aus beiden Richtungen an, zwei Regionalexpresszüge rauschen vorher noch vorbei, die Schranken bleiben minutenlang geschlossen. Ergo bilden sich lange Staus und Autofahrer geben nach der langen Wartezeit dann ordentlich Gas, um möglichst schnell aus dem Ort raus oder in die Ortsmitte zu fahren.
Erst an der Schulbushaltestelle an der Abzweigung in die B 45 sind 30 Kilometer pro Stunde vorgeschrieben. Insgesamt treffen sich um den Bahnhof die Verkehre aus sechs ein- und ausmündenden Straßen und Wegen, bei täglich 320 Schwerlastern allein zum Steinbruch und zusätzlich ins Gewerbegebiet in "Übersee". Gerade in den dunklen Jahreszeiten verschlimmert sich die ohnehin schwierige Lage für alle Verkehrsteilnehmer.
Zur unübersichtlichen Verkehrslage kommt dann zu allem Übel auch noch der Lärm hinzu, dem die Anwohner in der Bahnhofstraße tagtäglich ausgesetzt sind. Lediglich ein kleines Schild: "Freiwillig 30 fahren", welches die Gemeinde in Höhe der Bahnhofsgaststätte aufgestellt hat, wendet sich an die Autofahrer mit der Bitte um Rücksichtnahme. Umsichtige Fahrzeuglenker halten sich daran, viele andere aber nicht.