Eine Stadt, ein Team: Im Leimener Modell haben insgesamt 17 Rathausmitarbeiter auf freiwilliger Basis eine Grundausbildung bei der Feuerwehr absolviert. Foto: Popanda
Von Nicolas Lewe
Leimen. Eine Verpflichtung für den Feuerwehrdienst, wie er jüngst in einigen Dörfern in Schleswig-Holstein eingeführt wurde, wird es in Leimen so schnell nicht geben. "Das wäre die absolute Ultima Ratio", macht Feuerwehrkommandant Armin Nelius auf RNZ-Nachfrage deutlich. Klar sei das gesetzlich möglich, aber über die Sinnhaftigkeit lasse sich streiten.
"Wenn ich jemandem, der mit der Feuerwehr nichts am Hut hat, sage, ab morgen bist Du Feuerwehrmann, mit welchem Elan ist der dann wohl dabei?", bewertet Nelius eine solche Verpflichtung kritisch. Als Träger eines Funkmeldegerätes habe man bei einem Alarm alles stehen und liegen zu lassen und ins Feuerwehrhaus zu kommen. "Im Nachhinein lässt es sich aber nur schwer beweisen, dass der Funkmeldeempfänger in dem Moment auch tatsächlich empfangbar war?", weiß der Kommandant.
Am Schleswig-Holstein’schen Modell will man sich in Leimen kein Beispiel nehmen. "Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes", fällt Nelius ein vernichtendes Urteil. Als deutlich sinnvoller erachtet er den Weg, den die Leimener Feuerwehr bereits vor über einem Jahr eingeschlagen hat: Zur Sicherung der Tageseinsatz-Bereitschaft absolvierten 17 Mitarbeiter des Rathauses auf freiwilliger Basis eine Grundausbildung und sind seitdem eine wichtige Unterstützung für die Feuerwehr. "Bei der Verpflichtung werden die Leute verdonnert, bei uns werden sie zu nichts gezwungen und sind dadurch wesentlich motivierter", nennt Nelius einen für ihn elementaren Unterschied.
Bestätigung für diese These erkenne er darin, dass im Anschluss an die Grundausbildung sechs städtische Mitarbeiter noch einen Atemschutzlehrgang dranhängten und vier von ihnen in die reguläre Abteilung rübergewechselt sind. "Neben ihrer Tätigkeit im Rathaus", wie Nelius hervorhebt. Alles in allem würden der Feuerwehr mit ihren drei Abteilungen somit rund 110 aktive Feuerwehrleute im knapp 27.000 Einwohner zählenden Leimen zur Verfügung stehen.
"Das Nachwuchs-Problem haben wir damit hinausgezögert", sagt Nelius. Rosig sehe er die Zukunft des Ehrenamts trotzdem nicht. "Unsere Gesellschaft ist schuld", meint der Kommandant. Arbeitszeiten, bei denen man um 17 Uhr daheim sei, gebe es kaum noch. Von den Angestellten werde erwartet, flexibel und auch mal länger zu arbeiten. Hinzu komme, dass das Freizeitangebot heute größer sei als noch vor 30 Jahren.
"Gerade bei Jugendlichen ist die Fluktuation groß", so Nelius: "Und das, obwohl wir viele motivierte Jugendbetreuer haben." Zu potenziellen Freiwilligen suche er den direkten Kontakt, etwa bei Feuerwehrfesten. Sie zu drängen bringe aber nichts: "Das wäre, wie wenn man eine Fußballmannschaft zusammenstellt und die haben alle krumme Füße."
Feuerwehrkommandant Armin Nelius. Foto: Alex