Über genügend Freiraum beim Essen können sich die Gäste im Landgut Lingental dank der Corona-Regeln nicht beschweren. Zuvor wurden sie von Anne-Kathrin Zentsch empfangen. Fotos: sg
Von Sabine Geschwill
Leimen-Lingental. "Es waren harte acht Wochen, aber jetzt sind wir einfach nur froh und glücklich, dass wir wieder für unsere Gäste da sein dürfen", verdeutlicht Anne-Kathrin Zentsch, Chefin des Landguts Lingental. Seit Anfang der Woche hat das Landgut mit seiner Gastronomie nach dem mehrwöchigen Corona-Lockdown erstmals wieder geöffnet. Auch wenn es im Biergarten, auf der Seeterrasse, im Landcafé und den Restaurants strenge Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten gilt, die einen Mehraufwand an Personal und Material nach sich ziehen, überwiegt bei der Geschäftsführerin und ihrem Team die Freude, wieder Gäste bewirten zu dürfen.
An Christi Himmelfahrt hatte das Landgut Lingental den ersten großen Besucheransturm zu bewältigen. Alles funktionierte unter Einhaltung der neuen Abstands- und Hygieneregeln wie am Schnürchen. Die Tische im gesamten Gastronomiebereich waren mit ausreichend Abstand zueinander aufgestellt. Das gesamte Servicepersonal trug Mundschutz und hatte die neuen Abläufe in den Tagen zuvor gut eingeübt und schon so etwas wie eine Routine entwickelt.
Entsprechend den neuen Vorschriften werden jetzt alle Gäste direkt an den beiden Eingängen empfangen und begrüßt. Dort kann man sich die Hände desinfizieren und es erfolgt die Aufnahme der Adressdaten der Gäste nebst Datum, Uhrzeit und der zugewiesenen Tischnummer, um bei einer eventuellen Corona-Erkrankung eines Besuchers oder Mitarbeiters die Rückverfolgung der Kontakte gewährleisten zu können. "Wir führen keine Listen, weil sonst jeder sehen könnte, wer sich vor ihm eingetragen hat, sondern wir nutzen kleine Adresszettel, die tageweise gesammelt werden, in einen Umschlag kommen, verschlossen werden und vier Wochen aufgehoben werden", so Zentsch.
Die Geschäftsführerin hat aber in den vergangenen Tagen auch schon die Erfahrung machen müssen, dass es nicht jedem Recht ist, bei einem Gastronomiebesuch seine Adressdaten preisgeben zu müssen. "Bei uns ist es etwa hälftig: Die eine Hälfte unserer Gäste versteht es, dass wir uns an die Vorschriften halten müssen und hat damit keine Probleme. Die andere Hälfte kommt dann lieber nicht."
Am Eingang wird auch gefragt, ob es sich bei den Besuchern um eine Familie oder Personen aus zwei Haushalten handelt. Die dürfen dann zusammen an einen Tisch. Setzt sich eine Gruppe aus mehreren Haushalten zusammen, müssen sie auf weitere Tische verteilt werden. Alle Landgutbesucher werden vom Personal an ihren Platz begleitet, erhalten Einwegspeisekarten und bekommen erst mit der Essensbestellung Besteck, oder bei Bedarf Essig und Öl sowie Salz und Pfeffer an den Tisch gebracht. Nach jedem Gast müssen alle Kontaktflächen wie Tische und Stühle gereinigt werden.
"Für das Personal bedeutet das mehr Zeitaufwand und mehr Laufwege", erklärt Zentsch. Die größte Herausforderung für die Servicekräfte sei das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. "Man muss dem Personal dadurch mehr Pausen gönnen", weiß die Geschäftsführerin. Sie habe aufgrund des Mehraufwands und der zusätzlichen Pausen 20 Prozent mehr Personal im Einsatz als vor Corona. Für das Servicepersonal wurden auch neue Laufwege definiert und darauf geachtet, dass sich die Wege von Mitarbeitern und Besuchern so wenig wie möglich kreuzen: "Das Gute bei uns ist, dass wir hier viel Fläche haben und unsere Wege und Sitzflächen mit genügend Abstand zueinander anpassen können."
An Christi Himmelfahrt hatten die Bedienungen zur Mittagszeit alle Hände voll zu tun. Bei schönstem Sonnenschein hatten sich im Biergarten und auf der Seeterrasse bereits viele Gäste eingefunden, die einfach ein Stück Normalität genießen wollten. Wie eine kurze Umfrage an den Tischen ergab, kamen die Besucher mit den Vorschriften und Hygieneregeln gut zurecht. "In Amerika gehört es in den Restaurants zum Standard, dass man am Eingang begrüßt wird, seinen Namen nennt und zu seinem Tisch gebracht wird. Das könnte man bei uns ruhig beibehalten", meinte Christian Mang aus Eppelheim, der mit seiner Familie seinen Aufenthalt im Landgut genoss. An einem anderen Tisch freuten sich zwei befreundete Paare, dass sie sich endlich mal wieder in einem Biergarten treffen konnten. Die neuen Regeln nahmen sie dafür gerne in Kauf.