Von außen hat sich am Anblick der Jugendherberge mit dem Torturm noch nicht viel geändert, doch im Innern laufen die Arbeiten. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Dilsberg. Es war wohl das begehrteste Zimmer in der Jugendherberge auf dem Dilsberg: das Turmzimmer. Dieses befindet sich im historischen Torturm aus dem 15. Jahrhundert am Eingang zur Bergfeste. Direkt unter der Glocke konnten die Gäste in einem ganz besonderen Raum nächtigen. Das wird künftig nicht mehr möglich sein. Denn das Turmzimmer wird zur Abstellkammer. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Sanierung der Jugendherberge läuft nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen auf Hochtouren. Die Wiedereröffnung ist weiter für Oktober dieses Jahres geplant.
Rückblick: Die Jugendherberge wurde Ende 2015 nach knapp 100 Jahren geschlossen, weil das Jugendherbergswerk die erforderlichen dringenden Brandschutzmaßnahmen mit Kosten von 1,8 Millionen Euro nicht stemmen konnte. Im Herbst 2016 folgte die überraschende Wende: Ein anonymer Spender erklärte sich bereit, 1,5 Millionen Euro für die Sanierung bereitzustellen. Die Kosten für die Sanierung waren zwischenzeitlich von 1,8 auf 2,7 Millionen Euro gestiegen, doch die Jugendherberge war damit gerettet. Doch beginnen konnten die Arbeiten damit nicht - auch noch nicht im vergangenen Herbst, weil die Baugenehmigung nach wie vor nicht rechtskräftig war. Die ursprünglich anvisierte Eröffnung im Juni 2019 musste verschoben werden. Es lag lediglich eine Teilbaugenehmigung für die Abbrucharbeiten vor.
Der Knackpunkt war ein zweiter Rettungsweg für das Zimmer im Torturm. Weil dieser nicht über das Fenster möglich war, musste eine Lösung im Innern des Gebäudes gefunden werden, um das Zimmer weiter nutzen zu können. Wie Karl Rosner, Geschäftsführer des Landesherbergswerks, nun auf RNZ-Anfrage mitteilte, sei die Baugenehmigung für das gesamte Gebäude nach wie vor noch nicht rechtskräftig. "Das Landesamt für Denkmalpflege hat mitgeteilt, dass die vorgeschlagene innenliegende Variante für den zweiten baulichen Rettungsweg ebenfalls abgelehnt wird, weil die notwendigen Eingriffe in die mittelalterliche Gebäudesubstanz nicht akzeptabel seien", so Rosner.
Das Herbergswerk habe sich nun entschieden, keinen Widerspruch gegen diese Entscheidung einzulegen. "Das Turmzimmer kann daher leider nur als Abstellraum genutzt werden", so Rosner. "Durch den Verzicht können jedoch wieder zwei zusätzliche Betten untergebracht werden, die durch den innenliegenden Rettungsweg weggefallen wären." Dem endgültigen Baubescheid stehe damit nichts mehr im Weg. "Unser Architekt hat die notwendigen Schritte veranlasst", so Rosner.
Die Renovierungsarbeiten laufen seit der Teilbaufreigabe Ende Oktober. Bereits abgeschlossen sind Elektro- und Sanitärarbeiten. "Die nächsten Schritte sind der teilweise Austausch von Fenstern und die brandschutztechnischen Ertüchtigungen der Decken", erklärt Rosner. "Die weiteren Innenausbauarbeiten folgen nahtlos, ebenso die Arbeiten an Dach und Außenhülle." An der grundlegenden Planung habe sich nichts geändert, lediglich die Detailplanung sei überarbeitet worden. "Die Kosten liegen bisher im vorgesehenen Rahmen", so Rosner, der betont: "Die Wiedereröffnung Anfang Oktober 2019 ist bislang nicht gefährdet." Alle Beteiligten würden mit Nachdruck daran arbeiten, diese trotz des engen Zeitrahmens zu gewährleisten.
Künftig sollen wieder - wie vor der Schließung - jährlich 5000 Jugendliche aus der ganzen Region und darüber hinaus die Jugendherberge besuchen. Bis zur Schließung der Einrichtung wurden jedes Jahr über 10.000 Übernachtungen gezählt. Die Herberge mit ihren rund 80 Betten wird künftig übrigens als Zweigstelle der Heidelberger Einrichtung betrieben.
Bei den laufenden Umbauarbeiten wird auch die in die Jahre gekommene Aufteilung der Räume verändert. Es entstehen mehr Zimmer mit Dusche und Toilette. Darüber hinaus werden alle sanitären Anlagen, Stromleitungen sowie Bodenbeläge erneuert und die Zimmer werden komplett neu möbliert.