Von Agnieszka Dorn
Gaiberg. Es war im August 1968: Da erschien der 15-jährige Bub Klaus Gärtner morgens um 7.30 Uhr im Neckargemünder Rathaus und fing seine Lehre als Verwaltungsfachangestellter an. Die Reaktion des damaligen Ratsschreibers: "Dass du’s weißt: Ab heute ist Schluss mit dem Äpfelklauen hinter dem alten Neckarfreibad!" Bis heute soll sich der 65-Jährige daran gehalten haben. Nun, nach 50 Jahren im öffentlichen Dienst und 24 Amtsjahren als Bürgermeister von Gaiberg, wurde Klaus Gärtner am Freitagabend verabschiedet. Gärtner geht in den Ruhestand.
Die Feier fand im Berghof Weinäcker statt, da im Alten Schulhaus nicht genügend Platz gewesen wäre. Allein die Liste der Ehrengäste war lang: darunter Landrat Stefan Dallinger, der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Castellucci, der CDU-Landtagsabgeordnete Albrecht Schütte und sein Kollege von den Grünen, Hermino Katzenstein, die ehemalige Landtagsabgeordnete Elke Brunnemer sowie die Gaiberger Ehrenbürger Manfred Lautenschläger und Alexander Seltenreich.
Natürlich waren auch die Bürgermeisterkollegen da: Holger Karl aus Bammental, Maik Brandt aus Meckesheim, Eric Grabenbauer aus Wiesenbach, der Lobbacher Rathauschef Edgar Knecht, Claudia Felden aus Leimen, Sieglinde Pfahl aus Heiligkreuzsteinach, Frank Volk aus Neckargemünd, Marcus Zeitler aus Schönau, der Spechbacher Guntram Zimmermann, Joachim Bösenecker aus Epfenbach, Otto Eckert aus Reichartshausen, Marco Siesing aus Eschelbronn, der Zuzenhäuser Noch-Rathauschef Dieter Steinbrenner sowie Bürgermeister Peter Reichert aus Eberbach.
Damit nicht genug: Die Mauermer Bürgermeisterstellvertreterin Heike Kramer machte Gärtner ebenso ihre Aufwartung wie die Altbürgermeister Heiner Rutsch aus Lobbach und Oskar Schuster aus Neckargemünd, der Leiter des Polizeireviers Neckargemünd, Ralf Schwind, und der ehemalige Co-Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft, Hansi Flick. Gärtners Nachfolgerin und neue Bürgermeisterin von Gaiberg, Petra Müller-Vogel, fehlte natürlich auch nicht.
Die Hauptperson des Abends, Klaus Gärtner, war gut gelaunt und schien kein bisschen melancholisch zu sein. Auch nicht, als er den Rathausschlüssel an Rathausmitarbeiterin Karin Oehmig übergab. Die Atmosphäre während der Verabschiedung war gelassen, es wurde viel gelacht. Zum Beispiel über die Anekdote über den 15-jährigen Lehrbub. Diese schilderte Gärtner in seiner Abschiedsrede, für die er sich die Amtskette angelegt hatte. Aus seiner Anfangszeit im Rathausdienst berichtete Gärtner noch mehr: So bestand ein Teil seiner Ausbildung aus Vesper und Zigaretten holen. Und er musste die Hausaufgabenbetreuung für Kinder von den Mitarbeitern des Rathauses übernehmen. Was hieß: Wenn die Kleinen mal schlechte Noten nach Hause brachten, war Lehrjunge Gärtner Schuld. Dann hieß es: "Der hot efach net gescheit mit dem g’lernt."
In Gärtners 50 Dienstjahren gab es schöne und weniger schöner Erfahrungen: "Es gibt zwei Arten von Menschen, die dir in deinem Leben über den Weg laufen. Die einen sind dir eine Lehre und die anderen sind ein Geschenk", sagte Gärtner. Dafür gab es durchweg Zustimmung.
Auf ein Thema fand Klaus Gärtner trotz seiner langen Amtszeit bisher keine Antwort: Nämlich, welche Voraussetzungen es braucht, um ein echter Gaiberger zu sein. Er fühle sich nach wie vor als Neckargemünder, gab Gärtner zu.
Er dankte dem Gemeinderat für die vielen Jahre der konstruktiven Zusammenarbeit - "auch wenn es in den letzten Jahren an der einen oder anderen Stelle etwas knirschte und hakte". Zudem bedankte Gärtner sich bei den Kollegen im Rathaus, Bauhof, Kindergarten und der Schule für den loyalen, offenen und freundlichen Umgang. Und natürlich dankte Gärtner "dem Geschenk seines Lebens": nämlich seiner Frau Annette. Sie habe ihn vorbehaltlos unterstützt und ihm auch das eine oder andere Mal "den Kopf gewaschen".
Durch den Abend führte Bürgermeisterstellvertreter Manfred Müller. Landrat Stefan Dallinger zeichnete Gärtner mit der Ehrenurkunde des Landes Baden-Württemberg für seine 50-jährige Tätigkeit aus. Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzender Marcus Zeitler und der Gaiberger Kommandant Peter Klehr überreichten von der Freiwilligen Feuerwehr die Ehrenmedaille in Silber.
Einen Blick auf Klaus Gärtners berufliche Laufbahn warf Karin Oehmig: So gewann Gärtner 1984 mit nur 14 Stimmen Vorsprung die Bürgermeisterwahl, bei seinen zwei Wiederwahlen bekam Gärtner je über 90 Prozent Zustimmung. Zum Schluss aller Reden gab es für Klaus Gärtner stehende Ovationen. Vom Gaiberger Musikverein begleitet, sangen alle Besucher kräftig das Badner Lied.