Katharina Winstel-Heil steht an der Stelle, an der das Leiden ihres Ehemanns Helmut Heil vor über einem Monat begann. Er blieb in einem Loch auf der Straße hängen und stürzte. Foto: Alex
Von Nicolas Lewe
Neckargemünd-Neckarhäuserhof. "Wäre das Loch nicht gewesen, dann hätte er sich einfach abgefangen", ist Katharina Winstel-Heil überzeugt. Doch das Loch war da und ihr Ehemann, der 54-jährige Helmut Heil, stürzte am 16. Juli in der Straße zum Friedhof im Neckarhäuserhof so unglücklich, dass er mit einem mehrfachen Bruch des Unterschenkels in eine Sinsheimer Klinik eingeliefert werden musste.
Derzeit befindet er sich in Kurzzeitpflege, wie die 52-jährige Winstel-Heil auf RNZ-Nachfrage berichtet. Es gehe ihm zwar den Umständen entsprechend gut, doch die Verletzung schränke ihren Ehemann in seiner Mobilität weiter ein.
Denn ein Grund dafür, dass der Sturz so schwer ausfiel, lag auch darin, dass der 54-Jährige seit einem Motorradunfall im Jahre 1985 unter einer linksseitigen Armlähmung leidet. "Er ist mit dem Fuß in dem Loch hängen geblieben und in der Vorwärtsbewegung gefallen", rekonstruiert seine Frau nun den Sturz vor Ort.
Nach seinem Unterschenkel-Bruch ist Helmut Heil auf eine Gehhilfe angewiesen. Foto: Alex
Sie, die vor ihm gelaufen sei, habe keine Chance gehabt, ihn aufzufangen. "Er hatte sehr heftige Schmerzen", betont Winstel-Heil. Derzeit könne er wegen der Sperrung für den Verkehr sein eigenes Zuhause nicht mehr aufsuchen. Sowohl mit Gehhilfe als auch im Rollstuhl sei das eine Tortur.
Eine Teilschuld daran, dass es überhaupt zu dem Unfall kommen konnte, sieht die Neckargemünderin bei der Stadt. Denn eigentlich hätte die Straße zum Zeitpunkt des folgenschweren Sturzes schon längst saniert sein sollen. Dies ist anhand von Schreiben, die das Stadtbauamt an die Anwohner der Zufahrt zum Friedhof schickte, nachzuvollziehen.
Deren Vorwurf: Die Gefahrenstelle war nicht ausreichend abgesichert. Bereits am 16. Mai wurden die Sanierungsarbeiten angekündigt. Baubeginn sollte am 22. Mai sein, der Abschluss war für den 1. Juni angedacht. Doch am 30. Mai wurden die Anwohner in einem weiteren Schreiben darüber unterrichtet, dass sich die Bauzeit "aufgrund nicht vorhersehbarer Untergrundverhältnisse um etwa zwei Wochen verschiebt".
Als neues Datum der Fertigstellung wurde der 15. Juni genannt. Für die Anwohner habe diese Verlängerung bedeutet, dass sie wegen der Vollsperrung der Zufahrtsstraße weiterhin ihre Anwesen nur zu Fuß erreichen konnten, so Winstel-Heil.
Als dann in der Nacht zum 12. Juni ein Teilstück der Trockensteinmauer am Fahrbahnrand auf rund drei Metern Länge einstürzte, wurde selbst die Annäherung zu Fuß zur Kletterpartie.
Wie die RNZ damals berichtete, nannte die Baufirma als mögliche Gründe Starkregen oder Erschütterungen, die durch eine Rüttelmaschine hervorgerufen worden sein könnten. Die Suche nach einer Firma, die sich um die Wiederherstellung der Mauer kümmert, gestaltete sich indes so schwierig, dass die Arbeiten in der Straße über Wochen ruhten.
Am 29. Juni reichte es Helmut Heil. "Der Zustand ist entsetzlich und unhaltbar", schrieb er in einer Mail an das städtische Bauamt. "Haben Sie eine Firma gefunden, die die Mauer zeitnah wieder aufbaut?"
Die Antwort des zuständigen Fachbeamten machte immerhin etwas Mut: Der Auftrag wurde an die Neckargemünder Firma Winkler vergeben. Am 9. Juli wurde mit den Mauerarbeiten begonnen, eine Woche später, am 16. Juli, war die Stützmauer wiederhergestellt.
Die Straßenarbeiten hätten also wie vorgesehen weitergehen können. "Die Straße soll zum Monatsende fertiggestellt und wieder befahrbar sein", hatte es noch am 4. Juli geheißen.
Bis Anfang der Woche hat die zuständige Firma Hauck die Arbeiten nicht wieder aufgenommen. "Die Stadt rührt sich nicht, die sitzen das aus", beklagt Winstel-Heil. Auch auf die Schadensmeldung über den Sturz ihres Mannes habe sie trotz mehrfacher Reklamation keine Rückmeldung von der Stadt Neckargemünd erhalten. Ihre Anwälte, so Winstel-Heil, würden sich daher um eine Schadensersatzforderung kümmern und eine mögliche Verletzung der Verkehrssicherungspflicht prüfen.
Doch die Geschichte ist damit noch nicht beendet: Am 30. Juli wurden die Anwohner darüber informiert, dass die Sanierung am 13. August fortgesetzt wird. Zwei Wochen später warteten die Anwohner immer noch darauf, dass es endlich weitergeht. Ihre Frage an die Stadt: Wann hat die Baupause ein Ende?
Auf RNZ-Nachfrage gibt es hierzu von der Stadt folgende Antwort: Nach Auskunft der beauftragten Baufirma Hauck wurde die begonnene Straßensanierung just am Montag wieder aufgenommen. Bis zum Ende der Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Bemerkenswert: Die verspätete Wiederaufnahme der Arbeiten begründet die Stadt mit Betriebsferien bei der Firma Hauck.
Hinsichtlich des Unfalles von Helmut Heil weist die Stadt darauf hin, dass es sich um ein laufendes Verfahren handelt und man deshalb keine Auskünfte geben kann.